Die Regenbogentruppe (German Edition)
dankend ablehnte. Schließlich kamen sie nachts und installierten die Pumpe ohne Erlaubnis und machten Fotos mit unserer Schule im Hintergrund.
Bu Mus wurde von Journalisten interviewt. Ich selbst wurde sogar mehrmals befragt und fotografiert. Ich verstand die Fragen überhaupt nicht und wusste auch nicht, was ich antworten sollte. Aber die Hauptsache für sie war, dass sie Fotos von uns machen konnten, worüber sich vor allem Harun freute. Auf allen Fotos hielt er drei Finger hoch.
Kucai lachte sich eins. Er freute sich, weil seine Politik so gut aufgegangen war. Er war schon durchtrieben, aber in diesem Fall hatte er Dank verdient. Die allgemeine Aufmerksamkeit zog solche Kreise, dass sie den Taikong erreichte.
*
Der Taikong war der direkte Vorgesetzte des Bergwerksdirektors. Nach dem Generaldirektor war dies die zweithöchste Position. Der Rang des Taikong genoss höchstes Ansehen, und deshalb behielten die Betreffenden den Titel auch nach ihrer Pensionierung bei. So zum Beispiel Taikong Razak, unser Koranlehrer.
Der Taikong trat anders auf als seine Untergebenen, der Bauleiter oder der Bergwerksdirektor, denn er war ein äußerst gebildeter Mann. Es entsprach nicht seiner Art, zu befehlen oder zu drohen.
»Ich kämpfe nicht gegen die Bergbaugesellschaft, ich kämpfe nicht für die Schule, sondern für Tausende malaiischer Kinder in den Dörfern«, sagte Bu Mus.
Der Taikong nickte.
»Dieses Gebäude ist nicht bloß eine Schule, Taikong . Das Gebäude ist zu einem Symbol geworden, einem Symbol der Hoffnung für die Ärmsten der Armen auf Ausbildung und eine bessere Zukunft. Wenn das Gebäude zusammenbricht, bleiben die Kinder für ewig auf den Pfefferfeldern, in den Koprafabriken, müssen Boote kalfatern und Waren stapeln. Sie werden vollends den Glauben an den Nutzen der Dorfschulen verlieren, an den Sinn von Bildung überhaupt!«
Der Taikong sah Bu Mus voller Bewunderung an. Er sagte, wenn die Entscheidung in seiner Hand läge, würde er die Schule erhalten. »Aber die Entscheidung liegt in der Hand der obersten Leitung, Bu Mus.«
Wir brachen in Jubelrufe aus, als der Taikong erklärte, er werde ein Treffen mit der Leitung der Bergbaugesellschaft organisieren. Obwohl die Chance, dass die Schule erhalten werden konnte, denkbar klein war, so hatten wir doch mit unserer Beharrlichkeit erreicht, dass unsere Bitte um ein solches Treffen erfüllt wurde.
38 Der Taikong hatte sich für uns verwendet, und so wurde Bu Mus’ Brief schließlich vom Sekretär der Bergbaugesellschaft beantwortet. Darin wurde uns die Zeit mitgeteilt, zu der man bereit war, uns zu empfangen.
Das ganze Dorf sprach über dieses Treffen, denn so etwas hatte es vorher noch nie gegeben. Bu Mus wurde von verschiedenen Seiten angeboten, uns dort zu vertreten, aber das lehnte sie ab.
Es gab immer mehr Leute, die uns unterstützten. Leute, die ihre negativen Gefühle gegenüber der Bergbaugesellschaft bisher unterdrückt hatten, sie jetzt aber an die Oberfläche ließen. Wenn unsere Bemühungen auch scheitern würden, so waren wir doch vorangegangen und hatten den Leuten die Augen dafür geöffnet, dass ein Unternehmen, selbst wenn es staatseigen ist, nicht mit Menschen umspringen kann, wie es ihm beliebt. Die Spötter, die Bu Mus die ganze Zeit für übergeschnappt gehalten hatten, nahmen alles zurück. Keiner von ihnen hatte sich vorstellen können, dass wir von der Leitung der Bergbaugesellschaft empfangen würden.
Wir bereiteten uns auf das Treffen vor. Bu Mus setzte mit Hilfe von Kucai, unserem Politiker, eine eindrucksvolle Rede auf. Fünf Schreibmaschinenseiten lang. Die Maschine hatten wir uns vom Gemeindebüro geliehen, Sahara hatte den Text getippt.
Die Rede begann mit einem Zitat aus der Präambel der Verfassung der Republik Indonesien aus dem Jahre 1945. Daran schloss sich ein geschichtlicher Abriss der islamischen Erziehung auf Belitung an, gefolgt von der Schilderung, wie die Kinder der ärmsten Malaienfamilien unter den herrschenden Bedingungen den Glauben an den Sinn des Lernens verloren. Natürlich wurden Pak Harfan und seine Vorgänger für ihre heldenhaften Verdienste um die Erziehung gewürdigt und unsere beiden Pokalsiege gebührend hervorgehoben.
Auf Vorschlag von Kucai zitierte Bu Mus vor der Schlussformel den Paragrafen 33 der Verfassung der Republik Indonesien, in dem das Recht eines jeden Bürgers auf Bildung festgeschrieben ist. Die lange Rede endete knapp und prägnant: »Daher bitten wir Sie,
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