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Die reinen Herzens sind

Die reinen Herzens sind

Titel: Die reinen Herzens sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Ahnung.«
    »Sehen Sie immer dieselben Teilzeitkräfte oder Pendler?«
    »Manche Gesichter sind mir vertraut. Von einigen weiß ich sogar die Namen. Detective, ich bin ziemlich fertig … Vielleicht ist es besser, wir unterhalten uns ein andermal weiter.«
    Decker unterdrückte ein Gähnen. Die Frage des Personals mußte er mit der Krankenhausverwaltung besprechen. Dort würde man über die Modalitäten Bescheid wissen. Dann erinnerte er sich daran, was Cindy über die »gespenstischen Gestalten« erzählt hatte, die nachts die Korridore bevölkerten. Decker war überzeugt, daß das Krankenhaus die billigsten Kräfte anheuerte, die es bekommen konnte, ohne deren Arbeitsunterlagen in jedem Fall zu überprüfen. Schon aus diesem Grund mußte er damit rechnen, daß die Verwaltung nicht besonders bereitwillig die Akten öffnen würde.
    »Ich möchte mit Ihnen über Marie Bellson sprechen«, sagte er.
    Darlene nickte. »Hat man Maries Wagen gefunden?«
    »Noch nicht.«
    »Ich kann einfach nicht glauben, daß Marie …« Darlene fing Deckers Blick auf. »Es ergibt einfach keinen Sinn, Sergeant.«
    »Hat Marie in letzter Zeit einen nervösen Eindruck gemacht?«
    »Nein.«
    »Besorgt? Bedrückt?«
    »Nein.«
    »Machte sie einen ungewöhnlich glücklichen Eindruck? So als habe sie in der Lotterie gewonnen?«
    »Nein, sie war wie immer … die langweilige, alte Marie.«
    »Na gut. Dann interessiert mich eines. Erinnern Sie sich, daß Marie je harte Zeiten durchgemacht hat, Darlene?«
    »Jeder macht mal harte Zeiten durch.«
    »Erzählen Sie mir von Maries Problemen.«
    »Davon weiß ich nichts, Sergeant. Sie sind doch Sergeant, oder?«
    »Richtig«, erwiderte Decker. »Denken Sie nach, Darlene. Das Leben eines Babys steht auf dem Spiel.«
    »Mein Gott, das weiß ich!« Sie begann zu schluchzen. »Alles meine Schuld.«
    »Darlene …«
    »Ich bin einfach zu vertrauensselig!« jammerte sie. »Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, daß jemand einem Baby … Und jetzt ist ein Säugling verschwunden, weil ich zu gutgläubig war!«
    »Selbstbezichtigungen helfen auch nicht weiter, Darlene.« Decker gab ihr ein Taschentuch. »Reden wir von Marie. Denken Sie über Marie nach.«
    Darlene trocknete die Tränen.
    »Also«, begann Decker erneut. »Erinnern Sie sich, ob Marie einmal unter starkem Streß stand?«
    »Bei der Arbeit?«
    »Bei der Arbeit oder privat. Hat sie sich von einem Partner getrennt, ist ein Elternteil gestorben, Probleme mit Kindern – so in der Richtung.«
    »Marie hatte keine Kinder. Und ich kann mich nicht erinnern, daß Marie je einen Partner gehabt hätte. Soviel ich weiß, besteht ihr Leben nur aus ihrem Beruf und dem lieben Gott.«
    Sie hat die Mütter aufgefordert, mit ihr zu Jesus zu beten.
    Decker erinnerte sich an das goldene Kreuz über der Brusttasche ihrer Schwesterntracht. Er hatte es fälschlicherweise für ein medizinisches Abzeichen gehalten, wie beim Roten Kreuz.
    »Der liebe Gott?«
    »Sie hat fest an Jesus geglaubt. Aber sie war nicht verbohrt.«
    »Cindy hat erzählt, daß sie Patientinnen aufgefordert hat, mit ihr zu beten.«
    »Nur wenn sie das Gefühl hatte, die Frauen wollten das. Sie war nie aufdringlich mit ihrem Glauben. Sie war nicht bigott.«
    »Es kam also nicht dauernd vor?«
    »Nein, überhaupt nicht.«
    Decker klopfte mit dem Stift gegen sein Klemmbrett. »Und solange Sie Marie kennen, war sie alleinstehend?«
    »Ja.«
    »Hat sie je bedauert, keine Kinder zu haben?«
    Darlene schüttelte den Kopf. »Sie hatte die Babys gern, aber auf eine sehr normale Art. Marie konnte fabelhaft mit den Kleinen umgehen. Aber noch besser verstand sie sich mit den Müttern. Sie hat ihnen geholfen, richtig mit den Neugeborenen umzugehen. Und auch als ausbildende Schwester war sie fabelhaft. Ich habe bei ihr gelernt, Sergeant. Fast jede Schwester, die in den letzten zehn Jahren die Säuglingsstation hier durchlaufen hat, wurde von ihr ausgebildet.«
    »Gehört das zu ihrem Job? Ich meine, Schwestern auszubilden?«
    »Ja, natürlich. Aber sie hat das sehr ernst genommen. Es lag ihr wirklich am Herzen. Sie hat sich um jede von uns besonders gekümmert. Hat uns beigebracht, was eine wirklich gute Kinderschwester ausmacht. Sie war eine vielbeschäftigte Frau. Und doch hatte sie immer Zeit für unsere Fragen. Deshalb ist das alles ja auch so absurd!«
    »Was heißt das, sie hat sich um jede besonders gekümmert?«
    »Am Anfang, in der ersten Woche, hat sie mich zum Beispiel zu sich eingeladen. Ich war

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