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Die Reise der Jona

Die Reise der Jona

Titel: Die Reise der Jona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gerrold
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wahren Grund.
    Es war die LS-1187.
    Sie war Jona.
    Ihre Besatzung wartete und hoffte darauf, daß jemand kommen und das Kommando übernehmen würde. Und fragte sich, was als nächstes geschehen mochte…
     
    Sie waren zu sechst, und sie wußten von nichts.
    Sie kamen frisch von der Ausbildungsstätte und waren mit dem letzten Transporter eingetroffen. Sie waren eifrig und voller Tatendrang und hatten keine Ahnung, in was sie da stolperten.
    Ihre Namen waren Bach, Stolchak, Jonesy, Armstrong, Haddad und Nakahari.
    Leutnant Helen Bach, Sicherheitsoffizier, war die kleinste der Gruppe. Im Kampfanzug maß sie nur knapp einen Meter fünfundsiebzig. Ihr Gesicht hatte einen dunkelglühenden Ausdruck, der jeden in ihrer Nähe vorsichtig werden ließ. Sie war afrikanisch-altairischer Abstammung und gehörte zu der Sorte Frauen, die man besser ernst nahm. Gerüchte kursierten, daß sie ihrem Karatelehrer bereits in der dritten Unterrichtsstunde den Arm gebrochen hatte.
    Leutnant Irma Stolchak war Technikerin und auf Lebenserhaltungssysteme spezialisiert. Sie war einen halben Kopf größer als Bach, von starkem Knochenbau und freundlichem Aussehen – aber in ihren Augen lag ein unstetes Flackern, als wäre sie einmal zu oft verletzt worden und hätte gegenüber dem Rest der Menschheit ein schreckliches Mißtrauen zurückbehalten.
    In Raumfahrer Erster Klasse Ayoub Haddad, Quantenmechaniker, floß reinstes jordanisches Blut – obwohl seine Vorfahren seit beinahe sieben Generationen den Boden der Erde nicht mehr betreten hatten. Sein Gesichtsausdruck war offen und freundlich. Maschinen faszinierten ihn, weil sie immer genau das taten, was man von ihnen erwartete – selbst, wenn sie schließlich den Geist aufgaben.
    Raumfahrer Erster Klasse Ori Nakahari, ohne Spezialgebiet, jüngster Sohn einer wohlhabenden japanischen Familie, hatte sich zwei Tage nach der Schlacht von Marathon freiwillig zur Flotte gemeldet. Seine Eltern hatten sich ärgerlich von ihm distanziert, weil er politischen Ereignissen mehr Bedeutung beigemessen hatte als Familienangelegenheiten. Ori war deswegen nicht in Tränen ausgebrochen.
    Leutnant Valentine Michael Jones, Spitzname »Jonesy«, ebenfalls ohne Spezialgebiet, trug seinen Spitznamen, weil jeder Jonesy genannt wurde, der Jones hieß. Er war ein wenig zu groß, ein wenig zu mager, und er sah ein wenig mehr als nur ein wenig linkisch aus. Über ihn kursierte der Witz, er wäre noch unschuldig – weil er noch nicht herausgefunden hätte, welches Geschlecht dem seinen entgegengesetzt sei.
    Raumfahrer Erster Klasse Brian Armstrong, ohne Spezialgebiet, war ein großer, muskelbepackter Mann, der eher als Athlet denn als Raumfahrer durchgehen konnte. Er war schlagfertig, gutaussehend, freundlich und sehr beliebt.
    Mit einem Wort, er war ein so vollkommenes Exemplar der menschlichen Gattung, daß er in der Flotte seinesgleichen suchte. Also, was um alles in der Welt hatte ihn auf die LS-1187 verschlagen? Er hatte den Falschen verprügelt, denn der Vater seines Opfers war ein Vizeadmiral.
    Mehr gab es darüber nicht zu sagen. Punkt.
    Sie waren neu. Sie waren eifrig. Sie steckten voller Tatendrang. Und sie hatten keine Ahnung.
    Sie kamen direkt aus dem Transporterdock, und der erste Blick auf die LS-1187 reichte aus, um ihre schlimmsten Befürchtungen zu bestätigen.
    Sie standen auf einem Laufsteg und überblickten das Dock. Unter ihnen lag das Raumschiff und glänzte hell im Licht der Scheinwerfer. Jonesy legte seine Hände gegen die schräge Glaswand und drückte die Nase an die Scheibe. Seine Wangen glühten. Aber er war der einzige. Die anderen begriffen langsam, welches Schiff das war. Ihre Gesichter wurden länger.
    »Komm schon, Jonesy.« Armstrong stieß ihn an. »Du hast schon früher Raumschiffe gesehen.«
    »Nicht das hier. Das hier ist unseres!«
    »Wach endlich auf und sieh genau hin, Jonesy!«
    »Es ist mir egal. Es ist noch immer wunderschön.«
    Widerstrebend ließ er sich weiterziehen. Der Laufsteg erstreckte sich über die gesamte Länge des Schiffs bis zur Luftschleuse achtern. Unterwegs hatten sie Gelegenheit, jeden Kratzer, jede Blase und jede Narbe auf der Keramikhülle zu betrachten. Aus dieser Nähe konnten sie deutlich erkennen, wie stark die LS-1187 von Treffern aus Strahlwaffen und von verwaschenen regenbogenfarbenen Flecken gezeichnet war – sichtbare Auswirkungen des Welleneffekts, den die Hyperraumblase eines Marodeurschiffes erzeugt hatte.
    Stolchak faßte als erste ihre

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