Die Reise-Bibel
seines Verstandes
und mit seinem handwerklichen Geschick um das nackte Überleben kämpft, viele heimliche Sehnsüchte des zivilisierten Menschen
heraufbeschwört. Archaischer Überlebenswille in der Einsamkeit, Abenteuerlust, Gefahr, exotische Schauplätze, schließlich
der Triumph über die Kräfte der Natur – all das beschwört allein der Name »Robinson« herauf. Nicht zuletzt hat der Reiseveranstalter
TUI seine Urlaubsclubs in aller Welt nach der Romanfigur von Daniel Defoe in der Hoffnung benannt, dass die Strahlkraft einer
solchen Marke die Besucher in Scharen anlockt – auch wenn die Herausforderungen in solch einem Club Robinson nicht mehr archaischer,
sondern eher kulinarischer und sportlicher Natur sein dürften.
Fuchsberger, »Blacky« Joachim
Niemand hätte das gedacht, aber wirklich niemand. Dass ausgerechnet eine Galionsfigur des deutschen Heimatfilms, der smarte
Beau Joachim »Blacky« Fuchsberger, bekannt auch aus den Edgar-Wallace-Filmen der sechziger Jahre, sich zu einem »Weltbürger«
entwickeln würde und sogar die australische Staatsbürgerschaft annimmt. Doch Fuchsberger entpuppte sich spät in Leben und
Karriere als Persönlichkeit, die mehr kann und will als den T V-Smartie zu machen: »Je älter ich werde, desto intoleranter werde ich«, bekannte Fuchsberger, kritisierte das deutsche Dumm-TV (durchaus
früher als Reich-Ranicki) und setzte sich schließlich ans andere Ende der Welt ab: Fuchsberger begründete und führte durch
die überaus beliebte T V-Dokumentationsreihe |44| ›Terra Australis‹. Darin stellte der gebürtige Stuttgarter liebevoll und kenntnisreich Menschen und Landschaften des fünften
Kontinents vor. Inzwischen lebt Fuchsberger zwar wieder hauptsächlich in Deutschland, doch »Down under« ist für ihn immer
noch gefühlte zweite Heimat. Bizarr: Fuchsbergers gefährlichste Verletzung, ein Affenbiss, nach dem er lange an Hepatitis
B laborierte, stammt nicht etwa von einer seiner Reisen in eine abgelegene Ecke des Outbacks. Der Zwischenfall ereignete sich
bei einer T V-Zirkusshow .
Goethe, Johann Wolfgang von
Vermutlich haben Sie schon von dem Herrn gehört. Er gilt als einer der größten deutschen Dichter aller Zeiten, viele behaupten:
Er ist der größte. Weniger bekannt ist, dass Goethe auch ein fanatischer Reisender war. Klar, bei ihm war der touristische
»Sturm und Drang« reine Recherche, und er hat ja auch eine Menge an überlieferten Zitaten zur Kunst des Reisens mit nach Hause
gebracht. Beispielsweise jenes: »Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen.« Und auch an wohlformulierten
Erkenntnissen über seine Reiseziele hat es dem gelernten Juristen und Schöngeist nie gemangelt. Ein Umstand, den sich der
Stuttgarter Reiseveranstalter Alba Tours zunutze gemacht hat. Unter dem Label »Reisen mit Goethe« bieten die cleveren Schwaben
Erlebnistouren nach Rom, Sizilien oder Böhmen an. Der geneigte Kulturtourist wandelt dort auf Goethes Spuren und wird mit
Informationen über den Dichterfürsten gefüttert. Die vermutlich lebendigste und attraktivste Art und Weise, sich dem Werk
Goethes zu nähern.
Grzimek, Bernhard
Fernsehzuschauer der sechziger und siebziger Jahre können sich vermutlich noch an diesen Herrn erinnern, der vor der |45| Kamera gern mal mit einem Affen posierte und auf so eine einnehmende, sympathische Art und Weise über seine Viecher sprach.
In dieser Zeit war der Oberschlesier dank seiner Sendung ›Ein Platz für Tiere‹ wohl der berühmteste Zoologe Deutschlands.
Und auch einer, der den staunenden Deutschen nicht nur die wilden Tiere, sondern auch die Fernreise nahebrachte. Vor allem
die Safari. Hauptsächlich verantwortlich dafür: Grzimeks legendärer Dokumentarfilm ›Serengeti darf nicht sterben‹, der 1959
entstand. Er erzählt von den Anfängen des Serengeti-Nationalparks in Tansania, und Grzimeks Verdienst war es, frühzeitig auf
die zunehmende Zerstörung dieses einmaligen Reservats hingewiesen zu haben. Für diesen Film erhielt er einen Oscar für den
besten Dokumentarfilm. Allerdings zahlte er dafür auch einen hohen Preis: sein Sohn Michael kam bei den Dreharbeiten durch
einen Flugzeugabsturz ums Leben, als ein Geier gegen die Tragflächen der Maschine prallte.
Was Sie vermutlich nicht über den 1987 verstorbenen Zoologen wissen: Er war mutig genug, um im Zirkus Sarrasani eine Gruppe
von Tigern in der Manege zu präsentieren. Und er verfasste
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