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Die Reise in die Dunkelheit

Die Reise in die Dunkelheit

Titel: Die Reise in die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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er die Verfolgung auf. Die Kinder wären wohl nicht weit gekommen, hätte Wladlen nicht geistesgegenwärtig reagiert. Der Arzt erreichte die Leiter noch vor dem Kommandanten. Beim Hinaufklettern stellte er sich so sehenswert dämlich an, dass er kaum vorwärtskam.
    »Was machst du denn, du Elefant!«, brüllte sein Boss mit hochrotem Kopf von den unteren Stufen hinauf. »Beweg dich gefälligst. Erst frisst er sich auf fremde Kosten fett und dann kriegt er den Arsch nicht mehr hoch! Hol sie ein, verdammt, sonst lass ich dich im Knast verrecken!«
    Dank des gewonnenen Vorsprungs hatten die Kinder genug Zeit, den schweren Lukendeckel aufzuklappen und auf den Bahnsteig zu klettern. Dann liefen sie schnurstracks zum Kontrollposten.
    Dort erwartete Gleb jedoch eine böse Überraschung . A m Checkpoint schoben drei Soldaten Wache und nicht einer, wie vorgesehen. Der mit Wladlen befreundete Wachsoldat, der sich bereit erklärt hatte, die Flüchtigen »nicht zu bemerken«, war offenbar bereits abgelöst worden. Das bedeutete, dass sie das Hindernis aus eigener Kraft überwinden mussten. Beinahe noch schlimmer war, dass Gleb nun die Waffe abschreiben konnte, die der Arzt ihm versprochen hatte.
    »Alarm!«, krähte auf einmal Aurora. »Die Ratten sind an der Station!«
    Wie zur Bestätigung donnerte von unten der Bass des Kommandanten herauf: »Ich bring sie um, diese Bestien. Wache – zu mir!«
    Die Wachsoldaten setzten sich unverzüglich in Bewegung und liefen an den Flüchtigen vorbei. Der letzte von ihnen blieb noch einmal stehen und überlegte, ob er zum verwaisten Kontrollposten zurückkehren sollte. Doch das Gebrüll seines tobenden Chefs veranlasste ihn, den beiden Kollegen im Laufschritt nachzueilen.
    Kurz darauf tauchten die Kinder in die rettende Dunkelheit des Tunnels ein und ließen die Wohnstatt der Militärärzte hinter sich. Die beiden rannten, was die Lunge hergab. Dabei stolperten sie immer wieder über die brüchigen Schwellen. Erst als kein Lichtschein von der fernen Station mehr zu sehen war, gönnten sie sich eine Pause, um ein wenig durchzuschnaufen.
    »Du gehst voraus«, verfügte Gleb und drückte dem Mädchen eine der beiden erbeuteten Taschenlampen in die Hand.
    »Hast du Angst?«, stichelte Aurora.
    Gleb schüttelte genervt den Kopf.
    »In Tunneln wird man meistens von hinten angegriffen. Sparen wir uns die Diskussionen, okay? Es genügt schon, dass wir keine Waffe haben.«
    »Und keine Gasmasken«, ergänzte das Mädchen.
    »Was willst du denn hier unten mit einer Gasmaske?«
    »Ich muss an die Oberfläche.«
    Gleb blieb stehen und richtete die Lampe auf seine Begleiterin.
    »Warte mal. Und wozu? Ich dachte, wir gehen nach Eden?«
    »Zuerst an die Oberfläche. Das muss sein.« Aurora zog eine bockige Schnute. »Warst du schon mal oben?«
    Der Junge nickte. Über seine Abenteuer vor ein paar Monaten hätte er viel erzählen können. Doch für ausgedehnte Plaudereien war nicht der richtige Zeitpunkt.
    »Kannst du mich hinaufbringen?«
    »Verlangst du nicht ein bisschen viel von mir?«, entrüstete sich Gleb. »Womöglich hast du mich voll angelogen, und ich plage mich hier mit dir herum.«
    Das Mädchen schnaubte verächtlich . A nstatt zu antworten, begann sie, in ihrem Stoffbeutel zu kramen. Sie riss das Innenfutter auf, fasste in das Geheimfach und angelte eine unscheinbare Plastikkarte heraus, die mit einer schwarzen Ziffernreihe und einem silbrigen Quadrat in der Ecke versehen war.
    »Was ist das?«, erkundigte sich Gleb, während er das Kärtchen betrachtete.
    »Der Schlüssel zu einem elektronischen Schloss. Die Eintrittskarte nach Eden.«
    »Komisches Teil. Nehmen wir mal an, du sagst die Wahrheit …«
    »Du hast mir immer noch nicht geantwortet.«
    Gleb seufzte gedehnt und dachte nach. Ohne entsprechende Ausrüstung konnten sie sich unmöglich ins Freie hinauswagen. Das hätte den sicheren Tod bedeutet. Doch wie sollten sie ohne eine einzige Patrone im Säckel an Gasmasken kommen? Klauen? Einfacher war es wohl, der dickköpfigen Prinzessin ihr verrücktes Vorhaben auszureden.
    Jetzt wusste er wenigstens, warum die sonderbare Fremde aus ihrer luxuriösen Heimstatt fortgelaufen war. Fragte sich nur, ob ihr manischer Drang zur Oberfläche nur eine Laune von ihr war oder ob etwas anderes dahintersteckte.
    »Jedenfalls müssen wir zur Wosstanija oder zur Majak «, resümierte der Junge. »Das sind große Stationen, an denen viel los ist. Dort kommen auch mal Stalker vorbei. Vielleicht hilft uns

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