Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Titel: Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Puchner
Vom Netzwerk:
Indien, mein Gebieter, Wir sind hier aber in Spanien, nicht in Indien, Wenn Eure Königliche Hoheit die Elefanten so kennen würden, wie ich den Anspruch habe, sie zu kennen, wüsstet Ihr, dass für einen indischen Elefanten, von den afrikanischen will ich nicht sprechen, da sie nicht in meinen Zuständigkeitsbereich fallen, jeder Ort, an dem er sich befindet, Indien ist, ein Indien, das, ganz gleich, was passiert, in ihm selbst stets unversehrt bleiben wird, Das ist ja schön und gut, aber ich habe eine lange Reise vor mir, und durch diesen Elefanten verliere ich drei oder vier Stunden täglich, ab heute wird Soliman eine Stunde ruhen und mehr nicht, Ich bedaure zutiefst, Eurer Königlichen Hoheit nicht zustimmen zu können, aber vertraut mir und meiner Erfahrung, es wird nicht genügen. Das wollen wir doch einmal sehen. Der Befehl war erteilt, wurde jedoch gleich am nächsten Tag zurückgenommen. Wir müssen das Ganze vernünftig betrachten, sagte Fritz, so, wie es für mich undenkbar ist, dass jemand die für Soliman lebensnotwendigeFutter- und Wassermenge auf ein Drittel kürzt, kann ich auch nicht widerstandslos hinnehmen, dass man ihm den größten Teil seiner verdienten Erholung raubt, ohne die er der titanischen Anstrengung, die man ihm tagtäglich abverlangt, nicht gewachsen ist, natürlich legt ein Elefant im indischen Dschungel von früh bis spät ebenfalls viele Kilometer zurück, aber dort ist er in seinem Land und nicht in einer Ödnis wie dieser hier, die nicht einmal Schatten für eine Katze bietet. Wir sollten nicht vergessen, dass Fritz, als er noch Subhro hieß, keinerlei Einwände gegenüber einer Verringerung von Salomons Ruhezeit von vier auf zwei Stunden gehabt hatte, aber das waren andere Zeiten gewesen, der Kommandant der portugiesischen Kavallerie ein Mann, mit dem man reden konnte, ein Freund und kein autoritärer Erzherzog wie dieser hier, der, außer dass er Schwiegersohn Karls des Fünften war, keinerlei Verdienste vorzuweisen hatte. Fritz war ungerecht, schließlich hätte er zumindest anerkennen müssen, dass niemand Soliman je so behandelt hatte wie dieser nunmehr in Ungnade gefallene Erzherzog von Österreich. Die Satteldecke beispielsweise. Nicht einmal die Elefanten der Rajas wurden in Indien so verwöhnt. Wie dem auch sei, der Erzherzog war nicht zufrieden, es lag ihm zu viel Rebellion in der Luft. Fritz für seine dialektischen Vorlautheiten zu bestrafen war also mehr als gerechtfertigt, doch wusste der Erzherzog zu gut, dass er in Wien keinen anderen Mahut finden würde. Und gäbe es dort wundersamerweise doch einen solch seltenen Vogel, bedürfte es auf jeden Fall einer Zeit des Aneinandergewöhnens von Elefant und neuem Tierpfleger, weil ohne diesen das Verhalten eines solch massigen Tieres, dessen Gehirn für jedes menschliche Wesen, Erzherzoge eingeschlossen, ein Buch mit siebenSiegeln war, das Schlimmste befürchten ließe. Der Elefant war nämlich in Wirklichkeit ein anderes Wesen. So anders, dass er mit dieser Welt nichts gemein hatte, funktionierte er doch nach Regeln, die sich in keinen bekannten Moralkodex einfügten, was so weit ging, dass es ihm, wie sich bald herausstellen sollte, völlig gleichgültig war, ob er vor oder hinter der Kutsche des Erzherzogs ging. In Wahrheit hatte das Erzherzogspaar nämlich das häufige Schauspiel von Solimans Darmentleerungen satt, genauso wie den daraus resultierenden Gestank, der ihre an so andere Düfte gewöhnten Nasen quälte. Im Grunde wollte der Erzherzog jedoch Fritz strafen, indem er ihn auf eine zweitrangige Position verwies, nachdem er tagelang für alle Augen eine der großen Figuren des Zugs gewesen war. Zwar reist er auf derselben Höhe wie früher, doch von der Kutsche des Erzherzogs wird er künftig nur noch die Rückseite sehen. Fritz ahnt, dass es um seine Bestrafung geht, kann aber keine Gerechtigkeit fordern, da der Grund, der den Positionswechsel des Elefanten in der Karawane erforderlich machte, vordergründig darin bestand, Abhilfe für die olfaktorische Belästigung Erzherzog Maximilians und seiner Gemahlin Maria, Tochter Karls des Fünften, zu schaffen. Dieses Problem war also aus der Welt, und das andere fand am selben Abend ebenfalls eine Lösung. Angeregt durch die Verweisung des Elefanten auf den Platz des bloßen Verfolgers, bat Maria ihren Gatten, ihn doch von der Satteldecke zu befreien, Ich glaube, es ist eine ungerechte Strafe für den armen Soliman, sie auf dem Rücken tragen zu müssen, außerdem,

Weitere Kostenlose Bücher