Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Regenbogentruppe (German Edition)

Die Regenbogentruppe (German Edition)

Titel: Die Regenbogentruppe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Hirata
Vom Netzwerk:
gezeigt. Daher nahm ich Mahar durchaus ernst. Was für ein Unheil würde wohl über Belitung kommen?
    In einer anderen Welt bereitete Mahars Entwicklung Bu Mus Kopfzerbrechen. In die Welt der Mystik war er bereits abgeglitten, jedenfalls bewegte er sich nicht in Richtung auf künstlerische Ziele, wie es sein Plan A vorsah. Seit Flo da war, war sein Talent immer weiter verkümmert.
    Richtig schlimme Kopfschmerzen aber bekam Bu Mus, als ihr ein Schreiben der Bergbaugesellschaft zugestellt wurde, in dem sie aufgefordert wurde, den Unterricht in unserer Schule einzustellen, da in den nächsten Tagen drei große Bagger kämen, um unter der Schule nach Zinn zu schürfen.

 
     
     
    33  Schwere Gerätschaften wurden herangeschleppt, Bauarbeiter errichteten Wohnbaracken für Arbeiter rings um unsere Schule. Der dröhnende Lärm von Schaufelradbaggern kam immer näher und störte uns zunehmend.
    Obwohl sie bereits abgemahnt worden war, hielt Bu Mus an ihrem Unterricht fest. Ab und zu musste sie schreien, um sich gegen den Maschinenlärm durchzusetzen.
    Sie hatte die Abmahnung bereits beantwortet und die Leitung der Bergbaugesellschaft darum gebeten, ihre Entscheidung, unsere Schule abzureißen, noch einmal zu überdenken. Sie hatte außerdem um eine Gelegenheit gebeten, mit dem Management der Bergbaugesellschaft zu sprechen. Niemand hatte jedoch auf ihren Brief reagiert.
    Bu Mus ließ sich nicht beirren. Wenn wir mutlos waren, rief sie uns dazu auf, über die beiden Pokale zu sprechen, und erinnerte uns daran, dass die beiden Trophäen ein Geschenk für Menschen waren, die zu kämpfen verstanden und sich nicht dem Jammern hingaben. Doch als wir uns gerade in Erinnerung an unsere Triumphe wieder aufgerichtet hatten, war von ferne der Auspuff zu hören, der uns Furcht einjagte: Mister Samadikun war im Anmarsch.
    Die letzte Inspektion von Mister Samadikun war gekommen. Bu Mus prüfte rasch noch einmal die Klasseneinrichtung, und wir versuchten hektisch, letzte Vorbereitungen zu treffen. Wenn wir scheiterten, brauchten wir nicht darauf zu warten, dass uns die Bagger zermalmten, unser Schicksal lag in Mister Samadikuns Hand.
    Wir waren diesmal jedoch etwas optimistischer, denn unsere Ausstattung war nun vollständig: Die Notapotheke war okay, wenn auch nur mit APC-Pillen und dem Wurmmittel Askomin gefüllt. Wandtafel und Wischer waren neu, gekauft von dem Karnevalspreisgeld. Das WC war gesäubert. Es war ein altes Fass, das zu einem Plumpsklo umgebaut war, aber die Schüler brauchten dem Ruf der Natur nicht mehr ins Gebüsch zu folgen.
    Unsere Hemdknöpfe waren vollständig, die Haare ordentlich gekämmt. Keiner war mehr barfuß, wenn es auch in einigen Fällen nur Sandalen aus Autoreifen waren. Niemand trug eine Zwille um den Hals. Kucai, Syahdan und ich hatten zwar noch Harzflecken auf dem Hemd, aber es war nur transparentes Dammarharz. Haruns Zeugnis lag bereit. Ihm selbst hatten wir beigebracht, dass zwei und zwei ganz bestimmt vier war. Wenn wir ihn allerdings fragten, zeigte er immer nur drei Finger.
    Bu Mus hatte sogar die völlig nebensächlichen Forderungen von Mister Samadikun weitgehend erfüllt, was Taschenrechner, Zirkel und Zeichenstifte anging. Von dem Geld, das sie für ihre Näharbeiten erhielt, hatte sie einige Zirkel und Zeichenstifte besorgt. Da Taschenrechner zu teuer waren, hatte sie stattdessen einige Abakusse gekauft. Doch die Hauptsache war, dass wir nun zwei Pokale besaßen, die mit Sicherheit Eindruck auf Mister Samadikun machen würden.
    Bu Mus bat uns, den Glasschrank aus der Ecke nach vorn zu holen, neben ihren Tisch, damit die Pokale Mister Samadikun sofort ins Auge fielen. Sahara war wie angestochen zum Brunnen geeilt, hatte einen Eimer Wasser und einen Lappen geholt und die Fenster der Vitrine geputzt, sodass die Pokale nun schön zu sehen waren.
    Bu Mus stellte uns rechts und links vom Schrank auf und befahl uns zu lächeln. Jetzt konnten wir Mister Samadikun empfangen.
    Wir waren gespannt, aber bereit. Bu Mus zeigte ein breites Lächeln. Sie schaute sich um, ob irgendetwas fehlte. Plötzlich erstarrte sie. Ihr Auge war auf die Wand über der Tafel gefallen. Sie sah aus, als hätte sie ein Gespenst gesehen. Wir guckten in dieselbe Richtung und – tatsächlich! Wir hatten das Konterfei des Präsidenten vergessen, ebenso das seines Stellvertreters und des Garuda Pancasila!
    Das kam daher, dass uns der Laden Cahaya Abadi , Strahl der Ewigkeit, das Geschäft für Schulbedarf in Tanjung Pandan,

Weitere Kostenlose Bücher