Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante
doch meines Wissens hat bisher nur ein einziger Elefant diese Gesetzmäßigkeit durchbrochen, Was war das für ein Elefant, fragte einer der Männer der Streitkräfte, Ein Elefant, der im Sterben lag und dem man, als er tot war, den Kopf abschnitt, Und das war es dann, Nein, der Kopf wurde auf den Hals eines Gottes namens Ganesha gesetzt, der kurz zuvor verstorben war, Erzähl uns von diesem Ganesha, sagte der Kommandant, Die hinduistische Religion ist sehr kompliziert, Herr Kommandant, nur Inder sind in der Lage, sie zu verstehen, und selbst die nicht immer, Ich meine mich zu erinnern, du hättest gesagt, du seist Christ, Und ich erinnere mich, dass ich geantwortet habe, Mehr oder weniger, mein Kommandant, mehr oder weniger, Was heißt das im praktischen Leben, bist du nun Christ oder nicht, Ich wurde als Kind in Indien getauft, Und weiter, Nichts weiter, antwortete der Mahut achselzuckend, Du warst also nie ein praktizierender Christ, Ich wurde nicht gerufen, mein Herr, sie haben mich wohl vergessen, Da hast du nichts verpasst, sagte die unbekannte, nicht zuzuordnende Stimme, die jedoch, so unwahrscheinlich dies auch klingen mag, der Glut des Lagerfeuers zu entspringen schien. Ein großes Schweigen legte sich über die Runde, lediglich unterbrochen vom Knacken der brennenden Holzscheite. Wer hat laut deiner Religion das Universum erschaffen, fragte der Kommandant, Brahma, mein Herr, Dann ist das euer Gott, Ja, aber er ist nicht der Einzige, Erklär das mal, Es ist nicht damit getan, das Universum zu erschaffen, man braucht auch jemanden, der es bewahrt, und das ist Aufgabe eines weiteren Gottes, der sich Vishnu nennt, Gibt es außer diesen beiden noch andere Götter, Mahut, Wir haben Tausende, aber der drittwichtigste ist Shiva, der Zerstörer, Willst du damit sagen, das, was Vishnu bewahrt, wird von Shiva wieder zerstört, Nein, mein Kommandant, mit Shiva ist der Tod gemeint, als lebenschaffendes Prinzip, Wenn ich dich recht verstehe, sind die drei Götter Teil einer Dreifaltigkeit, so wie im Christentum, Verzeiht mir meine Kühnheit, mein Kommandant, aber im Christentum sind es vier, Vier, rief der Kommandant verblüfft aus, wer soll denn dieser vierte sein, Die Heilige Jungfrau Maria, Die Heilige Jungfrau steht außerhalb des Ganzen, wir haben nur den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, Und die Heilige Jungfrau, Wenn du das nicht augenblicklich erklärst, schneide ich dir den Kopf ab, wie diesem Elefanten, Ich habe nie gehört, dass Gott je um etwas gebeten wurde, und auch nicht Jesus oder der Heilige Geist, aber die Heilige Jungfrau kann sich vor lauter Bitten, Gebeten und Gesuchen, die ihr zu jeder Tages- und Nachtzeit dargebracht werden, gar nicht mehr retten, Vorsicht, es gibt hier die Inquisition, ich rate dir um deines eigenen Heils willen, dich nicht aufs Glatteis zu begeben, Ich habe nicht vor, zurückzukommen, wenn ich erst einmal in Wien bin, Gehst du denn nicht wieder nach Indien, fragte der Kommandant, Ich bin schon kein Inder mehr, Aber von deinem Hinduismus scheinst du viel zu verstehen, Mehr oder weniger, mein Kommandant, mehr oder weniger, Warum, Weil das alles Worte sind, nichts als Worte, und außer den Worten gibt es nichts, Ganesha ist also nur ein Wort, fragte der Kommandant, Ja, ein Wort, das wie alle anderen nurmit weiteren Worten erklärt werden kann, doch da die Worte, die erklären wollen, und dies mal schaffen, mal nicht, ihrerseits erklärt werden müssen, wird unser Reden richtungslos bleiben, es wird sich wie durch einen Fluch Falsches mit Richtigem abwechseln, ohne dass wir erkennen, was gut ist und was schlecht, Erzähl mir, wer Ganesha war, Ganesha ist der Sohn Shivas und Parvatis, wobei Letztere auch Durga oder Kali genannt wird, die Göttin der hundert Arme, Hätte sie Beine statt Arme, könnten wir sie Hundertfüßlerin nennen, sagte einer der Männer und lachte gequält, als bereute er den Kommentar, kaum dass er ihn ausgesprochen hatte. Der Mahut ging nicht darauf ein und fuhr fort, Man muss dazu sagen, dass Ganeshas Mutter Parvati, ähnlich wie eure Jungfrau Maria, ihr Kind ohne Beteiligung des Ehemanns Shiva zur Welt brachte, was sich dadurch erklärt, dass dieser aufgrund seiner Unsterblichkeit keinerlei Notwendigkeit verspürte, Kinder zu zeugen. Eines Tages wollte Parvati ein Bad nehmen und hatte keine Wache zur Hand, die sie vor Eindringlingen hätte schützen können. Da schuf sie aus der Paste, mit der sie sich waschen wollte und die bestimmt nichts anderes als
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