Die Reise der Jona
für die Führung des Schiffes nicht unerläßlich ist. Mit Ihnen würde ich anfangen. Wenn ich schlecht gelaunt wäre, würde ich Sie vorher noch foltern und Ihren Tod in die Länge ziehen.«
»Warum würden Sie die anderen am Leben lassen?«
»Ich bin nicht dumm. Vielleicht müßte ich dieses Schiff selbst nach Hause bringen. Alleine geht das nicht.«
»Sie wollen sagen, vielleicht kommt die Drachenfürst gar nicht?«
»Auch diese Möglichkeit besteht. Sie sind schließlich nicht der einzige, der über versteckte Fallen und Köder nachdenkt.«
»Also…«, begann Korie, »… wenn ich wie ein Morthaner denken würde – dann müßte ich mir eine Verteidigung gegen die Drachenfürst überlegen, die vielleicht gar nicht kommt, und gleichzeitig eine Falle für einen Morthaner, der vielleicht bereits tot ist.« Er warf einen Blick auf sein Armband. »Und ich habe weniger als zwanzig Minuten Zeit, nicht wahr?«
Brik nickte. »Stimmt.«
Korie bedachte das Problem. Schließlich sagte er mit unbeweglicher Miene: »In Ordnung. Was machen wir mit der restlichen Zeit?«
»Sie könnten vielleicht beten«, erwiderte Brik. Er meinte es ernst.
Korie warf ihm einen mürrischen Blick zu. »Tut mir leid«, sagte er. »Das mache ich nicht mehr. Der Preis dafür ist mir zu hoch.«
Proviant
»In Ordnung, Harlie«, gab Korie den Befehl.
Die Schleusentüren der Burke glitten scheinbar mühelos zusammen, und aus ihren großen Regenerationstanks zischte die Luft zurück in das Schiff.
Als erstes kam der Schall zurück in die Korridore. Einige der Trümmer flatterten scheppernd umher. Auf der Brücke erwachten die Konsolen zu neuem Leben. Die Warnlampen wechselten von Rot auf Gelb, und, als der Druck und das Gasgemisch Sollwerte erreichten, auf Grün.
In der Vorderschleuse der LS-1187 warteten Korie und Brik und ein schwer gepanzertes und bewaffnetes Einsatzteam ungeduldig. Sie alle waren mit Helmen, Kameras und Sicherheitswesten ausgerüstet. Bach und Armstrong trugen Lähmgranaten und Schnellfeuerwerfer bei sich. Nakahari hatte eine Tasche voller Module, die auf der Burke installiert werden sollten.
Quilla Theta überprüfte eben zum zweiten Mal Armstrongs Sicherheitsausrüstung und die Waffen auf seinem Rücken. »Sei vorsichtig, Brian, ja?« sagte sie.
»Äh…« Armstrong drehte sich zu ihr um. »Theta, ach ja. Ich werde vorsichtig sein. Verlaß dich darauf.«
»Ja, bitte. Wir würden uns über noch mehr ›Wow!‹ freuen. Wir alle.«
»Ich verspreche dir, ich werde mein besonderes Augenmerk darauf richten. Auf dich und auf alle von euch.«
Armstrong bemerkte, wie Bach ihm an der Quilla vorbei einen schrägen Blick unter erhobener Augenbraue zuwarf. »Na und?« sagte er achselzuckend. »Ein Mann muß seinen Anhängern schließlich gefallen, oder nicht?«
Die Quilla klopfte Brian zweimal auf den Rücken – ihr ›Alles in Ordnung‹-Signal. Armstrong wandte sich um und winkte Korie mit erhobenem Daumen.
»Gut«, sagte Korie. »Dann wollen wir mal.«
Die Luftschleuse glitt zur Seite.
Vorsichtig gingen sie hindurch. Armstrong und Bach führten, gefolgt von Korie und Brik. Der Hangar sah trocken und spröde aus. Das Blut auf dem Boden hatte sich in Pulver verwandelt. Einiges war davongeflogen. Einiges schwebte noch in der Luft und verlieh dem Hangar eine düster rote Atmosphäre und ein beunruhigendes, salziges Aroma.
Brik und Bach stapften durch den Steuerbordkorridor in Richtung des Maschinenraums und der Brücke. Korie und Armstrong gaben ihnen Deckung. Nakahari folgte in sicherem Abstand.
Der Maschinenraum der Burke sah nicht länger aus wie ein Schlachthof.
Er war zu einem Horrorkabinett geworden.
Die am Singularitätskäfig aufgehängten Leichen waren durch das Vakuum, dem sie ausgesetzt gewesen waren, mumifiziert worden. Ihre Zungen hingen schwarz und geschwollen heraus wie fremdartige Parasiten, die aus den Mündern zu entkommen versuchten. Die Augen waren geplatzt. Aus den Ohren und Nasen war kochendes Blut getreten und über den angrenzenden Boden geströmt. Ihre Organe waren durch die Wunden hervorgequollen, die der Morthaner ihnen zugefügt hatte – und anschließend im gnadenlosen Vakuum zusammengeschrumpft und hart geworden.
Hier gab es kein Mitleid.
Dem Tod folgte die Entweihung.
Korie spürte den Wunsch zu weinen. Es war einfach nicht fair.
Aber er biß sich auf die Lippen und drängte voran. Später war noch genügend Zeit für Trauer. So lief es immer.
Er kletterte die Leiter
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