Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante
sie nicht tun, dieser Vorhang wird nie wieder aufgehen.
Der dritte Tag begann regnerisch, was insbesondere den Erzherzog erzürnte, der, obgleich er genügend Personal gehabt hätte, um die Marschkolonne auf praktischste und effizienteste Weise aufstellen zu lassen, darauf bestanden hatte, selbst zu entscheiden, an welcher Stelle des Zugs der Elefant marschieren sollte. Es war einfach, nämlich direkt vor der Kutsche, die ihn und die Erzherzogin befördern sollte. Ein Höfling seines Vertrauens bat ihn, die Tatsache zu berücksichtigen, dass Elefanten, ähnlich wie Pferde, ihre Körperausscheidungen im Gehen absondern. Dieses Schauspiel werde unweigerlich das Feingefühl der Königlichen Hoheiten verletzen, gab der Günstling zu bedenken, wobei er eine Miene tiefster Besorgnis zur Schau stellte, der Erzherzog antwortete, er möge sich nicht sorgen, es gebe immer Menschen in der Kolonne, die den Weg säubern könnten, sobald diese natürlichen Ergüsse niedergingen. Das Problem war der Regen. Der Elefant, seit Urzeiten an den Monsunregen gewöhnt, so sehr, dass er ihn in den letzten beiden Jahren sogar vermisst hatte, ließsich dadurch weder die Laune verderben noch aus dem Tritt bringen, das Problem, das es zu lösen galt, war der Erzherzog. Und das war verständlich. Schließlich wäre es für den Erzherzog die schlimmste aller Enttäuschungen gewesen, durch halb Spanien hinter einem Elefanten herzufahren, dem man die vielleicht schönste Satteldecke der Welt gestickt hatte, die man nun aber nicht benutzen konnte, weil der Regen ihr ernsthaften Schaden zufügen und sie sogar für einen einfachen Dorfbaldachin untauglich machen könnte. Daher wollte Maximilian keinen Schritt tun, ohne dass Soliman gebührend bedeckt war und die Verzierungen der Decke in der Sonne glitzerten. So sprach er also, Dieser Regen wird irgendwann nachlassen, wir warten, bis es aufhellt. Und so geschah es. Zwei Stunden lang regnete es unaufhörlich, doch danach begann der Himmel aufzuklaren, Wolken gab es zwar immer noch, doch weniger dunkle, bis es auf einmal ganz aufhörte zu regnen und die Luft mit den ersten durchbrechenden Sonnenstrahlen leichter und klarer wurde. Der Erzherzog war so froh, dass er sich einen bewusst unflätigen Klaps auf den Schenkel der Erzherzogin erlaubte. Nachdem er wieder Haltung angenommen hatte, ließ er den Feldadjutanten kommen und befahl ihm, an die Spitze der Kolonne zu den glänzenden Kürassieren zu galoppieren, Sie sollen sofort losmarschieren, sagte er, wir müssen die verlorene Zeit aufholen. Inzwischen hatten die zuständigen Diener mit einiger Mühe die riesige Satteldecke angeschleppt und nach Fritzens Anweisungen über Solimans mächtigen Rücken gebreitet. Bekleidet mit einem Gewand, das hinsichtlich Stoff und luxuriöser Machart das aus Lissabon um Längen schlug und die örtliche Staatskasse auch ordentlich belastet hatte, wurde Fritz nun auf Solimans Nacken gehoben, wo er eine eindrucksvolle Aussicht auf die endlos lange Kolonne vor und hinter sich hatte. So hoch wie er reiste niemand, nicht einmal der Erzherzog von Österreich mit all seiner Macht. Dieser war zwar in der Lage, einem Mann und einem Elefanten andere Namen zu geben, dennoch wurde er auf Augenhöhe mit dem gemeinen Volk in einer Kutsche transportiert, in der die Parfümdüfte nur schwerlich gegen den Gestank von außen ankamen.
An dieser Stelle wird man nun wissen wollen, ob die ganze Kolonne bis nach Wien reist. Wir können hier gleich klarstellen, dass dem nicht so ist. Ein guter Teil dieser großen Truppe wird lediglich bis zum Seehafen Vila de Rosas unweit der französischen Grenze mitkommen. Dort wird er sich vom Erzherzogspaar verabschieden, vermutlich noch der Einschiffung beiwohnen und vor allem mit Besorgnis beobachten, welche Auswirkung die Verladung von Solimans vier Tonnen Bruttogewicht hat, ob das Oberdeck des Schiffes diesem Gewicht überhaupt standhält, nun ja, andernfalls hätten sie bei ihrer Rückkehr nach Valladolid eine Schiffbruchsgeschichte zu erzählen. Die größten Schwarzseher beschwören Probleme beim Segeln herauf und bezweifeln die Sicherheit des Bootes, sollte der Elefant, erschrocken und verunsichert durch das Schaukeln des Schiffs, das Gleichgewicht nicht halten können, Ich will gar nicht daran denken, sagen sie beklommen zu ihren Vertrauten, innerlich bereits frohlockend, weil sie sich später damit brüsten werden, Ich habe es vorausgesagt. Diese Spaßverderber vergessen aber, dass unser Elefant
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