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Die reinen Herzens sind

Die reinen Herzens sind

Titel: Die reinen Herzens sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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auch.«
    Decker nickte.
    Marge lächelte. »Marie und Tandy haben ungefähr zur selben Zeit traumatische Erlebnisse. Wie hängt das zusammen?«
    »Fangen wir mit dem nächstliegenden an.« Decker versuchte nicht gereizt zu klingen. »Tandys Vater war ein Lüstling, Marie eine Nymphomanin. Sie hatten eine Affäre miteinander.«
    »Die Affäre führte zur Scheidung von Tandys Eltern und möglicherweise auch zu Maries Schwangerschaft«, konstruierte Marge sachlich.
    »Klingt plausibel.«
    »Danke«, sagte Marge mit gespanntem Lächeln.
    »Keine Ursache.« Decker mußte unwillkürlich grinsen. »Also gut. Nehmen wir an, Tandy war wütend über die Scheidung ihrer Eltern. Und nehmen wir weiter an, daß Tandy wußte, daß die Affäre ihres Vaters mit Marie zur Scheidung geführt hatte.«
    »Dann müßte Tandy wütend auf Marie sein«, überlegte Marge. »Wie konnte sie da mit ihr befreundet sein?«
    »Pete, die Geschichte ist zwanzig Jahre her. Ich kann mir nicht vorstellen, daß der Frust und die Wut einer Fünfjährigen so lange anhalten. Dann müßte sie geplant haben, Krankenschwester zu werden, Marie zu treffen, ihre beste Freundin zu werden und ihr Entführung und einen Mord anzuhängen.«
    »Stimmt. Klingt absurd.«
    »Angenommen, Tandys Vater …«, begann Marge.
    »Hat der Kerl einen Namen?« fragte Decker.
    »Geoffrey, mit englischem Akzent gesprochen.«
    »Engländer?«
    »Nein, kubanischer Abstammung.«
    »Woher weißt du das?«
    »Cindy.«
    »Meine Tochter sprudelt ja nur so über von Informationen.« Decker hielt inne. »Meinst du, es ist ein Zufall, daß das entführte Baby lateinamerikanische Eltern hat?«
    »Eine interessante Beobachtung.«
    »Sollten wir im Auge behalten. Aber jetzt interessiert mich, wie kubanische Eltern dazu kommen, ihren Sohn Geoffrey zu nennen?«
    »Caitlin ist auch kein lateinamerikanischer Vorname. Immigranten nehmen gern angloamerikanische Namen an, um sich zu assimilieren.« Marge blätterte in ihrem Notizblock. »Ich glaube, Tandy hat Cindy erzählt, daß ihr Vater seinen Namen geändert hat.«
    »Geoffrey Roberts. Professor. Glaubst du, er lebt noch in Berkeley?«
    »Das läßt sich feststellen.«
    »Dann sollten wir das tun«, sagte Decker. »Wo waren wir stehengeblieben?«
    »Bei einer Affäre zwischen Marie Bellson und Geoffrey Roberts.«
    »Gut. Wäre doch möglich, daß Tandy mit ihren fünf Jahren von der Affäre erfahren hat. Und zwar durch das laute Geschrei ihrer Mutter.«
    »In dem Haushalt wurde offenbar viel geschrien.«
    »Vor allem nachdem Geoffrey Roberts Marie ein Kind gemacht hatte. Viele Frauen tolerieren Untreue. Aber wenn die andere schwanger wird, hört meistens der Spaß auf.«
    »Dann platzt die Bombe!«
    »So ungefähr. Und Tandy hat vermutlich was mitgekriegt. Sie wußte, Marie Bellsons Schwangerschaft war schuld an der Scheidung ihrer Eltern. Es hat sie gequält. Aber vermutlich konnte sie ihre Gefühle verbergen. Kinder verstecken ihren Schmerz geschickt. Vielleicht ist sie mit ihrer Vergangenheit fertig geworden, indem sie sie verdrängt hat. Aber als sie mit fünfzehn schwanger wurde, tauchte das alte Trauma wieder aus der Versenkung auf.«
    »Eine ehrgeizige Mutter, die die Tochter zu allem getrieben hat«, entnahm Marge ihren Notizen. »So hat Tandy ihre Mutter beschrieben. Diese Schwangerschaft muß in Mutter und Tochter alte Gefühle geweckt haben. Eine Schwangerschaft hatte das Leben der Mutter ruiniert. Jetzt ruinierte eine andere Schwangerschaft es noch einmal. Und das, nachdem die ehrgeizige Mutter eine Menge in Tandys Karriere investiert hatte. Die Folge waren vermutlich erneut lautstarke Beschimpfungen. So nach dem Motto ›Du hast dein Leben ruiniert‹ und so weiter.«
    Decker dachte nach. Sie schien sehr aufgebracht zu sein, wenn sie Selbstgespräche führte. »Hat Tandy wirklich Selbstgespräche geführt? Oder hat sie mit jemand anderem gesprochen? Mit jemandem, der sie anbrüllte?«
    »Sie könnte Stimmen gehört haben?«
    »Möglich«, sagte Decker.
    »Ich schätze, die Stimme hat ihr auch von einer anderen Schwangerschaft erzählt, die einst ihr ganzes Leben zerstört hatte. Marie Bellson, die von Dad geschwängert wurde. Das war zuviel. Damit kam sie nicht klar. Sie beendete ihre Karriere als Model, ging in den Westen und erstickte ihre Angst und ihren Frust in Freßsucht. Bald hatte sie sich zu einem Ballon von hundertzwanzig Kilo aufgeblasen.«
    »Hm«, murmelte Decker.
    »Essen ist ein Ersatz für Liebe«, fuhr Marge fort. »Und

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