Die Reise-Bibel
eine Studie zum Heimfindeverhalten von Militärpferden (!). Noch
lustiger: Loriot setzte Grzimek mit seinem Cartoon über die Steinlaus schon zu Lebzeiten ein Denkmal.
Seine Urne wurde nach Tansania überführt und neben seinem Sohn am Ngorongoro-Krater beigesetzt. Ein weit gereister Mann über
sein Leben hinaus.
Gutendorf, Rudi
Es war nicht abzusehen, dass aus dem Koblenzer Fußballer Rudi Gutendorf (*1926), der in seiner aktiven Zeit höherklassig nur
beim TuS Neuendorf spielte, einmal so ein Weltenbummler werden sollte. Doch als er 1954 die Trainerlizenz 330 des DFB ausgehändigt
bekam, startete er eine |46| Karriere, die ihn bis nach Samoa führen sollte, seiner 55. und wohl letzten Station als Fußballlehrer. Seine Neugier und Lebensfreude
ist dem Mann auch im hohen Alter nicht abhanden gekommen. Die Trainerstelle auf Samoa begründete der Koblenzer so: »Die Lebensqualität
ist unglaublich. Es ist immer gutes Wetter, das Wasser ist grünblau. Und die Menschen sind unglaublich lieb, obwohl ihre Großeltern
noch Kannibalen waren.«
Hausy, Christian
Jeder Jeck ist anders, behauptet der Kölner. Christian Hausy aber, der ist aber mal
ganz
anders. Der junge Mann aus Kleve nämlich hat ein sehr eigenwilliges Hobby: Er ist Vielflieger und kann mit Fug und Recht behaupten,
dass nur der Weg das Ziel ist. Christian Hausy will nirgendwohin. Er will nur fliegen. Seitdem er fünfzehn Jahre alt ist,
gondelt er in der Weltgeschichte herum. Die ›Zeit‹ hat ausgerechnet, dass er 4, 5-Mal die Erde umrundet haben muss. Hausy war in so ziemlich jeder europäischen Hauptstadt, doch er würde sich vermutlich nirgendwo
zurechtfinden: schließlich kennt er nur die Flughäfen. Da Hausy hauptsächlich Billigflieger benutzt, muss man sich um sein
Konto keine Gedanken machen – eher schon um seine Ökobilanz: »Ich bin sehr umweltbewusst – aber wenn es ums Fliegen geht,
ist meine Leidenschaft einfach größer.« Und auch das folgende Zitat lässt auf einen eher eigenwilligen Charakter schließen:
»Sie sind sehr niedlich, sie haben schöne runde Bullaugen und Superkurven.« Er redet nicht von Frauen. Sondern von Flugzeugen.
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|47| Urlaubstypen (Teil 1)
Frühbucher, Globetrotter und andere Reisefreunde
I. Die Vorbereitung
Der Frühbucher
Kaum ist er aus dem Jahresurlaub zurück – immer drei Wochen, immer in den ersten Wochen der Schulferien –, telefoniert der Frühbucher bereits Freunde und Bekannte ab, um alles über deren Urlaub zu erfahren. Katastrophen interessieren
ihn besonders: mieses Wetter, schlechte Unterkünfte, hohe Preise – all das notiert sich der Frühbucher in brikettdicke Kladden,
um per Ausschlussverfahren sein nächstes Urlaubsziel zu bestimmen. Kurz vor Weihnachten besorgt sich der Frühbucher – man
hat ja Kontakte – erste Informationen zu den kommenden Sommerprogrammen der Reiseveranstalter. Er liest, vergleicht, rechnet
wie ein Wiesel. Am Tag vor Silvester bestellt er, wie jedes Jahr, per Internet die Kataloge all der Ziele, die jetzt noch
infrage kommen. In den ersten Tagen des neuen Jahres pflügt er sich durch meterhohe Papierstapel, fragt bei Reisebüros an,
diskutiert in Foren auf Reiseportalen und liest Kleingedrucktes im Reiserecht des potenziellen Gastgeberlandes. Schließlich
wird die Entscheidung im Familienkreis bekanntgegeben, kurz bevor der Familien-Weihnachtsbaum im Garten verbrannt wird: Dieses
Jahr geht es mit dem Bus nach Südtirol, auf eine Hütte des örtlichen Wandervereins, natürlich für Selbstversorger, Lebensmittel
dürfen mitgebracht werden, öffentlicher Nahverkehr ist in der Kurtaxe enthalten, Kurtaxe übernimmt für diese ausgewählte Region
die eigene Krankenkasse. Macht |48| summa summarum: für Vier inklusive Anfahrt und Unterbringung 520 Euro! Das soll ihm mal einer nachmachen.
Die treue Seele
Für ihn steht das Urlaubsziel fest, seit Jahrzehnten. Zum 21. Mal wird er auf diese hübsche Hallig an der Nordsee (nach Kärnten, an die Algarve) fahren, schließlich steht beim 25. Erscheinen der Eintrag in das goldene Touristikbuch der Gemeinde an. Außerdem ist es
immer
schön gewesen, in jedem einzelnen Jahr. Selbst bei schlechtem Wetter weiß man doch inzwischen, wie man sich die Zeit sinnvoll
vertreibt, genauso wie zu Hause. Insofern besteht die Vorbereitung auf die jährliche Sommerfrische bloß darin, im Januar an
die bereits im Vorjahr getroffene Buchung zu erinnern, man möchte ja
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