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Die Reise der Jona

Die Reise der Jona

Titel: Die Reise der Jona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gerrold
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daß er die nächsten drei Wochen mit nichts anderem verbringen würde als dem Einsetzen neuer Brennstoffzellen – von Hand. Es mußte einen einfacheren Weg geben, das hier zu erledigen. Aber niemand hatte je damit gerechnet, daß man ein Schiff von Null wieder würde hochfahren müssen.
    Die Brennstoffzellen erwachten ohne Schwierigkeiten zum Leben, was für Korie eine angenehme Überraschung war. Jetzt mußte nur noch Harlie wieder aufgeweckt werden, und das würde mehrere Stunden dauern. Jedes seiner vielen Bewußtseinsmodule mußte gesondert eingeschaltet und überprüft werden, und er konnte erst dann zu einer funktionierenden Einheit zusammengesetzt werden, wenn die Fehlerquote der Einzelkomponenten unter einen gewissen Vertrauensbereich abgesunken war.
    Die Alternative – Harlie ohne umfangreiche Systemanalyse einzuschalten – würde das nicht geringe Risiko eines Traumas heraufbeschwören: Verwirrung, Orientierungslosigkeit, zunehmende statistische Unzuverlässigkeit, und vermutlich auf lange Sicht eine schwere Psychose.
    Auf der anderen Seite konnten sie es ohne ihn nicht bis nach Hause schaffen. Sie würden nicht einmal das Schiff in Betrieb nehmen können.
    Theoretisch war es zwar möglich, ein Sternenschiff ohne seine Künstliche Intelligenz zu steuern, aber das hatte noch nie jemand versucht. Theorie war eine Sache. Sternenschiffe eine andere.
    »In Ordnung, Harlie«, flüsterte Korie. »Du wirst noch eine Weile länger schlafen.« Er gab die Befehlsfolge ein und verschloß die Konsole wieder.
    Niedergeschlagen zog er sich durch das Schott aus dem Computerabteil und schwebte den Kiel entlang in Richtung des Maschinenraums.
    Überall in der Halle brannten Arbeitslampen.
    Besatzungsmitglieder waren damit beschäftigt, sich um den großen Käfig der Singularität in der Mitte der Halle zu manövrieren.
    Der Leitende Ingenieur Leen überwachte die Verkabelung eines Reservegenerators. Als Korie herbeischwebte, blickte er auf. »Ich habe einen Mann zum vorderen Ausguck geschickt, um eine Peilung vorzunehmen. Wir taumeln ziellos durch den Raum. Ich glaube, wir kriegen das autonome Netzwerk wieder zum Laufen, aber ich muß erst überprüfen, ob es nicht traumatisiert ist. Und ich bin dabei, einen Reservestromkreis zu improvisieren, damit wir die Massetreiber aufladen können, sobald wir wieder eine Orientierung haben. Was wollen Sie sonst noch wissen?«
    »Das reicht fürs erste völlig. Harlie ist noch mindestens sechs Stunden außer Betrieb, vielleicht auch länger. Ich möchte, daß Sie sich mit den Handbüchern vertraut machen und herausfinden, wie wir das Schiff ohne KI betreiben können, wenn es sein muß. Und daß Sie fest die Daumen drücken, damit es nicht notwendig wird. In der Zwischenzeit mache ich einen Rundgang durch das Schiff. Ich muß wissen, in welchem Zustand sich die Mannschaft befindet.«
    »Sie ist wacklig, aber sie arbeitet.«
    Korie blickte Leen in die Augen. »Haben wir noch genügend Leute, um das Schiff nach Hause zu bringen?«
    Leen zuckte die Schultern.
    »Ich weiß es nicht. Ich habe Randle beauftragt, die Mannschaftsliste durchzugehen. Einige der Jungs leiden unter Gedächtnisschwund. Ich weiß nicht, ob wir sie wieder hinkriegen.« Sein Gesichtsausdruck war alles andere als zufrieden.
    »So weit, so gut«, sagte Korie. »Lassen Sie den Koch ein paar Sandwiches machen. Ähhh – hat er überlebt?«
    Leen schüttelte den Kopf.
    »Tut mir leid. In Ordnung, dann stellen Sie zwei Mann in die Kombüse ab. Sorgen Sie dafür, daß die Lichter eingeschaltet bleiben. Und der Luftkreislauf. Wenn alles schiefgeht, können wir immer noch das Schwarze Loch einschalten und versuchen, wegzulaufen. Ich rechne mit dem Schlimmsten.« Er blickte Leen an. »Habe ich etwas vergessen?«
    »Wir könnten beten…«
    »Ich habe bereits vor langer Zeit damit aufgehört, Mister Leen.«
    »Sind Ihre Gebete nicht beantwortet worden?«
    »Doch, das schon. Ich bekam eine Antwort. Aber sie lautete Nein.« Korie zog sich durch den Maschinenraum in den hinteren Kiel. Hier war es noch dunkler als vorn. An jedem der manuellen Sicherheitspaneele legte er eine Pause ein und überprüfte gewissenhaft den atmosphärischen Druck, den CO 2 -Gehalt, die Feuchtigkeit und die Temperatur der Luft. Alle Werte blieben stabil. Gut. Das bedeutete, daß die Integrität der Schiffshülle nicht durchbrochen worden war. Im Augenblick bestand die größte Gefahr in einem winzigen Loch irgendwo in der Hülle; aber ohne

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