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Die Regenbogentruppe (German Edition)

Die Regenbogentruppe (German Edition)

Titel: Die Regenbogentruppe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Hirata
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tat mir leid, aber die Schule zu verteidigen war ein vergebliches Bemühen.
    »Was können wir denn noch tun, Ibunda Guru ?«
    »Ich habe einen letzten Plan.«
    Ich ging nicht darauf ein. Enttäuscht versuchte sie es bei A Kiong und Mahar. Ich sah nur, wie sie den Kopf schüttelten.
    »Verzweifelt nicht, kommt am Montag in die Schule. Dann sprechen wir über den Plan«, ließ uns Bu Mus noch wissen.
    Wie ich später hörte, fuhr sie, nachdem sie bei uns gewesen war, Dutzende Kilometer mit dem Fahrrad zu den Pfefferfeldern hinten im Wald, um Kucai zu treffen. Sie suchte ihren Schüler unter Hunderten von Jungen und Mädchen, die dort als Pfefferpflücker arbeiteten. Keiner von ihnen hatte je eine Schule besucht.
    Bu Mus hatte Kucais Foto überall herumgezeigt, hatte zwei Tage dort zugebracht, bei fremden Leuten übernachtet, bis sie unseren Klassensprecher schließlich fand. Bu Mus tat genau dasselbe wie früher Pak Harfan, nämlich Kinderarbeiter davon zu überzeugen, zur Schule zu gehen.
    Nachdem sie Kucai lange und streng ins Gewissen geredet hatte, war sie mit einem Boot der Sarong-Leute zur Insel Melidang auf der Ostseite von Belitung gefahren, um Samson zu suchen, der sich dort als Kopraarbeiter verdingte.
    Offenbar hatte Samson dieselbe Einstellung wie A Kiong, Mahar und ich. Der Reiz des Geldes hatte uns bereits verdorben und wir lehnten es ab, in die Schule zurückzukehren.
    Es war sogar noch komplizierter. Wir wollten auch nicht mehr in die Schule, weil wir nicht erleben wollten, wie unsere Träume niedergewalzt würden. Das wäre zu schmerzhaft gewesen, nicht nur für Bu Mus, sondern auch für uns. Wenn es nur die finanziellen Schwierigkeiten gewesen wären, wenn das Schulgebäude zuammengebrochen wäre, wenn uns die Leute beleidigten oder Mister Samadikun abermals drohte – das hätten wir alles auf uns genommen. Aber gegen die Bergbaugesellschaft zu kämpfen war aussichtslos. Das versuchte ich Bu Mus zu erklären.
    »Es ist vorbei, Ibunda Guru , die Leute haben recht, wenn sie sagen, gebt die Schule auf!«
    Bu Mus hielt den Lenker ihres Fahrrads fest umklammert. Es war klar, dass das für sie nicht in Frage kam. Sie wäre niemals bereit gewesen, zuzusehen, wie die alte Muhammadiyah abgerissen würde.
    »Der Bergwerksdirektor hat gesagt, als Entschädigung für den Abriss unserer Schule bekämen Sie eine Stelle als Lehrerin in der Schule der Bergbaugesellschaft. Nehmen Sie diese Gelegenheit wahr, sie ist mit einem guten Gehalt verbunden«, riet Mahar.
    Die Nachricht hatte sich tatsächlich im Dorf verbreitet.
    Bu Mus sah Mahar an: »Ich würde euch niemals gegen etwas anderes eintauschen!«
    Nach dem Gespräch ging Bu Mus am Nachmittag die Uferböschung des Linggang entlang und suchte Syahdan. Den ganzen Nachmittag lang suchte sie nach ihm. Die Flut kam, der Wind wurde stärker, die Fischer bockten ihre Kähne auf, um sie auszubessern. Für Syahdan war der Lohn für das Kalfatern interessanter, als in einer Schule zu lernen, die am nächsten oder übernächsten Tag dem Erdboden gleichgemacht würde. Es war schwer, dem etwas entgegenzuhalten.
    *
    Freitagnachmittag, eine Woche nachdem mich Bu Mus auf dem Markt gesprochen hatte, traf ich Mujis. Er berichtete mir dasselbe wie schon Bu Mus, dass immer noch Schüler in unserer Klasse zusammenkämen. Das wollte ich mit eigenen Augen sehen.
    Am Samstag, nachdem ich meinen Kuchenverkauf beendet hatte, ging ich zur Schule. Das Schulgelände war ein einziges Chaos. Inmitten der Maschinen zur Zinngewinnung stand unsere Schule wehrlos in der Ecke und bot einen traurigen Anblick. Durch die Vibration der riesigen Maschinen hatte sich die Neigung des Gebäudes noch verstärkt, und es waren so viele Schindeln abgefallen, dass der größte Teil der Schule schon kein Dach mehr hatte.
    Der Flaggenmast aus Bambus war nicht mehr da, die Schulglocke verschwunden. Das Schild mit dem Namen Muhammadiyah lag traurig auf der Erde, die schönen Blumenbeete waren verwüstet und die Bretterwand an der Hinterseite unserer Klasse fehlte vollständig. Die Leute aus dem Dorf hatten in der Meinung, unsere Schule wäre sowieso nicht zu retten, die Bretter einfach mitgenommen.
    Unser Klassenzimmer war halb offen. Nachbarn hatten die Pfosten der Rückwand dazu verwendet, ihre Rinder anzubinden. Wenn eins der Rinder nur etwas an seinem Seil gezerrt hätte, wäre unsere Schule umgefallen. Nur die Tafel, die Vitrine mit den beiden wunderbaren Pokalen, einige Bänke und Tische sowie die Poster von

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