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Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Titel: Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Puchner
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dahingesagt, wie wenn wir sagen würden, wir begeben uns in Gottes Hände, Mit dem entscheidenden Unterschied, dass wir uns in Gottes Hände tatsächlich begeben können, Gelobt sei sein Name, gelobt sei der Herr, aber, um noch einmal auf das Vorherige zurückzukommen, warum begeben wir uns in die Hände des Elefanten, Weil wir nicht wissen, was er tun wird, wenn er vor dem Portal der Basilika steht, Er wird tun, was der Mahut ihm befiehlt, dazu ist die Dressur schließlich da, Lasset uns auf Gottes gütiges Verständnis für die Erdendinge vertrauen, denn sollte Gott, wie wir annehmen, tatsächlich den Wunsch haben, dass wir ihm dienen, dann wird er wohl auch seine eigenen Wunder unterstützen, nämlich jene, die seine Glorie am besten zum Ausdruck bringen, Brüder, der Glaube vermag alles, und Gott wird das Nötige dazu beitragen, Amen, brüllten die versammelten Patres im Chor und legten sich im Geiste bereits ihr Arsenal an unterstützenden Gebeten zurecht.
    In der Zwischenzeit versuchte Fritz mit allen Mitteln, dem Elefanten verständlich zu machen, was er von ihm wollte. Für ein Tier mit festen Ansichten, das den Akt des Hinkniens augenblicklich mit dem des Hinlegens und Schlafens verband,war das keine leichte Aufgabe. Nach und nach jedoch, nach mehreren Schlägen, unzähligen Flüchen und ein paar verzweifelten Bitten, begann es in Solimans eigensinnigem Gehirn zu dämmern, sprich, er verstand, dass er sich hinknien, aber nicht hinlegen sollte. Mein Leben, sagte Fritz ihm schließlich, liegt in deinen Händen, was zeigt, dass Gedanken nicht nur auf direktem Wege, von Mund zu Ohr, übertragen werden können, sondern auch einfach über die atmosphärischen Schwingungen, die uns wie eine Art Wasserbad umgeben, aus dem wir unbemerkt Erkenntnisse ziehen. Mangels Uhren richtete man sich in der damaligen Zeit nach dem Stand der Sonne und der Größe der Schatten. Auf diese Weise erfuhr Fritz, dass die Mittagsstunde näher rückte und es daher an der Zeit war, den Elefanten zum Portal der Basilika zu führen, und danach geschehe, was Gott will. Da reitet er dahin, auf Solimans Nacken sitzend, so, wie wir ihn schon des Öfteren gesehen haben, doch diesmal zittern ihm Hände und Herz, als wäre er ein elender Mahutlehrling. Er sorgte sich unnötigerweise. Am Portal der Basilika angelangt, beugte der Elefant vor einer Menge von Augenzeugen, die bis in alle Zeiten das Wunder bestätigen werden, nach einem leichten Schlag auf das rechte Ohr die Knie, nicht nur eines, womit der Pater, der den Auftrag erteilt hatte, auch schon zufrieden gewesen wäre, sondern beide, und verbeugte sich so vor der Größe Gottes im Himmel und seiner Repräsentanten auf Erden. Im Gegenzug erhielt Soliman eine großzügige Besprengung mit Weihwasser, die auch den dort oben thronenden Mahut nass spritzte, während die Zuschauer geschlossen auf die Knie fielen und die Mumie des glorreichen heiligen Antonius vor Freude in ihrem Grab erzitterte.

A m Nachmittag desselben Tages erhoben sich zwei Brieftauben, ein Männchen und ein Weibchen, an der Basilika in Richtung Trient in die Lüfte, um die Nachricht von dem großartigen Wunder zu überbringen. Warum nach Trient und nicht nach Rom, wo das Oberhaupt der Kirche sitzt, wird man sich fragen. Die Antwort ist einfach, weil in Trient seit fünfzehnhundertfünfundvierzig ein ökumenisches Konzil tagt, in dem, wie verlautet, der Gegenangriff auf Luther und seine Anhänger vorbereitet wird. Es sei hier lediglich erwähnt, dass bereits Dekrete zur Heiligen Schrift und zur Tradition erlassen wurden, zur Erbsünde, zur Glaubensrechtfertigung und zu den Sakramenten im Allgemeinen. Daher versteht es sich von selbst, dass die Basilika des heiligen Antonius, Grundpfeiler des reinsten Glaubens, stets darüber unterrichtet sein muss, was in Trient passiert, das kaum zwanzig Leguas, also für die Tauben, die seit Jahren zwischen den beiden Städten hin- und herfliegen, nur einen vol d’oiseau entfernt ist. Diesmal jedoch kommt die große Neuigkeit aus Padua, schließlich passiert es nicht alle Tage, dass ein Elefant sich feierlich vor dem Portal einer Basilika niederkniet und damit bestätigt, dass die Botschaft des Evangeliums sich an das gesamte Tierreich richtet und jenes beklagenswerte Ertrinken dieser Hundertevon Schweinen im See Genezareth nur auf mangelnde Erfahrung zurückzuführen ist, waren doch damals die Zahnräder des Wundermechanismus noch nicht so gut geschmiert. Was heute zählt, sind die langen

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