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Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Titel: Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Puchner
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Schlangen von Gläubigen, die sich vor dem Lager bilden, weil sie den Elefanten sehen und an dem Handel mit Elefantenhaaren teilhaben wollen, den Fritz auf die Schnelle eingerichtet hat, um einen Ausgleich dafür zu schaffen, dass er die naiverweise erwartete Belohnung von der Schatzmeisterei nicht erhalten hatte. Wir wollen den Mahut nicht tadeln, andere haben weitaus weniger für den christlichen Glauben getan und wurden trotzdem mit ordentlichen Pfründen bedacht. Morgen wird es heißen, ein dreimal täglicher Aufguss aus Elefantenhaar sei das wirksamste Mittel gegen akuten Durchfall, und eingelegt in Mandelöl schaffe besagtes Haar, wenn man damit dreimal täglich kräftig die Kopfhaut einreibe, Abhilfe bei schlimmstem Haarausfall. Fritz hat alle Hände voll zu tun, die Münzen in dem Beutelchen an seinem Gürtel wiegen schwer, bliebe das Lager noch ein paar Wochen bestehen, wäre er ein gemachter Mann. Die Kunden stammen nicht nur aus Padua, sie kommen auch aus Mestre und gar aus Venedig. Es heißt, das Erzherzogspaar käme heute noch nicht zurück und morgen vielleicht auch nicht, denn es genieße die Zeit im Palast des Dogen, was für Fritz, der meint, niemals mehr Gründe gehabt zu haben, dem Hause Habsburg dankbar zu sein, ein Anlass zur Freude ist. Er fragt sich, warum es ihm nicht schon früher, als er noch in Indien lebte, eingefallen ist, Elefantenhaare zu verkaufen, doch in seinem tiefsten Inneren denkt er sich, dass in seinem Heimatland trotz der Unmenge an Göttern, Untergöttern und Dämonen dennoch viel weniger Aberglaube herrscht als in diesem zivilisierten,christianisierten Europa, wo in blindem Vertrauen ein Elefantenhaar gekauft und fromm sämtliche Lügen des Verkäufers geglaubt werden. Für seine eigenen Träume bezahlen zu müssen stellt bestimmt die schlimmste Verzweiflung dar. Entgegen den Voraussagen der sogenannte Kolonnenzeitung kehrte der Erzherzog jedoch am Nachmittag des darauffolgenden Tages zurück, entschlossen, die Reise schnellstmöglich fortzusetzen. Die Nachricht von dem Wunder war auch an den Palast des Dogen gelangt, indes auf reichlich verworrene Weise, Resultat eines Prozesses, bei dem der ohnehin unvollständige Bericht eines mehr oder weder direkten Augenzeugen zum schlichten Hörensagen wurde, wobei die mehrfache Wiedergabe der Tatsachen, der echten wie der vermeintlichen, der tatsächlichen wie der eingebildeten, schließlich das bekannte Phänomen hervorbrachte, dass jeder, der etwas erzählt, stets irgendwas dabei verkehrt. Der Erzherzog ließ den Intendanten kommen, damit dieser ihm den Vorfall erkläre, weniger das Wunder an sich als die Gründe, die dazu geführt hatten. Über diesen speziellen Aspekt wusste der Intendant nichts zu berichten, weshalb man den Mahut Fritz kommen ließ, welcher aufgrund seiner Funktion etwas substanziellere Kenntnisse haben musste. Der Erzherzog kam ohne Umschweife zur Sache, Es heißt, hier hätte sich während meiner Abwesenheit ein Wunder zugetragen, Ja, mein Gebieter, Und dass Soliman es vollbracht hat, So ist es, mein Gebieter, Das heißt, der Elefant hat von sich aus beschlossen, sich vor dem Portal der Basilika niederzuknien, So würde ich es nicht ausdrücken, mein Gebieter, Wie würdest du es dann ausdrücken, fragte der Erzherzog, Ich habe Soliman geführt, Das habe ich mir schon gedacht, diese Information ist also überflüssig, was ich wissenwill, ist, in welchem Kopf die Idee aufgekeimt ist, Ich musste dem Elefanten nur beibringen, sich auf meinen Befehl hin niederzuknien, mein Gebieter, Und wer hat dir befohlen, das zu tun, Mein Gebieter, ich darf über diese Angelegenheit nicht sprechen, Hat dir das jemand verboten, Ich kann nicht sagen, dass man es mir ausdrücklich verboten hätte, aber einem aufmerksamen Zuhörer genügt bereits ein halbes Wort, Und wer hat dieses halbe Wort ausgesprochen, Mein Gebieter, Wenn du nicht augenblicklich meine Frage beantwortest, wirst du noch Grund haben, das bitter zu bereuen, Es war ein Pater der Basilika, Erklär mir das näher, Er sagte, sie bräuchten ein Wunder, und dass Soliman dieses Wunder vollbringen könne, Und du, was hast du gesagt, Dass Soliman es nicht gewohnt ist, Wunder zu vollbringen, und dass der Versuch schiefgehen kann, Und der Pater, Er hat mir gedroht, ich würde noch guten Grund haben, es zu bereuen, falls ich nicht gehorche, fast dieselben Worte, wie Eure Königliche Hoheit sie soeben verwendet haben, Und was ist danach passiert, Ich habe den restlichen

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