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Die Reise der Jona

Die Reise der Jona

Titel: Die Reise der Jona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gerrold
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Enttäuschung in Worte. »Seht euch das nur an! Was für ein Trümmerhaufen! Diesmal haben wir wirklich voll danebengegriffen.«
    Armstrong starrte durch die Verglasung. »Ich frage mich, ob es stimmt, daß sie verhext ist…«
    Nakahari grinste ihn an. »Nun, sie hat ihren eigenen Kapitän erledigt. Seht ihr dort? Die Backbord-Disruptoren sind zusammengeschmolzen.« Er mimte groteskes Erschauern und lachte. »Und jetzt erzählen sie, daß sein Geist in der inneren Hülle spukt und nach Rache heult! «
    »Hört auf, Leute«, meldete sich Bach. »Das ist ein ganz gewöhnliches Raumschiff.«
    »Ähhh…«, sagte Stolchak. »Seht mal dort.« Sie zeigte auf die beschatteten Nummern an der Seite des schlanken Schiffs. »Kein Name. Ihr wißt, was das bedeutet?«
    »Ja«, erwiderte Bach gedehnt. »Anonymität.«
    Sie erreichten das Endes des Laufstegs und bogen nach links in einen weiteren verglasten Gang, und dann standen sie vor einer Schleuse. Von hier führte ein Anlegeschlauch hinüber zur Heckschleuse der LS-1187. Am Bootsmannsstuhl schien niemand Dienst zu verrichten, der ihnen beim Einchecken helfen konnte. Sie warfen sich bedeutsame Blicke zu, und dann steckten alle sechs nacheinander ihre ID-Karten in den Leser und warteten auf grünes Licht.
    Im Innern des Raumschiffs sah es noch schlimmer aus. Die Wände lagen offen, und die Verkleidungen waren entweder zerbrochen oder sie fehlten ganz. Große Löcher enthüllten auseinandergerissene Drahtgeflechte und zerbrochene Stützpfeiler. Leere Aussparungen gähnten, wo Systemmodule installiert sein sollten, und Sensoren hingen verschmort in ihren Halterungen. Die Beleuchtungspaneele glommen ungleichmäßig, und viele flackerten in lästigem Tremolo.
    Die Wände waren mit Graffitis verziert. Sie sahen Poster und Slogans, und aus einem Lautsprecher drang flotte Musik zu einer hyperkinetischen Stimme, die spöttisch drauflosschwatzte: »Guten Morgen, Sternenschein. Sie hören den Flammenden Dämon in ASFVN, dem Alliierten Sternenflotten-Verteilernetzwerk. Aufgenommen live und höchst lebendig auf Ihrer Heimatwelt in New America! Und jetzt hören Sie einen unserer Klassiker…«
    Ein Haufen mürrischer Besatzungsmitglieder hing faul in der Nähe des Wartungsschachts herum. Sie waren unrasiert und vorschriftswidrig bekleidet. Einer hatte einen grellen Daishiki übergezogen, und ein anderer trug nichts außer einem Kilt.
    Die sechs Neuen ignorierten die neugierigen Blicke, und marschierten in Richtung des Kiels. Eine blauhäutige Frau kam vorbei. Sie war unglaublich schön, von zierlicher Gestalt und mit ebenmäßigen Gesichtszügen. Ihr haarloser Schädel trug zarte, federähnliche Schuppen, die nach oben hin in einen purpur- und violettfarbenen Streifen von Sensorfedern überging, die sich in der Form eines Irokesenschnitts über ihren Kopf zogen.
    Brian Armstrong blieb wie angewurzelt stehen und starrte sie ungeniert an. »Wow!« sagte er. »Quillas!«
    Die Quilla kicherte und senkte den Kopf, um ihr Lächeln zu verbergen, aber beinahe im gleichen Augenblick hob sie erneut den Blick und starrte zurück. Ihre Augen glitzerten verheißungsvoll. Armstrong wurde rot, und als sie an ihm vorbei war, drehte er sich nach ihr um und blickte ihr im Rückwärtsgang hinterher. Er wollte sie so lange wie möglich im Auge behalten. Ihre Erscheinung ließ ihn vor Ehrfurcht alles andere vergessen – auch den in den Weg ragenden Träger, gegen den er, noch immer rückwärts gehend, mit dem Kopf knallte. Bach und Nakahari lachten schadenfroh.
    Irma Stolchak fand den Zwischenfall weniger lustig. »Oh, großartig!« sagte sie. »Genau das, was uns noch gefehlt hat – ein Gemeinschaftsbewußtsein! Habt ihr jemals mit einem Massenverstand zusammengearbeitet? Nein? Aber ich. Was einer weiß, das wissen alle. Es gibt keine Geheimnisse, wenn Quillas an Bord sind.«
    Nakahari stieß Armstrong in die Seite. »Du solltest besser vorsichtig sein. Du weißt doch, was man über Quillas sagt, oder? Ihre – ähhh…«
    »Wirklich?« Armstrong schien ehrlich interessiert.
    »So ist das mit den Männern«, beschwerte sich Stolchak bei Bach. »Sie werden dich und mich nicht einmal ansehen.«
    »Ach, das geht schon in Ordnung«, erwiderte Bach mit schwachem Lächeln. »Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich mich auf irgendeinen Mann einlassen will, der auf diesem Schiff seinen Dienst verrichtet.«
    Sie erreichten den Maschinenraum, die drei Stockwerke hohe Halle, in deren Mitte ein sphärisches Gitterwerk

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