Die Regenbogentruppe (German Edition)
weiter, und er sank auf den Platz hinter Harun ab.
Bu Mus machte sich um Harun und Kucai keine weiteren Sorgen, aber zwei andere Namen an hoffnungsloser Position bereiteten ihr Kopfzerbrechen. Das waren natürlich Flo und Mahar. Bu Mus fand es unerträglich, dass der Lerneifer der beiden Unruhestifter auf den Nullpunkt gesunken war, weil sie sich ganz der übernatürlichen Welt verschrieben hatten. Das war sowieso ein schweres Vergehen für jeden Muslim und erst recht in der Muhammadiyah.
Während ihnen die Aktivitäten des von ihnen gegründeten Geheimbundes Societeit de Limpai ein besonderes Hochgefühl verschafften, fielen die Zeugnisnoten von Flo und Mahar ungebremst nach unten. Die Lage war kritisch für sie. Es war durchaus möglich, dass sie eine Klasse zurückgestuft werden mussten. Drei blaue Briefe hatten sie schon bekommen. Flos Vater hatte daher mit Bu Frischa, der Direktorin der Schule der Bergbaugesellschaft, eine geheime Absprache getroffen, um Flo zurück in ihre alte Schule zu holen. Für diesen Fall hatte Bu Frischa zugesichert, Flo ein Zeugnis zu geben, das ihr keine Schande machte. Um diesen Plan in die Tat umzusetzen, hatte Bu Frischa einen attraktiven jungen Lehrer aus ihrer Schule damit beauftragt, Flo entsprechend zu beeinflussen.
Es war an einem Nachmittag, unsere ganze Klasse hatte bei einem Fußballspiel zugeschaut, und auf dem Heimweg kamen wir am Markt vorbei. Bu Frischa und der besagte junge Lehrer machten gerade einen Einkaufsbummel. Flo ging wie ein Cowboy, der sich duellieren will, auf die beiden zu und begrüßte sie.
»Ich heiße Flo, Floriana.«
Der junge Mann nickte freundlich und lächelte Flo charmant an.
An Abu Frischa gewandt, fügte sie hinzu: »Sagen Sie dem Mann da bitte, dass ich nicht daran denke, Bu Mus und die Muhammadiyah zu verlassen.«
Damit drehte sich Flo wieder um und ließ Bu Frischa und den feschen Lehrer verdutzt stehen. Von der Idee, Flo abzuwerben, hörte man nie wieder etwas.
*
Flo und Mahar überlegten angestrengt, wie sie die Krise bewältigen könnten. Sie standen vor einem Dilemma. Die Schule wollten sie nicht aufgeben, gleichzeitig waren sie aber süchtig nach der übernatürlichen Welt.
Da trat Mahar mit einer absurden Idee auf den Plan. Sie sollten versuchen, auf die Weise, die sie am besten beherrschten, eine Lösung zu finden, nämlich durch Magie. Das war zwar unsinnig, aber einzigartig, und zugleich nicht ohne Risiko.
Mahar und schließlich auch Flo waren völlig davon überzeugt, dass sich vermittels übernatürlicher Kräfte eine geheimnisvolle Lösung dafür finden ließe, ihre ins Bodenlose abgesunkenen Noten zu verbessern. Sie dachten dabei an einen, der mit magischen Kräften ausgestattet war und ihnen helfen könnte. Das war niemand anderes als Tuk Bayan Tula. Halb Mensch, halb Geist, hatte er seine Fähigkeiten unter Beweis gestellt, als er uns damals den richtigen Weg zu Flo wies. Für den König der Magier wäre es eine unbedeutende Kleinigkeit, aus der Note Sechs eine Neun, aus der Vier eine Acht zu machen.
Die Mitglieder der Societeit waren von dem Vorschlag, Tuk Bayan Tula auf Lanun zu besuchen, begeistert. Sie hatten schon lange auf ein Treffen mit ihrem großen Vorbild gehofft, obwohl die Gefahr nicht zu unterschätzen war. Denn wenn ihm jemand nicht zusagte, dann kam der gar nicht wieder zurück, hieß es. Trotzdem wollten sie das Risiko eingehen, denn sie wünschten nichts sehnlicher, als wenigstens einmal Tuk Bayan Tula mit eigenen Augen zu sehen.
*
Die Fahrt zur Insel Lanun sollte die Krönung aller bisherigen Aktivitäten der Societeit werden. Die Unkosten für die Expedition waren sehr hoch. Es wurde ein Boot mit einem Motor von wenigstens 40 PS benötigt, und es musste ein erfahrener Bootsführer von den Sarong-Leuten angeheuert werden. Da der Mann Tuk Bayan Tulas Ruf kannte und sein Leben nicht leichtsinnig aufs Spiel setzen wollte, verlangte er für seine Dienste einen entsprechend hohen Preis.
Alle Mitglieder der Societeit bemühten sich, Geld beizusteuern. Mahar brachte sein Fahrrad, ein Erbstück von seinem Großvater, ins Pfandhaus. Flo versetzte ihre Halskette und ihr Armband aus Gold, Geschenke ihrer Mutter. Mujis veräußerte seinen geliebten Dualband-Transistor von Philips und nahm zusätzliche Sprüh-Jobs an, die ihn bis nach Tanjung Pandan führten. Er bot sogar an, neben Mücken auch gleich Ratten, Eidechsen, selbst Ameisen zu vertreiben. Der Arbeitslose sammelte Müll und verkaufte alles davon
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