Die Regenbogentruppe (German Edition)
der Bergbaugesellschaft, die auf dem Schulgelände hin und her fuhren, nicht um die Schaufelradbagger, die in immer bedrohlichere Nähe kamen. Lintang unterrichtete uns mit Hingabe, und wir waren aufmerksame Schüler. Wir hatten eine neue Einstellung gewonnen: Die Bagger konnten unsere Schule niederwalzen, wir würden trotzdem weiterlernen, selbst wenn wir dann auf offenem Feld stünden. Als Bu Mus genug Geld zusammenhatte, bestieg sie ihr Fahrrad und fuhr in den Wald, weit weg zum Peffergarten, um Kucai auszulösen.
Die Unterrichtszeit war fast zu Ende, da kam Bu Mus mit Kucai zurück. Sein Zustand war jämmerlich. Pfefferpflücken war ein harter Job, nicht viel besser als Zwangsarbeit. Wir umarmten den Heimkehrer, der vor Rührung und Erschöpfung laut weinte.
Bu Mus rief uns unter dem Filicium zusammen. Sie hob ihre Stimme, um sich gegen den Maschinenlärm durchzusetzen, und beschwor Pak Harfan, der es nicht zugelassen hätte, dass unsere Schule zerstört würde.
»Jetzt ist der Moment gekommen, wo wir Standhaftigkeit zeigen müssen«, sagte sie und sah jedem von uns in die Augen. Ihr Blick stärkte unsere Entschlossenheit.
»Wir werden unsere Schule verteidigen, was immer auch geschehen mag, das sind wir Pak Harfan schuldig!«, rief Bu Mus mit heiserer Stimme, und ihre Hände zitterten. Traurigkeit befiel uns, als wir Pak Harfans Namen hörten. Wir brachen in Schluchzen aus.
»Trocknet eure Tränen«, rief Bu Mus in festem Ton und versuchte, ihre eigenen Tränen zu verbergen. »Trocknet sie auf der Stelle! Und lasst niemanden dort draußen euch je weinen sehen.«
Damit verließ sie das Klassenzimmer. Wir folgten ihr. Sie lief auf den Schulhof, mitten in den Maschinenlärm, und rief den Vorarbeitern zu: »Stoppt die Maschinen!«
Überrascht sahen sich alle an.
»Stoppt die Maschinen! Stoppt sie, habe ich gesagt!!«
Und tatsächlich verstummte der Lärm der Maschinen. Vorarbeiter, Fahrer, Arbeiter – alle wunderten sich.
»Reißt die Schule nieder, wenn ihr wollt. Zerstört sie – aber nur über meine Leiche!«
Wir bildeten einen schützenden Kreis um Bu Mus. Wenn die Bergbaugesellschaft unsere Schule abreißen und Bu Mus loswerden wollte, musste sie zuerst uns aus dem Weg räumen.
37 Alle Leute wussten, dass wir uns der Bergbaugesellschaft von Anfang an widersetzt hatten. Alle wussten, dass Bu Mus der Bergbaugesellschaft einen Brief geschrieben hatte, in dem sie die Forderung, unsere Schule zu räumen, zurückwies. Doch als sie jetzt mit ihren Schreien die Vorarbeiter dazu gebracht hatte, die Maschinen anzuhalten, hatte sie sich offen zum Widerstand gegenüber dem Imperium der Bergbaugesellschaft bekannt. In Hunderten von Jahren war es noch nie passiert, dass sich ein einfacher Bürger der Bergbaugesellschaft widersetzt hatte, und wer sich hier zur Wehr setzte, war ein junges Mädchen, Lehrerin an einer armen Dorfschule.
Bu Mus verlangte, den obersten Chef der Bergbaugesellschaft zu treffen. Das war ein kühner Schritt, den vor ihr noch niemand gewagt hatte. Selbst der Leiter der Regierungsbehörde nicht, deren Gebäude bereits abgerissen worden war.
Viele hielten deshalb Bu Mus für verrückt. Wenn sie am Markt vorbeimusste, trat sie schneller in die Pedale, um dem Gespött der Leute zu entgehen. Allerdings dachten nicht alle so. Sie erhielt auch Beifall, zum Beispiel von der Vereinigung der Friseure, von den Palmsaftverkäufern, von den Gästen der Kaffeebuden und den Parkwächtern.
»Weiter so, Bu Mus«, riefen sie. »Wir stehen hinter dir!«
Einige Kleingeister versuchten, Bu Mus einzuschüchtern, und wollten ihr einreden, dass ihre Unverschämtheit zu nichts führe. Widerstand gegen die Machthaber war damals ein Tabu. Die Mächtigen waren zu stark. Viele Kritiker der Verhältnisse waren schon auf mysteriöse Weise verschwunden.
Aber Bu Mus gab nicht nach. Sie blieb dabei: Wenn wir schon nicht verhindern könnten, dass die Schaufelradbagger unsere Schule einrissen und das Zinn darunter plünderten, sollten wir zumindest Gelegenheit erhalten, unseren Einspruch vor der obersten Leitung der Bergbaugesellschaft zu Gehör zu bringen und darzulegen, was diese Schule für uns bedeutete.
Allerdings, wer war denn schon diese Bu Mus, wer waren wir? Die Leitung der Bergbaugesellschaft war viel zu hochgestellt für uns. Es war unter ihrer Würde, sich mit uns abzugeben. Dort oben hatten sie andere Probleme, als sich um solche Nichtigkeiten wie eine Dorfschule zu kümmern.
Unser Fall
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