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Die Reise der Jona

Die Reise der Jona

Titel: Die Reise der Jona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gerrold
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steckte auch eine militärische Überlegung dahinter. Was, wenn der unwahrscheinliche Zufall eintrat und einer der morthanischen Kreuzer auf die treibenden Leichname stieß? Es wäre ein klarer Beweis, daß die LS-1187 nicht zerstört worden war.
    Und doch… ihm war genauso klar, daß es die Mannschaft zumindest irritieren würde, wenn die Leichen ihrer toten Kameraden hier festgezurrt blieben. Sie würden ständig an ihr Versagen in der Schlacht erinnert werden. So als erhöben die Toten einen anklagenden Zeigefinger zu den Lebenden: Wenn ihr nicht versagt hättet, könnten wir vielleicht noch leben!
    Traurig schüttelte Korie den Kopf. Dies war kein Problem, das sich schnell lösen ließ. Die Entscheidung konnte noch eine Weile warten – auch wenn es ihm gegen den Strich ging, Entscheidungen aufzuschieben; unerledigte Aufgaben schienen immer im Hintergrund seines Schädels auf ihn zu lauern und an seinem Bewußtsein zu nagen. Er machte sich auf den Weg durch den Steuerbordkorridor und betrat die niedrige Kammer direkt über dem Maschinenraum des Sternenschiffes, die dem Leitenden Ingenieur Leen als Büro diente.
    Im Augenblick wurde sie außerdem als Reservebrücke der LS-1187 genutzt.
    Der Leitende Ingenieur war in einem Sitz vor einem Rechner festgeschnallt. Er ließ Diagnoseprogramme laufen und murmelte stirnrunzelnd vor sich hin. »Nichts. Wieder nichts. So wird das nichts. Nichts. Scheiße.« Dann beugte er sich vor und tippte angestrengt einen neuen Satz Kommandos ein.
    Korie unterbrach ihn nur widerwillig, aber… »Mir ist da noch etwas eingefallen«, begann er zögernd.
    Leen stieß sich von der Konsole ab und drehte sich zu Korie um. »Was denn jetzt?«
    »Wir laufen mit minimaler Lebenserhaltung. Wie lange halten wir das durch?«
    Leen überlegte einen Augenblick. Korie schien es, als könne er sehen, wie es in Leens Kopf arbeitete. »Sechs Tage«, kam schließlich die Antwort. »Wenn wir den LOX aus den Brennstoffzellen benutzen, können wir drei weitere Wochen herausschinden. Aber dann ist alle Energie verbraucht, bis wir wieder aufladen. Und wir haben nichts für die Massetreiber übrig. Mir fällt kein Ausweg ein – wir müssen früher oder später die Singularität in Betrieb nehmen.«
    »Ich weiß«, entgegnete Korie. »Aber ich möchte diesen Augenblick so lange wie möglich hinauszögern und den Gebrauch minimieren. Wenn wir Gravitationswellen abstrahlen, dann finden sie uns. Wenn sie im Augenblick an den Ortungsgeräten sitzen, erkennen sie nichts weiter als ein Wrack.« Er hakte sein Bein um eine Stütze, um zu verhindern, daß er durch die Kammer trieb. »Wir können ohne Gravitation überleben. Wir haben genügend Proviant für drei Monate. Wir können das Wasser rationieren. Unser großes Problem heißt Luft.«
    »Die Osmosemaschinen scheiden aus«, sagte Leen. »Jedenfalls ohne die Gravitatoren, denn das bedeutet G-Wellen. Wissen Sie, wir könnten einen schnellen Blick riskieren, nachsehen, ob feindliche Einheiten in Reichweite sind – wir könnten unsere Abstrahlungen kontrollieren, sie unterhalb des Grundrauschpegels halten…«
    Korie schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Ich möchte im Augenblick nicht riskieren, eine Abtasterlinse zu öffnen. Vielleicht in einer Woche. Selbst wenn wir nur die Linse benutzen, könnten wir unsere Position schon an die Drachenfürst verraten. Wir wissen einfach nicht, wie empfindlich ihre Instrumente sind. Ich muß vom schlimmsten Fall ausgehen.«
    Leen knurrte. »Sie machen es mir wirklich nicht leicht, Sir.«
    »Ich habe nachgedacht«, fuhr Korie fort. »Wir könnten die Aeroponik einsetzen. Netze im Hangar und Lichterketten darüber. Außerdem in der Inneren Hülle, in den Korridoren und vielleicht sogar im Kiel. Wir könnten mit Lunamoos beginnen, das wir alle zwei Tage zurückschneiden. Innerhalb von vierzehn Tagen sollten wir das Volumen um die vierundsechzigfache Menge vergrößern können.«
    Leen gab keine Antwort. Er drehte sich zu seiner Konsole zurück und ließ eine Reihe statischer Extrapolationen über den Schirm laufen. »Es dauert mindestens einen Monat, bevor eine nennenswerte Sauerstoffproduktion in Gang kommt, selbst wenn Sie das Volumen jeden zweiten Tag verdoppeln. Und davon bin ich noch nicht überzeugt.«
    »Ein Monat könnte reichen«, sagte Korie. »Gerade eben. Wir könnten weiter den Kopf in Deckung halten.«
    »Es wird ziemlich eng werden.«
    »Wir haben keine große Wahl. Früher oder später müssen wir die Aeroponik

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