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Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Titel: Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Puchner
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sagen, seine Blüte, erst, als ein paar Diener dem Elefanten mit einiger Mühe eine riesige Satteldecke überwarfen, an der gut zwanzig Sticker ein paar Wochen lang ununterbrochen gearbeitet hatten, ein Werk, das nur schwerlich seinesgleichen finden würde, so groß war die Anzahl der Steine, die zwarkeine reinen Edelsteine waren, aber doch wie solche glitzerten, dazu noch der Goldfaden und der üppige Samt. Die reinste Verschwendung, knurrte der unweit des Erzherzogs sitzende Erzbischof innerlich, mit dem Geld, das man für dieses Tier ausgegeben hat, hätte man gut und gern einen prächtigen Baldachin für die Kathedrale sticken können, dann müssten wir nicht immer mit demselben rausgehen, als wären wir eines der armseligen Dörfer hier aus dem Umland und nicht Valladolid. Eine Geste des Herrschers unterbrach seine subversiven Gedanken. Man brauchte die Worte gar nicht zu verstehen, es genügte das königliche Spiel der Hände, die zunächst nach unten zeigten und dann nach oben, es war eindeutig, der Erzherzog wollte mit dem Mahut sprechen. Begleitet von einem weniger hohen Würdenträger des Hofes glaubte Subhro, einen Traum zu träumen, den er schon einmal geträumt hatte, damals, als man ihn in dem schmutzigen Gehege von Belém zu einem Mann mit langem Bart führte, welcher Johann der Dritte, König von Portugal, war. Der Herr, der ihn diesmal rufen lässt, trägt zwar keinen Bart, sondern hat ein perfekt rasiertes Gesicht und ist, ohne ihm schmeicheln zu wollen, ein stattlicher Mann. An seiner Seite sitzt seine wunderschöne Gemahlin, Erzherzogin Maria, bei der die Schönheit von Antlitz und Körper nicht von langer Dauer sein wird, denn sie wird sage und schreibe sechzehnmal gebären, zehn Jungen und sechs Mädchen. Was für eine Grausamkeit. Subhro steht vor dem Erzherzog und wartet auf die Fragen. Wie heißt du, lautete, wie nicht anders zu erwarten, die erste, Ich heiße Subhro, mein Gebieter, Subh was, Subhro, mein Gebieter, so heiße ich, Und bedeutet dein Name etwas, Er bedeutet Weiß, mein Gebieter, In welcher Sprache, In Bengalisch, mein Gebieter, einer der Sprachen Indiens. Der Erzherzog schwieg ein paar Sekunden lang und fragte dann, Stammst du aus Indien, Ja, mein Gebieter, ich bin vor zwei Jahren mit dem Elefanten gekommen, Gefällt dir dein Name, Ich habe ihn mir nicht ausgesucht, es war der Name, den man mir gegeben hat, mein Gebieter, Würdest du einen anderen wählen, wenn du könntest, Ich weiß nicht, mein Gebieter, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, Was würdest du sagen, wenn ich deinen Namen ändern ließe, Eure Königliche Hoheit werden Ihre Gründe dafür haben, Die habe ich. Subhro antwortete nicht, wusste er doch zu gut, dass es nicht erlaubt war, Königen Fragen zu stellen, und genau deswegen ist es wohl immer schon so schwierig und manchmal gar unmöglich gewesen, ihnen Antworten auf Fragen und Anliegen ihrer Untertanen zu entlocken. Da sprach der Erzherzog Maximilian, Dein Name ist schwer auszusprechen, Das hat man mir bereits gesagt, mein Gebieter, Ich bin mir sicher, niemand in Wien wird ihn verstehen, Das wird nur mir zum Schaden gereichen, mein Gebieter, Aber für diesen Schaden gibt es Abhilfe, du wirst von nun an Fritz heißen, Fritz, wiederholte Subhro mit schmerzerfüllter Stimme, Ja, der Name ist leicht zu merken, außerdem gibt es bereits eine Vielzahl von Fritzen in Österreich, und du wirst ein weiterer sein, indes der einzige mit einem Elefanten, Falls Eure Königliche Hoheit gestatten, würde ich lieber meinen angestammten Namen behalten, Ich habe bereits entschieden, und sei gewarnt, ich werde böse, solltest du mich erneut darum bitten, merk dir also, dein Name lautet Fritz und nicht anders, Ja, mein Gebieter. Da sprach der Erzherzog, sich von seinem edlen Stuhle erhebend, mit lauter, wohlklingender Stimme, Aufgemerkt, dieser Mann hier hatgerade den Namen Fritz angenommen, den ich ihm gegeben habe, das und auch seine pflegerische Verantwortung für den Elefanten Soliman veranlassen mich zu bestimmen, dass er von euch allen mit Achtung und Respekt behandelt wird, und wer dieser Anordnung zuwiderhandelt, wird meinen Unwillen schmerzlich zu spüren bekommen. Die Ankündigung wurde nicht gut aufgenommen, in dem kurzen Murmeln, das auf sie folgte, war alles enthalten, disziplinierte Ehrerbietung, wohlwollende Ironie und beleidigte Verärgerung, man stelle sich vor, einem Mahut Respekt zollen zu müssen, als wäre er eine der wichtigsten Figuren des

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