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Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Titel: Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Puchner
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niederknien würde, meinst du nicht, das wäre ein Wunder, eines der großen Wunder unserer Zeit, fragte der Priester und legte erneut die Hände ineinander, Ich verstehe nichts von Wundern, in meiner Heimat, dort, wo ich geboren wurde, gab es seit der Erschaffung der Welt keine Wunder mehr, ich nehme an, dieganze Schöpfung war ein einziges Wunder, aber danach war es aus damit, Ich sehe, du bist doch kein Christ, Das müssen Hochwürden entscheiden, ich habe eine Einführung in das Christentum bekommen und wurde getauft, aber vielleicht spürt man noch das, was sich darunter befindet, Und was befindet sich darunter, Ganesha zum Beispiel, der Elefantengott, der dort drüben gerade mit den Ohren wackelt, Hochwürden werden sich fragen, woher ich weiß, dass der Elefant Soliman ein Gott ist, und ich antworte Euch, wenn es einen Elefantengott gibt und weil es einen gibt, kann es genauso gut dieser wie auch ein anderer sein, Da ich noch etwas von dir erwarte, verzeihe ich dir diese Gotteslästerung, aber wenn das hier vorbei ist, musst du zur Beichte gehen, Und was erwarten Hochwürden von mir, Dass du den Elefanten ans Portal der Basilika bringst und ihn dort niederknien lässt, Ich weiß nicht, ob ich das kann, Versuche es, Stellen sich Hochwürden nur einmal vor, dass ich den Elefanten dorthin bringe und er sich weigert, niederzuknien, ich verstehe zwar nicht viel von diesen Dingen, nehme aber an, es ist schlimmer, wenn das Wunder missglückt, als wenn es sich gar nicht erst ereignet. Es wird niemals scheitern, wenn es Zeugen dafür gibt, Und wer werden diese Zeugen sein, In erster Linie die Kirchengemeinde der Basilika und alle bereitwilligen Christen, die wir am Eingang zum Gotteshaus versammeln können, und in zweiter Linie die Öffentlichkeit, die, wie wir wissen, in der Lage ist, Dinge zu beschwören, die sie gar nicht gesehen hat, und Sachen zu behaupten, über die sie nichts weiß, Und sie glaubt sogar an Wunder, die nie stattfanden, fragte der Mahut, Das sind die wirkungsvollsten, ihre Vorbereitung erfordert zwar viel Mühe, aber in der Regel lohnt sich der Aufwand, und zudem nehmen wir dadurch unseren Heiligen Verantwortung ab, Und Gott, Gott belästigen wir nicht mit der Bitte um ein Wunder, es gilt, die Hierarchie zu wahren, wir wenden uns höchstens noch an die Heilige Jungfrau, die ebenfalls über wundertätige Fähigkeiten verfügt, Mir deucht, in Eurer katholischen Kirche gibt es viel Zynismus, sagte der Mahut, Das mag sein, antwortete der Priester, aber wenn ich so offen mit dir rede, dann nur, damit du verstehst, dass wir dieses Wunder wirklich brauchen, dieses oder irgendein anderes, Warum, Weil Luther, obwohl er tot ist, unserer heiligen Religion großen Schaden zufügt, alles, was uns hilft, die Auswirkungen der protestantischen Predigten zu verringern, ist uns willkommen, bedenke nur, dass seine abscheulichen Thesen erst vor gut dreißig Jahren am Portal der Wittenberger Schlosskirche angeschlagen wurden, und nun breitet sich der Protestantismus wie eine Flutwelle über ganz Europa aus, Ich weiß nichts über diese Thesen, worum auch immer es darin geht, Das musst du auch nicht, es reicht, wenn du glaubst, An Gott oder an meinen Elefanten, fragte der Mahut, An beide, antwortete der Pater, Und wie viel verdiene ich damit, Von der Kirche fordert man nichts, man gibt ihr, In diesem Fall sollten Hochwürden eher mit dem Elefanten reden, da das Gelingen der Wunderhandlung von ihm abhängt, Du hast eine spitze Zunge, pass auf, dass du sie nicht verlierst, Was passiert mir, wenn ich den Elefanten zum Portal der Basilika bringe und er sich nicht hinkniet, Nichts, es sei denn, wir hätten den Verdacht, dass es deine Schuld ist, Und wenn dem so wäre, Dann hättest du guten Grund, es zu bereuen. Der Mahut hielt es für angebracht, sich zu ergeben, Um wie viel Uhr wünschen Hochwürden, dass ich das Tier bringe, fragte er, Ich möchte, dass du pünktlich zur Mittagsstundedorthin kommst und keine Minute später, Ich hoffe, mir reicht die Zeit, um Solimans Kopf beizubringen, dass er sich vor Euer Hochwürden niederknien soll, Nicht vor uns, denn wir sind unwürdig, sondern vor unserem heiligen Antonius, und mit diesen frommen Worten verabschiedete sich der Pater, um seinen Vorgesetzten Rechenschaft über das Ergebnis seiner Heilsmission abzulegen, Bestehen denn Hoffnungen, fragten sie ihn, Große Hoffnungen, obgleich wir uns in die Hände des Elefanten begeben, Ein Elefant hat keine Hände, Das war nur so

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