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Die Reise der Jona

Die Reise der Jona

Titel: Die Reise der Jona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gerrold
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es sogar mit Blut zu besudeln. Nur die Dummen und Schwerfälligen tragen Narben aus ihren Kämpfen. Die wahre Kunst ist Sieg ohne Kampf.«
    »Aber Sie raten mir zum Rückzug!«
    »Menschen nennen es strategische Umgruppierung«, entgegnete Brik. »Es ist nicht unehrenhaft, seine Energie für Situationen aufzuheben, wo die Chancen für einen Sieg besser stehen.«
    »Ehrlich gesagt«, gab Korie reumütig zu, »würde ich es vorziehen, wenn wir die Situation zu unserem Vorteil ändern könnten.«
    »Das klingt nach morthanischem Gerede. Sind Sie sicher, daß Sie ein Mensch sind?«
    »Ich habe die notwendigen Narben, um das zu beweisen.« Korie blickte zu dem riesigen Morthaner hoch. Ihre Augen trafen sich, und für einen Augenblick spürte Korie einen Anflug von Emotionen.
    Partnerschaft mit einem Morthaner?
    Der Anfall ging vorbei. Gott spielt wirklich zu gerne Streiche! Korie senkte den Blick in seine Kaffeetasse und sagte: »Was mich an dieser ganzen Situation wirklich ärgert ist, daß er uns zum Narren gehalten hat. Und ich bin in seine Falle gelaufen. Ich weiß es. Er weiß es. Er weiß, daß ich es weiß. Es geht mir einfach nicht aus dem Kopf. Der Zeitpunkt seines Angriffs, das alles war kein Zufall. Er hat es nur getan, um uns aufzuhalten. Um zu verhindern, daß wir die Fluktuatoren von Bord der Burke schaffen. Um zu verhindern, daß wir verschwinden, bevor die Drachenfürst eintrifft.« Unvermittelt reichte er Brik seinen Kaffeebecher. »Halten Sie mal.«
    Brik nahm den Becher und trat zurück, als Korie plötzlich so laut er konnte aufschrie: »ICH HASSE DIE DRACHENFÜRST!!!« Er wirbelte herum und hämmerte seine Faust mit aller Kraft gegen die Schaumstoffwand des Schotts. Es klang wie eine Bowlingkugel, die auf eine dicke Scheibe Fleisch traf. Die Mauer gab nach. Seine Faust versank bis zum Handgelenk in dem Loch.
    Dann, plötzlich wieder ruhig, zog Jonathan Thomas Korie seine Faust zurück, wandte sich zu Brik um und nahm seinen Kaffeebecher entgegen.
    »Ich mag diese Wände«, sagte er. »Es hat etwas Befriedigendes, gegen sie zu schlagen.«
    »Das liegt an der Art, wie sie nachgeben«, antwortete Brik. »Geht es Ihnen jetzt besser?«
    Korie machte eine vage Handbewegung. »Es war ein gutes Gefühl, zur Abwechslung einmal zu wissen, was ich tue. Und es war gut, einen Blitzableiter zu haben.« Plötzlich kristallisierte sich in ihm ein Gedanke: »Wissen Sie, was das ist, Brik? Ich will Rache! Ich will sie mehr als alles andere in der Galaxis. Nur eine einzige Chance, mit diesen Bastarden und ihrem Schiff gleichzuziehen, die Shaleen vernichtet haben.« Dann seufzte er: »Ich weiß, das ist unmöglich. Aber man darf doch träumen, oder nicht?«
    Brik gab keine Antwort.
    Korie fuhr fort: »Im Augenblick wäre ich schon zufrieden, wenn ich ein großes Stück aus Esker Cinnabar herausbeißen könnte. Wenn ich zu Abwechslung einmal ihm einen Schritt voraus wäre, anstatt andersherum. Sagen Sie mir, ob es dazu einen Weg gibt.«
    »Nur, wenn Sie lernen, wie ein Morthaner zu denken.« Briks Stimme verriet kein Gefühl, aber in den Worten allein schwangen genügend Zweifel. »Nehmen Sie an, daß er alles durchgespielt hat und immer genau weiß, wie unser nächster Schritt aussieht. Dann extrapolieren wir seinen nächsten Schritt und überlegen, was er will. Und die nächsten drei Schachzüge ebenso. Und dann gehen wir an den Anfang zurück und überlegen, was wir tun können, das er nicht erwartet – und nehmen an, daß er es bereits herausgefunden hat. Und so weiter. Genau das macht er im Augenblick. Was können wir unternehmen, was er nicht wissen kann?«
    »Sie gehen davon aus, daß er lebt«, stellte Korie fest.
    »Er lebt nicht nur«, entgegnete Brik. »Er befindet sich aller Wahrscheinlichkeit bereits an Bord der LS-1187.« Der Gedanke ließ Korie erstarren. Es war wie ein Eiszapfen, der sein Herz durchbohrte. Er blickte zu Brik hinauf und suchte in seinem Gesicht nach einem Anzeichen dafür, daß das nur ein Scherz gewesen war. Aber nein.
    »Sie glauben, er könnte es schaffen?«
    »Mir fallen aus dem Stegreif sieben Wege ein, wie ich von der Burke auf die LS-1187 wechseln könnte, ohne daß Harlie etwas bemerkt. Cinnabar fallen wahrscheinlich noch sieben weitere ein.«
    Korie seufzte. »Das ist doch verrückt. Es klingt nach einer Art wahnsinnigem Spiel – als würden wir mit dem Drachen Schach spielen. Oder?«
    »Ein ziemlich treffender Vergleich.«
    »In Ordnung, lassen Sie uns noch einmal von vorn

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