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Die reinen Herzens sind

Die reinen Herzens sind

Titel: Die reinen Herzens sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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dann hat sie Marie getroffen. Und …«
    »Und was?«
    »Keine Ahnung. Das frage ich dich.«
    »Ich weiß auch nicht. Sie wurden dicke Freundinnen. Wie du schon gesagt hast. Es ergibt keinen Sinn. Tandy müßte Marie gehaßt haben.«
    »Vielleicht hat sie das ja.«
    »Dann gehst du davon aus, daß Tandy in Marie Bellson die böse Frau wiedererkannt hat, deretwegen ihre Eltern sich zwanzig Jahre zuvor getrennt hatten. Marge, Tandy ist erst fünf gewesen.«
    »Möglicherweise hat sie sich nicht an das Gesicht erinnert, aber an den Namen. Könnte doch sein, daß die Mutter dafür gesorgt hat, daß sie ihn nie vergißt.«
    Decker hob den Finger. »Könnte auch anders herum gewesen sein. Vielleicht hat Marie Tandy erkannt. Sie ist vor zwanzig Jahren eine erwachsene Frau gewesen. Wenn sie eine Affäre mit dem Vater gehabt hat, muß sie Tandys Namen erkannt haben.«
    Marge nickte. »Dann hat Marie also diese fette, schizophrene Frau gesehen, die einst die niedliche, kleine Tochter des Mannes gewesen war, den sie mal geliebt hatte. Hat ihr das Herz gebrochen. Bellson hat Tandy wie eine Tochter aufgenommen, um die Fehler der Vergangenheit wiedergutzumachen.«
    »Besonders dann, wenn es stimmt, daß das Kind, das Marie verloren oder abgetrieben hat, von Geoffrey Roberts war«, erklärte Decker.
    »Vielleicht haben sie sich gegenseitig erkannt und darüber geschwiegen. Jeder hat seine Leiche im Keller gelassen. Marie aus Schuldbewußtsein, Tandy aus krankhaftem Haß.«
    »Und was ist dann passiert?« fragte Decker.
    »Tandy hatte eine Scheinschwangerschaft«, fuhr Marge fort. »Sie wollte ein Baby. Und da sie mehr als ein bißchen verrückt ist, hat sie sich eines aus Maries Säuglingsstation geholt. Weil sie wußte, daß Marie sie aus Schuldgefühlen heraus nicht verraten würde.«
    »Klingt plausibel, bis auf die Tatsache, daß Tandy weiter ihr Leben führt wie bisher und einen äußerlich vernünftigen Eindruck macht. Wo sind Marie und das Baby?«
    Beide schwiegen nachdenklich.
    »Unsere Theorien hängen von einer Verbindung zwischen Marie und Geoffrey Roberts ab«, überlegte Decker laut. »Marie ist für uns nicht faßbar, aber vielleicht Geoff Roberts. Ein paar Anrufe nach Berkeley dürften uns weiterbringen.«
    Marge nickte. »Ist dir klar, daß wir nie eine Verurteilung erreichen werden, wenn Tandy tatsächlich ein Fall für die Heilanstalt ist, Pete?«
    »Eine Verurteilung kümmert mich im Moment wenig. Wenn die Stimmen ihr gesagt haben, sie soll entführen und töten, dann bleibt es nicht bei einem Mord.«
    »Das Baby?«
    »Das Baby.«

32
    Es war cool.
    Sie hatte alles unter Kontrolle.
    Sie hatte die Kontrolle.
    Die Polizei hatte keinen Zugriff.
    Sie war gerettet.
    Jesus rettete sie.
    Jesus liebte sie.
    Jesus liebte alle.
    Er liebte die Guten und die Schlechten. Freund und Feind.
    Sogar Tantchen.
    Auch die Stimmen?
    Jesus liebte sie, weil sie alles unter Kontrolle hatte.
     
    Marge legte den Hörer auf und rief: »Wir haben ein kleines Problem, Rabbi.«
    Decker kam aus der Küche, Hannah im Arm, in der anderen Hand eine Flasche mit Zuckerwasser. »Was ist los?«
    »Die Personalabteilung von Berkeley hat Geoffrey Roberts vor über zwei Jahren den letzten Gehaltsscheck ausgestellt. Die Sekretärin hat mir die letzte bekannte Adresse und Telefonnummer gegeben. Und jetzt rate mal?«
    »Sind beide nicht mehr aktuell?«
    »So ist es. Eine neue Adresse in der Bay Area ist nicht bekannt, keine Nachsendeadresse vorhanden. Ich habe in der Bereitschaft angerufen und MacPherson gebeten, Geoffrey Roberts über den Computer ausfindig zu machen. Außerdem habe ich mit Santa Cruz und Davis telefoniert. Für den Fall, daß er an eine andere Universität in Nord-Kalifornien gewechselt ist. Bis jetzt Fehlanzeige.«
    Decker setzte sich aufs Sofa und steckte Hannah den Fläschchenschnuller in den Mund. Sie saugte gierig.
    »Wann wollte MacPherson sich wieder melden?«
    »Jeden Moment.«
    Das Telefon klingelte.
    Marge griff nach dem Hörer. Es war MacPherson.
    »Ich habe Geoffrey Roberts auf dem Monitor, mit Sozialversicherungsnummer, Steuernummer und dem ganzen Drum und Dran. Leider wird euch das kaum was nützen.«
    »Warum nicht, Paul?«
    »Die Adresse auf der Steuererklärung ist die in Berkeley. Die, die Sie mir gegeben haben, Marge. Sieht so aus, als habe Mr. Roberts keine Steuern mehr gezahlt, seit er die Hochburg des politischen Radikalismus verlassen hat.«
    Marge fluchte unterdrückt. Sie setzte hastig Decker ins Bild. Dann

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