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Die Reise-Bibel

Titel: Die Reise-Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Braun
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Weltreisen schließlich einen Full-Package-Aufenthalt auf einem Bio-Landhof in der Nähe von Siena abschließt, inklusive ortskundigem
     Guide und der Teilnahme an zwölf Rotwein-Verköstigungen.
    |51| Der Pauschaltourist
    Alles, was den Sonnensimpel im Vorfeld einer Reise beschäftigt, ist: Wie hoch sind die Temperaturen? Wo habe ich die Badehose
     hingelegt, die blaue? Hat unsere Hütte auch mindestens drei Sterne? Gibt’s da deutsches Fernsehen auf dem Zimmer mit Premiere,
     wegen der Bundesliga? Und: Kommt da was Ordentliches auf den Tisch? (Wobei mit ordentlich hauptsächlich gemeint ist, dass
     es dem ähnelt, was auch in der Heimat auf dem Teller landet. In erster Linie also Pommes, Wurst, Gyros und Döner. Dazu Bier
     und ein Pool in Zimmernähe – top. Bezahlbar ist das alles auch noch, Hoteltransfer ist mit drin im Geschäft? Alles klar, super
     Urlaub wird das! Wohin? Wer will das wissen?
    Der Globetrotter
    Er liest die Lassmann-Kolumnen im exklusiven ›Nota-Bene‹-Reiseführer und den ›Condé Nast Traveller‹, er kennt die angesagtesten
     Hot Spots der Erde, weil er oder seine dreitausendzweihundert besten Freunde aus »Xing« schon da waren. In der Bar seines
     Vertrauens hat er von einem Öko-Resort der Superklasse in Venezuela gehört, andererseits war er auch schon lange nicht mehr
     in den Hamptons. Eine verzwickte Geschichte. Erst mal lässt er den weißen Anzug und den Panamahut reinigen, das passt ja eigentlich
     immer. Schließlich breitet er diverse Einladungen vor sich aus, die er für diesen Sommer erhalten hat, und entscheidet sich
     aus dem Bauch für: Sylt. Schnell einen Privatflieger buchen, den SUV reservieren, that’s it. Dann ruft er kurz den Seckler
     Heribert an und bestellt schon mal einen Tisch in der Sansibar. Besser gleich für die ganze Woche.
    Der Trekker
    Er kauft sich ein paar Sandalen bei Birkenstock. Er besorgt sich atmungsaktive Unterwäsche bei North Star und einen |52| Rucksack bei Globetrotter.de. Die Trinkflasche und den Minus-5 0-Grad -Rucksack findet er bei Timberland, die Infos für die Reise im ›Greenpeace Magazin‹. Um seinen Körper auf die Strapazen vorzubereiten,
     die ihm drohen, trainiert er im Kletterzentrum der Sportuniversität als Tageszahler und läuft dreimal in der Woche um ein
     örtliches Gewässer. Er besorgt sich bei Travel Overland ein Graumarktticket nach Amritsar und überweist 15   Euro an eine Öko-Institution, um seine miese Ökobilanz auszugleichen. Als Letztes liest er noch einmal die aktuellen Reden
     des Dalai Lama. Der Trekker plant schließlich keine banale Reise, er befindet sich auf einer Mission.
    Der Backpacker
    Im Frühling beginnt der Backpacker mit der Straßenmusik in der Fußgängerzone seines Heimatortes, vornehmlich spielt er Bob
     Dylan und Neil Young. Damit schlägt er gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Er trainiert die drei Akkorde auf der Klampfe,
     die er beherrscht, und verdient sich das Geld, das er im Herbst für seine Flucht aus Deutschland benötigt. Abhängig davon,
     ob er nach Indien, Thailand oder Hawaii reist, lässt er entweder seine Haare in kleinen Röhrchenformen verfilzen oder er trainiert
     auf dem Baggersee mit seinem Surfbrett. Am Vortag des Abflugs sucht er im Keller nach seinem Seesack, findet ihn nicht, nimmt
     stattdessen einen alten Eastpak-Sack (blau), in den er wahllos ein paar Hemden und Hosen, hauptsächlich aber sündteure Sneakers
     schmeißt. Am Flughafen stellt er fest, dass er seinen Pass vergessen hat und muss die Hälfte der veranschlagten Reisekasse
     für ein Ersatzdokument auf den Counter legen. Und die Klampfe geht mal wieder nicht als Handgepäck durch.
    |53| II.   Das Sozialverhalten in der Fremde
    Der Frühbucher
    Kaum hat der Frühbucher am Urlaubsort sein Quartier bezogen, zückt er seine Checkliste und schwärmt aus. Punkt für Punkt wird
     abgearbeitet: Hat der Balkon die angegebene Größe, verfügt das Badezimmer über Dusche
und
Wanne, ist auf dem Zimmer Wireless Internetempfang möglich? Penibel notiert der Frühbucher die Ergebnisse seiner Observation,
     anschließend folgt der erste Freigang mit der Familie. Die Zeit wird gestoppt: Sind es wirklich nur sieben Minuten Fußweg
     zur Bushaltestelle und verkehrt der Bus an die Seepromenade tatsächlich im halbstündigen Rhythmus? Ironischerweise ist der
     Frühbucher gar nicht so erpicht darauf, dass alle Angaben des Reiseveranstalters zutreffen. Er weiß schließlich, dass er einen
     argumentativen Ansatz

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