Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante
reichte ihm die Hand, Subhro drückte sie vorsichtig, als wollte er ihr nicht wehtun, Wir sehen uns morgen, sagte er, Wir sehen uns morgen, wiederholte der Militär. Sie wandten sich den Rücken zu und gingen auseinander. Keiner der beiden drehte sich noch einmal um.
Am nächsten Tag kehrte Subhro in aller Frühe mit dem Elefanten zum Lager zurück. Er kam in Begleitung der beiden Helfer, die sofort auf den Ochsenkarren kletterten, auf dem sie eine der angenehmsten Spazierfahrten ihres Lebens zu machen gedachten. Die Soldaten warteten auf den Befehl zum Aufsitzen. Der Kommandant trat auf den Mahut zu und sagte, Hier trennen sich nun unsere Wege, Ich wünsche Ihnen eine gute Reise, Herr Hauptmann, Ihnen und Ihren Männern, Du und Salomon habt bis Wien noch einen weiten Weg vor euch, ich denke, es wird Winter werden, bis ihr dort ankommt, Salomon trägt mich auf seinen Schultern, ich werde nicht sehr müde werden, Meines Wissens sind das alles Länder mit Kälte, Schnee und Eis, alles Unbilden, die du in Lissabon nie ertragen musstest, Kälte schon ein wenig, das muss ich zugeben, Lissabon ist die kälteste Stadt der Welt, sagte der Kommandant lächelnd, aber zum Glück liegt es so, wie es liegt, Subhro lächelte ebenfalls, die Unterhaltung war interessant, man hätte noch den restlichen Vormittag und Nachmittag damit zubringen und erst am nächsten Tag abreisen können, was macht es für einen Unterschied, frage ich mich, ob man vierundzwanzig Stunden früher oder später zu Hause ankommt. Genau in diesem Augenblick beschloss der Kommandant, seine Abschiedsrede zu halten, Soldaten, Subhro ist gekommen, um sich von uns zu verabschieden, und hat zu unserer großen Freude den Elefanten mitgebracht, für dessen Sicherheit wir in diesen letzten Wochen verantwortlich waren. Zeit mit diesem Mann zu verbringen war für mich eine der glücklichsten Erfahrungen meines Lebens, möglicherweise, weil Indien ein paar Dinge weiß, die wir nicht wissen. Ich bin mir zwar nicht sicher, ob ich ihn gut kennengelernt habe, doch ganz sicherbin ich mir, dass er und ich nicht einfach nur Freunde, sondern Brüder sein könnten. Wien ist weit weg, Lissabon noch weiter, wahrscheinlich sehen wir uns nie wieder, und vielleicht ist das auch besser so, denn wir wollen uns an diese Tage so erinnern, dass man auch über uns einfache portugiesische Soldaten sagen kann, wir hätten ein Elefantengedächtnis. Der Hauptmann sprach noch fünf Minuten weiter, doch das Wesentliche war gesagt. Während er redete, überlegte sich Subhro, was der Elefant wohl machen würde, ob ihm etwas Ähnliches einfiele wie bei der Verabschiedung der Karrenzieher, aber eigentlich sind Wiederholungen fast immer enttäuschend, sie verlieren ihren Witz, man spürt, dass ihnen die Spontaneität fehlt, und fehlt die Spontaneität, so fehlt alles. Besser wäre es, wir würden uns einfach so trennen, dachte der Mahut. Doch damit war der Elefant nicht einverstanden. Als die Rede zu Ende war und der Hauptmann auf Subhro zuging, um ihn zu umarmen, trat Salomon zwei Schritte vor und berührte mit seiner Rüsselspitze, dieser Art zuckender Lippe, die Schulter des Offiziers. Die Verabschiedung der Karrenzieher war zwar irgendwie bühnenwirksamer gewesen, doch diese rührte an den empfindsamen Saiten der Soldaten, vielleicht, weil sie andere Abschiede gewohnt waren, nach dem Motto, Ehret die Heimat, denn die Heimat schaut auf euch, und so waren es nicht nur einer oder auch zwei, die sich verschämt die Tränen am Ärmel der Jacke oder des Jacketts oder wie immer man dieses militärische Kleidungsstück damals nannte, abwischten. Der Mahut begleitete Salomon bei dieser Truppenschau und fühlte sich dadurch auch selbst verabschiedet. Er war kein Mensch, der zuließ, dass in der Öffentlichkeit sein Herz mit ihm durchging, selbst wenn ihm, wie in diesem Augenblick, unsichtbareTränen die Wangen hinabrannen. Die Kolonne setzte sich in Bewegung, vorneweg der Ochsenkarren, es ist vorbei, in diesem Theater werden wir uns nicht wiedersehen, so ist das Leben, die Schauspieler treten auf die Bühne und verschwinden wieder, weil sie normalerweise, üblicherweise, die Reden, die sie auswendig gelernt haben, deklamieren und durch die in den Garten führende Tür abgehen. Weiter vorn macht der Weg eine Biegung, die Soldaten halten die Pferde an und heben den Arm, um ein letztes Mal zu winken. Subhro tut es ihnen gleich, während aus Salomons Kehle sein gefühlvollstes Trompeten erklingt, mehr können
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