Die Regenbogentruppe (German Edition)
Brauchbare, um etwas beitragen zu können. Der ehemalige Student der Elektrotechnik lieh sich Geld von seinem Vater. Der Orgelspieler brachte sein Yamaha-PSR-Keyboard, mit dem er eigentlich seinen Lebensunterhalt verdiente, ins Pfandhaus. Der chinesische Goldschmied zerbrach unter den Tränen seiner Kinder das Sparschwein der Familie. Der Kassierer machte bis Mitternacht Überstunden bei der Staatsbank. Der pensionierte Hafenmeister gab einen großen Glasschrank, den vier Männer tragen mussten, ins Pfandhaus, was ihm einen Riesenstreit mit seiner Frau einbrachte. Ich selbst verdingte mich bei der Post.
Aufgeregt erwarteten wir den Tag, an dem wir in See stechen konnten. Als dann unsere gemeinsame Reisekasse auf dem Tisch lag, waren es anderthalb Millionen Rupiah! Das entsprach etwa 250 US-Dollar. Eine ungeheure Summe. Das Geld, zum größten Teil Münzen, klimperte angenehm in den Ohren, als es auf einen Haufen geworfen wurde.
Mir wurde ganz schwindlig, denn ich hatte noch nie so viel Geld gesehen und vor allem musste ich es nun als Schatzmeister der Gesellschaft verwalten! Als ich die Scheine und Münzen an mich nahm, hatte ich das Gefühl, ein reicher Mann zu sein. Mir, der ich von klein auf arm war, jagte dieses Gefühl Angst ein.
Ich verwahrte das Geld sehr sorgfältig in meiner Hosentasche und hielt es dort immerzu fest. Plötzlich erschienen mir alle Menschen als Diebe. Geld kann einen schlimmen Einfluss ausüben.
Am Nachmittag des nächsten Tages sollte es losgehen. Viele Fischer warnten uns, weil die Zeit der Stürme begonnen hatte und die Fahrt nach Lanun äußerst gefährlich sein konnte. Wir ließen uns jedoch nicht beirren. Die Anziehungskraft des mächtigen Tuk Bayan Tula war zu groß. Und Flo und Mahar waren fest entschlossen, ihr Schulproblem zu lösen. Wir ahnten nicht, dass uns draußen auf dem Meer der Tod erwartete.
41 Samstagnachmittag, Punkt vier Uhr, stachen wir in Richtung auf die Insel Lanun in See. Das Wetter war klar, Delfine spielten um das Boot. Wir waren noch nicht lange unterwegs, da wurde das Boot hin und her geschleudert und kam vom geraden Kurs ab. Die Wellen wurden minütlich höher. Je weiter wir kamen, desto schwerer ließ sich das Boot steuern. Dunkle Wolkentürme, in denen Blitze zuckten, kamen auf uns zu.
Unser Bootsführer versuchte das Boot zu wenden, aber der Motor war nicht stark genug. Wenn eine hohe Welle gekommen wäre, hätten wir leicht kentern können. Die hohen Wellenkämme überschlugen sich bereits, dabei hatte uns der Sturm noch gar nicht richtig erreicht. Wir bildeten einen kleinen Kreis um den Mast und versuchten, uns daran festzuhalten.
Ich bedauerte, mich auf die Expedition der verrückten Societeit eingelassen zu haben, bloß um einen Magier zu treffen, dem sein eigenes Leben gleichgültig war. Das Meer ringsum war schwarz, darunter die Tiefsee – ein schrecklicher Gedanke, hier zu ertrinken und hinabzusinken in dieses fremde Reich der Finsternis.
Dann kam der Sturm und trieb sein gnadenloses Spiel mit uns. Der Wirbel erfasste die Meeresoberfläche und riss sie mit sich. Unser Boot drehte sich wie ein Kreisel. Wir wurden quer über das Deck geschleudert. Der Bootsführer barg das zerfetzte Segel, schloss die Ladeluke, entfernte sämtliche scharfen Gegenstände und stellte den Motor ab. Auf sein Geheiß wand jeder sich ein Seil um den Leib und band sich am Mast fest, damit wir nicht über Bord gingen.
Der Bootsführer hatte alle Hoffnung fahren lassen. Er hatte sich ebenfalls am Mast festgebunden. Wenn wir untergingen, würden unsere Leichen auf dem Meeresgrund wie die Fangarme eines Kraken von den Seilen baumeln.
Dann trat ein, was wir befürchtet hatten. Eine riesige Welle kam auf uns zu. Sie krachte auf das Boot und zerbrach den Mast, an den wir uns klammerten. Er stürzte aufs Heck und zertrümmerte an der Seite drei Planken, sodass sofort eine Menge Wasser ins Boot drang.
Mujis, Mahar und der Chinese, die sich an dem hinteren Teil des Segels festgehalten hatten, wurden vom Mast erfasst und über das Deck mitgerissen. Wenn sie nicht an der Luke Halt gefunden hätten, wären sie eine Beute des Meeres geworden. Sie schrien voller Angst auf. Ich dachte, nun sei es aus, die Stunde der Haie wäre gekommen und bald würde sich das Meer rot färben. Im Augenblick der höchsten Not jedoch hörte ich einen undeutlichen Ruf. Der Hafenmeister antwortete auf den Azan , den Aufruf zum Maghrib -Gebet hören, immer und immer wieder, während
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