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Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Titel: Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Puchner
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von weit her kommt, aus dem fernen Indien, und bereits den Stürmen des Indischen und des Atlantischen Ozeans getrotzt hat, man sehe nur, wie sicher und entschlossen er dasteht, als hätte er seinLeben lang nichts anderes getan als gesegelt. Doch vorerst heißt es noch marschieren. Und nicht zu knapp. Wir betrachten die Landkarte und werden augenblicklich müde. Und doch wirkt alles darauf so nah, als läge es direkt vor unserer Haustür. Die Erklärung dafür bietet natürlich der Maßstab. Wir können zwar leicht akzeptieren, dass ein Zentimeter auf der Landkarte in Wirklichkeit zwanzig Kilometern entspricht, doch bedenken wir in der Regel nicht, dass wir selbst bei diesem Vorgang dieselbe Verkleinerung erfahren, wodurch wir, die wir in dieser Welt ohnehin schon eine so winzige Sache sind, auf den Landkarten noch unendlich viel kleiner werden. Es wäre interessant zu wissen, wie lang beispielsweise ein menschlicher Fuß in diesem Maßstab wäre. Oder das Bein eines Elefanten. Oder das ganze Gefolge des Erzherzogs Maximilian von Österreich.
    Kaum waren zwei Tage vergangen, da hatte der Zug bereits einen Großteil seines Glanzes verloren. Der Dauerregen, der am Morgen der Abreise gefallen war, hatte eine unselige Wirkung auf die Drapierungen der Kutschen und Karossen gehabt, aber auch auf die Bekleidung jener, die aus beruflicher Verpflichtung über einen kürzeren oder längeren Zeitraum dem Unwetter hatten standhalten müssen. Gerade rückt die Kolonne durch ein Gebiet vor, in dem es offensichtlich seit Anbeginn der Welt nicht mehr geregnet hat. Der Staub wird zunächst von den Kürassieren aufgewirbelt, die vom Regen ebenfalls nicht verschont geblieben sind, denn eine Rüstung ist kein hermetisch abgeschlossenes Gebilde, die Teile, aus denen sie sich zusammensetzt, fügen sich nicht immer exakt ineinander, und die mit Ketten verbundenen Einzelstücke lassen Schlitze frei, durch die Schwerter und Lanzen bequem eindringen können, nun, all der in Figueira de Castelo Rodrigo so stolz zur Schau gestellte Glanz ist also im praktischen Leben nicht allzu viel wert. Auf die Kürassiere folgt eine endlose Reihe von Wagen, Karren, Kutschen und Karossen jeglicher Art und Verwendung, danach die Lastkutschen und die Dienerschar, und alle wirbeln sie Staub auf, der aufgrund des fehlenden Windes in der Luft hängenbleibt, bis der Nachmittag sich dem Ende zuneigt. Diesmal wurde nicht die Regel eingehalten, dass das Tempo des Langsamsten die allgemeine Geschwindigkeit bestimmt. Die beiden Ochsenkarren, die Futter und Wasser für den Elefanten transportieren, sind ans hintere Ende des Zuges verbannt worden, weshalb gelegentlich der Befehl an alle erteilt werden muss, anzuhalten, damit sich der Zug wieder formieren kann. Und das ärgert und erzürnt alle, insbesondere den Erzherzog, der seinen Unmut kaum noch verbergen kann, es ist vor allem Solimans obligatorische Siesta, dieses Ausruhen, von dem niemand außer ihm selbst etwas hat, das am Ende aber doch von allen genutzt wird, obwohl sie ständig klagen, So werden wir nie ankommen. Als die Kolonne zum ersten Mal anhielt und die Nachricht umging, dem sei so, weil Soliman ausruhen müsse, ließ der Erzherzog Fritz rufen, um ihn zu fragen, wer denn hier das Sagen habe, die Frage wurde nicht exakt so gestellt, ein Erzherzog von Österreich würde sich, ganz gleich in welcher Situation, niemals so herabwürdigen, einzugestehen, es könnte womöglich jemanden geben, der mehr zu sagen hatte als er, doch da wir es in diesem bewusst saloppen Ton formuliert haben, wäre Fritzens einzig angemessene Reaktion gewesen, in den Erdboden zu versinken. Wir hatten indes im Laufe dieser Tage bereits Gelegenheit zu erkennen, dass Subhro keinMensch ist, der sich leicht einschüchtern lässt, und nun, in seiner neuen Gestalt, ist es erst recht nicht vorstellbar, dass er einen Schüchternheitsanfall erleidet und mit eingezogenem Schwanz bittet, Erteilt mir Eure Befehle, mein Gebieter. Seine Antwort war beispielhaft, Wenn der Erzherzog von Österreich seine Macht nicht jemand anderem übertragen hat, steht ihm nach Recht, Tradition und Anerkennung seitens seiner natürlichen und seiner erworbenen Untertanen, zu denen ich mich zähle, die absolute Befehlsgewalt zu, Du sprichst wie ein Gelehrter, Ich bin nur ein einfacher Mahut, der ein paar Bücher gelesen hat in seinem Leben, Was ist los mit Soliman, was hat es damit auf sich, dass er zur ersten Nachmittagsstunde ausruhen muss, Das sind Gewohnheiten aus

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