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Die Reise der Jona

Die Reise der Jona

Titel: Die Reise der Jona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gerrold
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Harlie, öffne die Schleusen der Burke ins All. Jetzt sofort.«
    »Jawohl, Sir. Ich öffne die Schleusen ins All.«
    Korie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, aber die Konsequenzen ließen ihn zusammenzucken. Er wandte sich dem Holotisch zu und beobachtete, wie sich in dem Schema der Burke die zahlreichen Schleusen zu öffnen begannen. Der Frontschirm wurde hell und zeigte, was die Kameras der LS-1187 auffingen.
    Harlie schaltete zwischen den Kameras hin und her und zeigte auch Bilder von den Korridoren im Innern der Burke. Ein starker Sturm peitschte durch die Gänge. Trümmer wurden mitgerissen, taumelten gegen die Wände und prallten wieder zurück. Ein zerfetzter Körper rollte vorbei.
    Die Brückenbesatzung sah schweigend zu. Korie meinte bitter: »Das sollte die Luft aus unserem Assassinen lassen.«
    »Vielleicht auch nicht«, sagte Williger.
    Sie alle wandten sich zu ihr um und bedachten sie mit scharfen Blicken.
    Die Schiffsärztin Molly Williger machte einen Schritt zum Holotisch und schob eine Memorykarte in den Leser.
    Ein Bioschema des Morthaners entstand und verdrängte flackernd die beiden gekoppelten Raumschiffe. »Er ist voller Verstärkungen«, begann Williger. »Er besitzt ein Nervensystem, das mit Lichtgeschwindigkeit reagiert. Er hat parallelrechnende Knoten im Gehirn. Er besitzt ein gehärtetes Skelett, verstärkte Muskulatur, Extraherzen, innere Abschirmungen, was Sie sich auch ausmalen – selbst die Fähigkeit, die organischen Bestandteile seines Körpers für kurze Zeit abzuschalten.« Sie zögerte einen Herzschlag. »Und die schlechte Nachricht ist, daß er sehr wohl auch ohne Luft auskommen kann, genau wie ohne Wasser oder Nahrung. Zumindest für eine gewisse Zeit.«
    Korie sah zu Brik. »Ist das für einen Assassinen normal?«
    Brik nickte. »Für einen Anfänger, ja.«
    »Versuchen Sie nicht dauernd, mich aufzumuntern«, sagte Korie. Dann wandte er sich an Williger: »In Ordnung. Und wie lange kann dieser Hurensohn die Luft anhalten?«
    »Schätzungsweise fünfzehn Minuten.«
    Korie traf eine Entscheidung. »Wir warten eine Stunde.«
    »Wir haben keine Stunde«, widersprach Tor. »Erinnern Sie sich an die Drachenfürst?«
    »Ja. Sicher. Ich erinnere mich an die Drachenfürst«, schnappte Korie. »Besser als Sie. Ich zeige Ihnen die Narben.« Dann wiederholte er seinen Befehl. »Wir warten eine Stunde.«

 
Kaffee
     
     
    Die Burke lag kalt und still. Trotz des Glitzerns ihrer Lichter – oder vielleicht gerade deswegen – sah sie trostlos aus. Nichts bewegte sich an Bord. Ihre Kameras waren blind. Harlies fortgesetzte Abtastversuche blieben ohne Ergebnis.
    Nach einiger Zeit langweilte Korie die endlose Wiederholung der immer gleichen, immer leeren Bilder. Er nahm sich einen Becher Kaffee und stapfte von der Brücke. Er dachte daran, zur Kapitänskabine zu gehen, aber er brachte es nicht über sich. Noch nicht. Es war nicht richtig. Die Kabine würde nicht die seine sein, bis… bis der Admiral sie ihm gab.
    Er blieb stehen und lehnte sich gegen die Wand des Steuerbordkorridors. Er starrte ins Nichts. Die graue Oberfläche der Schaumkonstruktion der Wände glänzte stumpf.
    Er focht einen inneren Kampf mit sich aus. Ich hatte gar keine andere Wahl. Die Entscheidung mußte gefällt werden. Ich habe nur getan, was Hardesty an meiner Stelle gemacht hätte. Ich habe die Vorschriften befolgt. Aber all das schien bedeutungslos gegen die anklagenden Tatsachen: Wir haben nicht gesehen, wie er starb. Wir wissen nicht mit Sicherheit, daß er tot ist. Wir haben ihn vielleicht getötet, als wir die Luft aus der Burke entweichen lassen haben!
    Und das war nur die Oberfläche des wilden Durcheinanders. Die offensichtlichen Dinge. Darunter schwebte der viel beunruhigendere, schmerzlichere Gedanke: Schon wieder die gleiche Geschichte wie mit Kapitän Lowell. Man erwartet, daß man sich als Kapitän auf seinen Ersten Offizier verlassen kann. Warum gehöre ich nicht zu dieser Sorte Offizier? Warum kann ich meinen Schiffskommandanten nicht beschützen? Bin ich so dumm und begriffsstutzig?
    Aber – wie verhindert man, daß ein Kapitän getötet wird, wenn er darauf besteht, die falschen Entscheidungen zu treffen? Was ist mit den Führungsqualitäten, die nur die anderen sehen und ich nicht? Bin ich so von mir selbst überzeugt, daß ich nicht mehr sagen kann, was richtig ist und was falsch? Was für ein Offizier bin ich nur?
    Korie bemerkte, daß seine Schuhe voller Blut waren. Wahrscheinlich war

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