Die Reise der Jona
daß Sie niemanden finden können, der das Schiff haben will – und auf der anderen Seite verweigern Sie es mir.«
Die Vizeadmiralin schwieg.
»Das stimmt doch, oder nicht?«
»Mister Korie, Sie durften frei sprechen, und ich habe frei zu Ihnen gesprochen, weil es nötig ist, daß Sie die schwierige Situation begreifen…«
»Ma’am, was auch immer Sie entscheiden mögen, ist schwierig. Also entscheiden Sie doch so, daß Sie die besten Ergebnisse für unsere Sache erwarten können. Geben Sie dem Schiff eine neue Nummer oder schlachten Sie es aus; aber wenn Sie die LS-1187 schon nicht ein stolzes Schiff sein lassen, dann senden Sie sie wenigstens nicht als ein gebrandmarktes Schiff hinaus. Tun Sie das ihrer Besatzung nicht an. Versetzen Sie sie. Lassen Sie sie auf anderen Schiffen dienen.«
»Auch das ist leider unmöglich.«
»Ich verstehe nicht…«
»Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. Lassen Sie uns einen Augenblick bei Ihrer Situation bleiben, vielleicht wird es dann klarer. Persönlich würde ich es vorziehen, Ihrem Entlassungsgesuch zuzustimmen. Ich mag es, wenn Probleme sich von alleine lösen. Aber mir sind die Hände gebunden; ich müßte Sie vorher vor ein Kriegsgericht stellen, und das werde ich nicht. Das wäre noch unfairer. Auf der anderen Seite kann ich Sie auch nicht zurück auf Ihr Schiff versetzen, wenn Sie sich mit solcher Vehemenz dagegen sträuben. Das Problem ist nicht allein das Schiff. Das Problem sind auch Sie. Ich bezweifle, daß es einen Kapitän in der Flotte gibt, der Sie als Ersten Offizier anzunehmen bereit ist. An Ihnen haftet der Gestank der LS-1187. Das gleiche gilt für den Rest Ihrer Mannschaft. Es ist das Beste, sowohl für Sie als auch für die Besatzung, wenn ich Sie zusammenhalte.«
Die Worte trafen Korie schwer. Er senkte den Kopf und blickte ein paar Sekunden auf seine Hände in seinem Schoß.
»Es tut mir leid«, sagte die Vizeadmiralin.
»Ich kann den Dienst nicht quittieren. Ich kann nicht weitermachen. Ich kann nicht zurück.« Korie schüttelte den Kopf und blickte wieder auf. »Darf ich wenigstens einen ehrenvollen Selbstmord begehen?«
Die Vizeadmiralin erlaubte sich ein winziges Lächeln. »Ich fürchte, auch das ist kein Ausweg.« Sie beugte sich vor, und ihr Tonfall wurde weich. »Jon, ich verstehe, wie es Sie schmerzt. Ich weiß, daß dies sehr schlechte Nachrichten für Sie sind. Aber Sie müssen verstehen, daß ich es nicht persönlich meine…«
»Genau so kommt es mir aber vor…«
»Wir befinden uns in einer ernsthaften Krise. Wir kämpfen wie die Verrückten darum zu verhindern, daß die Morthan-Solidarität herausfindet, wie schwer sie uns getroffen hat. Sie wissen es nicht. Sie glauben, sie hätten hauptsächlich Kauffahrer abgeschossen. Sie haben keine Ahnung, daß sie die meisten unserer schweren Kreuzer ausradiert haben. Wenn sie das herausfinden… nun, ich muß Ihnen wohl nicht erzählen, was die Morthaner mit den Planeten angestellt haben, die sie eroberten.
Das einzige, was ich Ihnen in der Hoffnung, daß Sie Ihre Meinung ändern, sagen kann, ist folgendes: Überlegen Sie genau, ob unser Kriegsglück nicht wichtiger ist als Ihre persönlichen Sorgen oder Ihre Karriere.«
»Sie kennen meine Entscheidung bereits.« Korie war verärgert, daß er überhaupt darauf hatte antworten müssen. »Ma’am, alles, was Sie gesagt haben, bestätigt nur ihre Richtigkeit. Ich muß kein Raumflottenoffizier sein, um der Allianz zu dienen. In Anbetracht der Dinge, die Sie mir mitgeteilt haben, wäre ich wahrscheinlich irgendwo anders weit nützlicher. Ich kann nach Shaleen zurückgehen und in den Orbitalwerften Schiffe zusammenbauen. Ich war Antriebsingenieur, wissen Sie? Und ich bin ein annehmbarer Gruppenleiter. Ich kann vernünftige Arbeit verrichten und mich bei dem, was ich leiste, gutfühlen. Lassen Sie mich gehen. Es wird Ihr Problem lösen – und meines obendrein. Und es wird mich ein gutes Stück näher zu meiner Familie bringen. Ich werde sie sogar hin und wieder besuchen können.«
»Mein Gott!« Die Vizeadmiralin wurde bleich. »Hat man Ihnen noch nichts erzählt?«
»Was erzählt…?« In Kories Hals bildete sich ein Knoten.
Die Vizeadmiralin stand eindeutig unter Streß. »Die Drachenfürst hat Shaleen vor drei Monaten besucht. Sie hat den Planeten überfallen. Es tut mir leid. Niemand hat überlebt. Nichts ist übriggeblieben…«
Den Rest ihrer Worte hörte er nicht mehr.
Du verfluchter kosmischer Hurensohn! Ich habe dir
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