Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Reise der Jona

Die Reise der Jona

Titel: Die Reise der Jona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gerrold
Vom Netzwerk:
Feuer zu fließen schien – er packte und tötete, zerbrach und warf, sprang und trat und krallte. Er war nicht mehr als ein verwischter Schemen, der von Punkt zu Punkt blitzte und eine Spur zerfetzter, blutiger Körper hinter sich zurückließ. Selbst in Zeitlupe war das Gefühl unglaublicher Schnelligkeit noch überwältigend. Der Morthaner packte den Kapitän wie einen Sack Kartoffeln und…
    »Anhalten!« befahl Korie. »Wiederhole das!«
    Harlie verlangsamte die Wiederholung. Hardesty brachte seine Waffe in Anschlag und feuerte. Der Energiestrahl fuhr in den Leib des Assassinen, aber Cinnabar schien es nicht einmal zu spüren. Er drang unaufhaltsam weiter vor und bekam die Waffe zu packen. Er zertrümmerte sie, und die Brennstoffzellen blitzten auf und explodierten. Der Kapitän riß seine Arme hoch, der Morthaner packte ihn – aber er tötete ihn nicht! Er riß den Kapitän von den Füßen und klemmte ihn unter einen Arm…
    Korie spürte, wie er innerlich schwankte. Er hatte keinen Beweis. Der Kapitän konnte noch am Leben sein.
    Der Schirm zeigte, wie der Morthaner mit rücksichtsloser Gewalt den Fährhangar säuberte. Er riß Kameras von den Wänden und zerschmetterte sie. Der Blickwinkel schaltete von einer Kamera zur nächsten, und schließlich wurde der Schirm dunkel.
    Ohne daß ihn jemand darum gebeten hätte, wiederholte Harlie die Serie von Aufzeichnungen.
    Korie blickte sich um und bemerkte, daß Molly Williger hereingekommen war, während sie voller Entsetzen auf den Schirm gestarrt hatten. Er begrüßte sie mit einem Nicken. »Haben Sie’s auch gesehen?«
    Sie brummte, das Gesicht in besorgten Falten.
    Korie wandte sich zu Brik. »Nach Artikel Dreizehn muß ich annehmen, daß der Kapitän entweder tot oder außerhalb jeder Rettung ist. Stimmen Sie mir zu?«
    Brik wußte, was Korie von ihm wollte. Er antwortete leise und offen: »Ich stimme Ihnen zu.«
    »Ich danke Ihnen.« Korie wandte sich seiner Astrogatorin zu. »Oberleutnant Tor?«
    »Meinen Sie nicht, daß Sie zu voreilig sind? Sie wissen nichts Genaues.«
    Korie nickte in Richtung des Schirms. Der Morthaner zerfetzte ein Besatzungsmitglied zu einem blutigen Etwas. »Sehen Sie sich die Bilder an.«
    »Nein«, widersprach Tor. »Sehen Sie hin. Ich habe den Tod des Kapitäns nicht sehen können, genausowenig wie Sie. Warum schicken Sie nicht ein paar Sonden in die Burke und veranstalten eine ferngesteuerte Suche? Wir sollten uns sicher sein…«
    »Ich wünschte, es wäre so einfach«, sagte Korie. »Aber wir haben nicht genügend Zeit. Und wir würden niemals über fünfzig Prozent Vertrauensbasis kommen. Ich benötige Ihre Einschätzung jetzt.«
    Tor trat dicht zu Korie und senkte ihre Stimme. Niemand außer ihm konnte hören, was sie sagte.
    »Ich weiß, daß Sie unbedingt Ihr eigenes Schiff wollen, aber sind Sie nicht ein bißchen zu begierig, Kapitän Hardesty abzuschreiben?«
    Korie ignorierte es. »Ich brauche einen erklärenden Satz, Miss.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann Sie nicht unterstützen.«
    »Das ist Ihr gutes Recht. Vielen Dank.« Er wandte sich ab. »Doktor Williger?«
    Williger blickte besorgt drein und meinte zögernd: »Mir gefällt das zwar ebenfalls nicht, aber ich muß mich an das Offensichtliche halten.«
    Tor folgte Korie auf die Brücke. »Ich denke, Sie sind zu voreilig.«
    »Ich begrüße Ihre Aufrichtigkeit«, erwiderte Korie. Er machte auf den Stufen halt.
    »Aber ich muß mich nach den Vorschriften richten, weil Kapitän Hardesty es so wünscht.« Er blickte in die Runde. »Oder ist irgend jemand anderer Meinung?«
    Korie blickte von einem Gesicht ins andere, suchte nach Ablehnung, hoffte, jemand würde einen triftigen Grund nennen, der ihn von seinem nächsten, nicht wieder rückgängig zu machenden Schritt abhielt. Jonesy? Leen? Goldberg? Brik? Hodel? Williger?
    Nein. Keiner.
    Korie atmete tief durch. »Harlie, bitte trag ins Log ein: Nach den Bestimmungen von Artikel Dreizehn übernehme ich das Kommando über die LS-1187 unter der Annahme, daß Kapitän Richard Hardesty tot oder unrettbar verloren ist.«
    Harlies Stimme klang ruhig wie immer. »Jawohl, Mister Korie. Ich habe es vermerkt.«
    Tor sprach als erste. Ihr Tonfall war außerordentlich formell: »Ihre Befehle, Kapitän?«
    Korie ignorierte die unterschwellige Zurechtweisung. »Wir werden unsere Mission beenden. Ich will die Fluktuatoren der Burke. Und ich habe keine Lust, Verstecken und Fressen mit diesem morthanischen Assassinen zu spielen.

Weitere Kostenlose Bücher