Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante
bauen, nur schwerlich zu finden. Und was machen wir, wenn uns unterwegs dieser stundenlange Dauerregen überrascht, kein einfacher Schauer wie dieser hier, fragte sich der Kommandant und kam augenblicklich zu dem Schluss, Es wird uns nichts übrigbleiben, als ihn über uns ergehen zu lassen. Er hob den Kopf, blickte in den Himmel und sagte, Vorerst hat es wohl aufgeklart, hoffentlich war es nur eine Drohgebärde. Leider war es nicht nur eine Drohgebärde gewesen. Zweimal noch mussten sie, ehe sie ihren sicheren Hafen erreichten, falls man zwei Dutzend verstreuter Hütten mit einer geköpftenKirche, sprich, halbem Kirchturm, und ohne Fabrikhalle in Sicht überhaupt als solchen bezeichnen konnte, Regengüsse über sich ergehen lassen, die der Kommandant, inzwischen Experte in diesem Kommunikationssystem, sogleich als weitere Hinweise des Himmels interpretierte, wurde dieser doch bestimmt bereits ungeduldig, weil sie nicht die nötigen Vorkehrungen trafen, um der klatschnassen Kolonne Erkältungen, Schnupfen und nur allzu wahrscheinliche Lungenentzündungen zu ersparen. Darin liegt jedoch der große Irrtum des Himmels, da für ihn selbst nichts unmöglich ist, glaubt er, die angeblich nach dem Vorbild seines allmächtigen Bewohners geschaffenen Menschen verfügten über dasselbe Privileg. Zu gern wüssten wir, wie es wohl dem Himmel in der Situation des Kommandanten erginge, der gerade, stets dieselbe Leier anstimmend, von Haus zu Haus zieht, Ich bin Kavallerieoffizier und begleite im Auftrag des Königs einen Elefanten in die spanische Stadt Valladolid, und dabei nichts als misstrauische Blicke erntet, im Übrigen zu Recht, hatte man doch in diesen Gefilden noch nie etwas von der Spezies Elefant gehört und daher auch nicht die geringste Ahnung, was solch ein Elefant überhaupt war. Zu gern würden wir erleben, wie der Himmel fragt, ob es dort vielleicht einen großen Kornspeicher gibt oder auch eine Industriehalle, wo Tiere und Menschen eine Nacht lang Unterschlupf fänden, und das ist gar nicht so abwegig, schließlich hat jener berühmte Jesus von Nazareth sich in seinen besten Zeiten damit gebrüstet, er könne zwischen Morgen und Nacht eines einzigen Tages den Tempel zerstören und wiederaufbauen. Nicht bekannt ist, ob er es aus einem Mangel an Arbeitskräften oder aber an Zement nicht tat oder weil er zu der vernünftigen Schlussfolgerung kam,dass es die Mühe nicht lohnte, denn wenn man etwas zerstört, um es hinterher wiederaufzubauen, sollte man vielleicht besser gleich alles so lassen, wie es ist. Eine Heldentat indes war diese Geschichte mit der wundersamen Vermehrung der Brote und der Fische, die wir nur deshalb hier anführen, weil heute auf Geheiß des Kommandanten und dank des Einsatzes der Kavallerieintendantur eine warme Mahlzeit an alle Männer der Kolonne ausgeteilt wird, was ein wahres Wunder ist, berücksichtigt man die schlechten Bedingungen und die unsichere Wetterlage. Glücklicherweise wird es nicht regnen. Die Männer legten ihre schwersten Kleidungsstücke ab und hängten sie auf geeigneten Stangen über dem inzwischen entfachten Lagerfeuer zum Trocknen auf. Danach galt es nur noch zu warten, bis der Essenstiegel gebracht wurde und sich dieses tröstliche Ziehen im Magen einstellte, eine Art Vorahnung, dass der Hunger endlich gestillt würde, und man sich fühlte wie einer dieser anderen, denen zu einer bestimmten Stunde wie durch eine gütige Fügung des Schicksals ein Teller Essen und eine Scheibe Brot gereicht wurden. Dieser Kommandant ist anders als die anderen, er kümmert sich um seine Männer, sogar um die, die dazugekommen sind, als wären es seine eigenen Kinder. Außerdem schert er sich wenig um Hierarchien, zumindest unter den gegebenen Umständen, weshalb er auch nicht abseits isst, sondern mit am Feuer, und wenn er sich bisher nur wenig an der Unterhaltung beteiligt hat, dann deswegen, weil er die Männer nicht stören wollte. Gerade hat einer aus der Kavallerie gefragt, was allen im Kopf herumging, Und du, Elefantenführer, was fängst du mit dem Elefanten in Wien an, Dasselbe wie in Lissabon, nehme ich an, nämlich nichts Besonderes, antwortet Subhro, man wird ihm heftigen Beifallspenden, zahlreiche Menschen werden auf die Straße gehen, und dann wird man ihn vergessen, das ist das Gesetz des Lebens, Triumph und Vergessen, Nicht immer, Bei Elefanten und Menschen immer, obgleich ich von den Menschen nicht sprechen sollte, schließlich bin ich nur ein Inder in einem fremden Land,
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