Die reinen Herzens sind
dazu zu bitten?«
»Er ist nicht ihr Anwalt, Marge. Er ist ihr Großvater. Jack wollte auf keinen Fall, daß sie in seiner Abwesenheit etwas sagt. Was soll’s?« Er zuckte die Schultern. »Soll jemand anderes Cindy vernehmen?«
»Nein, Pete. Für mich ist das in Ordnung«, sagte Marge. »Cindy ist Zeugin, keine Verdachtsperson. Wenn du willst, übernehme ich den ganzen Fall. Du hast noch immer Urlaub. Vielleicht ist es besser, du verbringst ihn mit Rina.«
»Das versuche ich mir auch schon einzureden. Aber dann …« Er schlug die Faust in die flache Hand. »Es hätte Hannah treffen können, Marge! Wenn Cindy nicht bei ihr gewesen wäre … Wer weiß? Ich bin es diesem kleinen Mädchen schuldig, sie wieder zu ihrer Mutter zurückzubringen.«
»Pete, alle arbeiten mit vollem Einsatz. Der Fall hat absolute Priorität. Das Krankenhaus ist hermetisch abgeriegelt. Wir vernehmen jeden, der hier reingekommen ist, jeden, der Dienst hatte, und jeden, der hier herumgelungert ist. Die Reporter der Morgennachrichten haben ihre Kameras schon aufgestellt … Wir starten eine Riesenöffentlichkeitskampagne. Das bin ich schon allein Rina schuldig.«
»Du weißt, was Rina dazu sagt, Marge.«
»Findet das Kind.«
»Findet das Kind«, wiederholte Decker.
Marge gab auf. »Also, wie willst du die Arbeit aufteilen?«
»Ich befasse mich mit Marie Bellson. Gerade hat mir jemand ihre Personalakte gebracht. Wenn ich mit Darlene fertig bin, heißt das. Und ich rufe Hollander an. Ich will wissen, ob der Durchsuchungsbefehl raus ist. Wenn ja, dann sehe ich mir die Bellson-Wohnung persönlich an.«
»Gut. Sobald ich mit den Rodriguez-Brüdern fertig bin, gehe ich die Vernehmungsprotokolle der Krankenhausangestellten durch. Bin gespannt, wer was gesehen hat, ob den Kollegen was entgangen ist. Wie viele Leute sind mit dem Fall befaßt?«
»Zwölf, zwei pro Stockwerk. Mike will dir helfen, sobald er das mit dem Durchsuchungsbefehl geregelt hat.«
»Ausgezeichnet.«
»Geh die Protokolle mit der Lupe durch, Marge.«
»Danke für den Tip, Pete. Wäre von selbst nicht draufgekommen.«
Decker runzelte die Stirn. »Bin ich oft so ein Klugscheißer?«
»Gelegentlich.« Marge klopfte ihm auf die Schulter. »Entspann dich, und konzentriere dich auf die Bellson.«
Marge sah sich um. »Da kommt Cindys Anwalt.«
Decker winkte seinen Ex-Schwiegervater zu sich. Jack Cohen war Mitte Sechzig, redete, bewegte und kleidete sich jedoch wie ein junger Mann. Er hatte eine lebhafte Stimme, hellblaue Augen und auf alles eine schnelle Antwort. Sein scharfer Intellekt milderte seine Aggressivität, was ihn durchaus amüsant machte. Bei seiner Tochter war das anders. »Rechtsanwalt Cohen«, stellte Decker vor. »Meine Kollegin Detective Dunn. Sie wird Cindy nachher vernehmen.«
»Wir kennen uns doch. Freut mich, Sie wiederzusehen.« Cohen schüttelte Marge die Hand. »Wo ist denn mein Mädchen?«
»Sie ist bei Rina«, sagte Decker. »Ich sage ihr Bescheid. Danke, daß du gekommen bist, Jack. Ist vermutlich nicht nötig …«
»… aber es kann nicht schaden.« Cohen zog am Revers seines Jacketts. »Sie klang ziemlich aufgebracht, Peter. Verängstigt. Gut, daß du mich angerufen hast. Ich will bei ihr sein.
Nicht, weil sie in Schwierigkeiten ist, sondern, weil sie meine Enkelin ist. Und ich liebe sie.« Er wandte sich an Marge. »Lassen Sie mich kurz allein mit ihr reden. Dann sind Sie dran.«
»Einverstanden«, antwortete Marge.
Cohen schüttelte Decker die Hand. »Gratulation zu deiner kleinen Tochter, Pete.«
»Danke, Jack.« Decker lächelte.
»Soll ich Jan die Neuigkeit mitteilen, wenn sie und Alan aus Europa zurück sind?« fragte Cohen.
»Nein, Jack. Wenn sie’s nicht von mir erfährt, macht sie mir die Hölle heiß.« Decker überlegte kurz. »Was nicht heißt, daß es sie glücklicher macht. Nur ist sie mir dann nicht böse.«
»Sie schickt dir vermutlich sogar ein Geschenk für das Baby.« Cohen grinste. »Wenn du die Wahrheit wissen willst … Du bist mir egal. Ich habe eine großartige Enkeltochter aus dieser Ehe. Ciao!«
Marge wartete, bis Cohen außer Hörweite war. »Ciao?«
»Jack hat gelegentlich einen Hang zu Hollywood.«
»Wie lange hast du für ihn gearbeitet?«
»Ungefähr sechs Monate, Treuhandfälle und Nachlaßgeschichten. Kannst du dir das vorstellen?«
»Warum hast du nicht für die Staatsanwaltschaft gearbeitet?«
»Weißt du, was stellvertretende Staatsanwälte am Anfang verdienen?«
»Mehr als Anfänger bei der
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