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Die Reise in die Dunkelheit

Die Reise in die Dunkelheit

Titel: Die Reise in die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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oder?«
    Nun überlegte es sich die Unbekannte doch anders und begann, ihre Suppe zu löffeln. Der Junge grinste. Der kleine Trick hatte funktioniert. So standen die Chancen auf eine gedeihliche Unterhaltung besser, denn hungrig hätte das Mädchen bestimmt schlechte Laune bekommen.
    Die Gefangene schlang ihre Portion so gierig hinunter, dass sie sich verschluckte und husten musste. Gleb sprang herbei und klopfte ihr auf den Rücken.
    Das Mädchen nickte bedröppelt und ließ sich zum ersten Mal herab, etwas zu sagen: »Danke.«
    »Keine Ursache.« Der Junge ging zu seinem Platz zurück. »Ich heiße Gleb.«
    »Aurora«, erwiderte das Mädchen nach kurzem Zögern.
    »Ein schöner Name. Die Göttin der Morgenröte …« Die Zellengenossin machte ein überraschtes Gesicht. Der Junge ahnte, was ihr auf der Zunge lag, und fügte hinzu: »Ich habe ein interessantes Buch über Mythologie.«
    »Du kannst lesen?«, fragte Aurora baff.
    »Wieso? Viele von uns können lesen. Ist das bei euch etwa anders?«
    »Quatsch. Natürlich können in Eden alle lesen … Ups!«
    Das Mädchen hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund. Zu spät. Sie hatte sich verplappert.
    »Ach, so heißt das bei euch … Mach dir nichts draus, ich habe auch so gemerkt, dass du von dort bist.« Gleb deutete mit dem Zeigefinger auf den Boden. »Eure Stadt dort unten ist furchtbar geheim, nicht wahr?«
    »Ich sage gar nichts mehr«, entgegnete Aurora trotzig. »Mit Wilden soll man sich nicht unterhalten.«
    Der Junge stutzte. Diesmal war er baff.
    »Du hältst mich für einen Wilden? Das ist aber nicht besonders nett.«
    »Alle, die draußen leben, sind Wilde«, sagte das Mädchen kategorisch. »Ihr verspeist Ratten und sogar euresgleichen.«
    »Ratten – das kommt vor«, gab Gleb zu. »Nicht jeder kann sich Schweinefleisch leisten . A ber wir sind keine Kannibalen . A llerdings habe ich gehört, dass die Zombel angeblich Kinder entführen. Ob es stimmt, weiß ich nicht, ich hatte noch nicht mit ihnen zu tun.«
    Als Gleb realisierte, dass er sich zu rechtfertigen versuchte, wurde er nachdenklich. Im Grunde brachte es nichts, die Metrobewohner in Schutz zu nehmen. Die vom Wohlstand verwöhnten Bürger der geheimen Stadt würden sie trotzdem für schmutzige Barbaren halten. Was die Siedler in der Metro über die Stummel dachten, war schließlich auch alles andere als schmeichelhaft. Jeder ist eben in seiner Welt gefangen … Viel interessanter war, was dieses eingebildete Püppchen dazu bewogen hatte, ihr paradiesisches Refugium zu verlassen.
    »Eben, du hattest noch nicht mit ihnen zu tun«, plapperte Aurora, die ihren Vorsatz zu schweigen offenbar schon wieder vergessen hatte. »Du müsstest mal sehen, was sich in den Schächten rund um eure Stationen abspielt. Im Unterricht hat man uns mal in den Kontrollraum der Videoüberwachung geführt. Sie haben uns gezeigt, was aus uns wird, wenn wir nicht fleißig lernen.«
    »Ihr beobachtet uns?«
    »Sonst noch was!«, entrüstete sich das Mädchen. »Der Wachdienst macht das. Wir haben mit den Wilden nichts zu schaffen.«
    »Und wieso bleibst du dann nicht in deinem Eden?«, konterte Gleb. »Warum bist du weggelaufen?«
    An Auroras gequältem Gesichtsausdruck konnte er ablesen, dass er ins Schwarze getroffen hatte. Natürlich war sie ausgebüxt. Sie hatte es ja nicht mal geschafft, einen passenden Overall aufzutreiben, sondern nur dieses Zirkuszelt.
    »Na gut. Du brauchst nicht zu antworten … Was ganz anderes: Ich habe vor, von hier abzuhauen. Wenn du willst, nehme ich dich mit . A ber nur, wenn du mich zu eurer geheimen Stadt führst. Einverstanden?«
    »Kommt überhaupt nicht infrage«, versetzte Aurora. »Eden ist ein Sonderobjekt. Fremde haben da nichts verloren. Und außerdem – wie willst du hier rauskommen? Die Tür ist doch abgeschlossen.«
    In ihren Augen blitzte ein Funken Neugier auf. Mit der schnörkeligen Geste eines Zauberers zog der Junge einen schweren Schlüsselbund aus der Hosentasche und zwinkerte ihr verschwörerisch zu.
    »Den habe ich einem Wachmann geklaut, als ich hierhergebracht wurde. Da ist bestimmt auch für dieses Schloss einer dabei.«
    Zum ersten Mal während ihrer kurzen Bekanntschaft rang sich Aurora ein Lächeln ab. Doch dann wurde sie sofort wieder ernst und kaute nachdenklich an ihren Nägeln.
    »Selbst wenn es klappt – in unsere Stadt würdest du trotzdem nicht reinkommen«, sagte sie schroff.
    »Das lass mal meine Sorge sein. Du brauchst mich nur

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