Die Reise ins Licht
versuchte, das Kellerschloss aufzuschließen, begann es hinter mir zu donnern. Zuerst leise. In der Ferne. Dann immer lauter. Meine Hände zitterten so sehr, dass ich den Schlüssel zuerst nicht ins Schlüsselloch bekam. Dann stürzte ich in den Bombenkeller hinein, verriegelte die hermetische Tür, und erst dann ließ es allmählich nach. Oben donnerte es, alles bebte, der Putz fiel von den Wänden. Und ich lag auf dem Boden und heulte, konnte einfach nicht aufhören …«
Taran verstummte und nahm erneut einen Schluck. Alle schwiegen. Nata saß bleich da, außerstande, das Gespräch fortzusetzen. Erschüttert starrte Gleb seinen Meister mit weit aufgerissenen Augen an. Es war das erste Mal, dass Taran so lange gesprochen hatte.
»Ich war damals erst zwei«, brach Kondor das Schweigen. »Ich erinnere mich an nichts. Später hab ich immer wieder meinen alten Herrn über diesen schrecklichen Tag ausgefragt. Was idiotisch von mir war.«
»Diese Prüfungen sind uns von oben gesandt«, warf Ischkari zaghaft ein. »Nur die im Geiste Standhaften werden Rettung erlangen. Wir müssen gemeinsam glauben an …«
»Halt den Mund!«, unterbrachen ihn gleich mehrere Stimmen.
Schweigend und bedrückt blickten die Kämpfer ins Feuer. Das Gespräch war gewissermaßen von selbst erloschen.
Plötzlich ertönte aus den staubigen Lautsprechern, die Schaman auf einen Berg von Kisten gestellt hatte, ein Zischen. Die Stalker blickten in seine Richtung. Der Mechaniker, grau vor Staub und reglos wie ein Monument, thronte zwischen aufgetürmten, aufgeschraubten Apparaturen, eingewickelt in ein Netz von Kabeln.
»Was ist, Kulibin? Ref. 29 Gibt es Leben auf dem Mars?«
Schaman reagierte nicht. Dafür wurde das Rasseln aus den Lautsprechern immer lauter. Dann brach das Geräusch einen Augenblick lang ab, und in der tönenden Stille war deutlich zu hören: »… auf, den Äther zu verstopfen!«
Dann begann der Empfänger erneut zu krächzen und zu glucksen.
»Warte! Dreh zurück! Mach lauter!«, riefen die Kämpfer alle auf einmal und stürzten hinzu.
Schaman saß starr an dem Pult und hielt mit feuchten Fingern das Stellrädchen des Empfängers umklammert. Von seiner Stirn perlten große Schweißtropfen. Sein Blick folgte unverwandt den pendelnden Zeigern der Skalen.
»Mach schon, Schaman, mach!« Nata tänzelte ungeduldig hinter dem Rücken des Mechanikers.
»Dreh zurück, Mann«, schrie Ksiwa.
»Ruhe! Haltet den Mund, verdammt!«, brüllte Schaman. Sofort verstummten die Kämpfer, und er beugte sich erneut über die Apparatur.
Durch das Rauschen drang allmählich eine Stimme durch. Gleb horchte verzückt auf das heisere Murmeln, konnte aber, sosehr er sich auch anstrengte, kein einziges Wort verstehen. Schaman hantierte weiter an den Geräten herum. Die Stimme, die dort monoton und kaum hörbar vor sich hinleierte, klang selbstsicher, aber was genau …
Plötzlich traf ein harter Schlag das Dach des Kontrollraums, dann noch einer. Widerliches Knirschen von Metall schmerzte in ihren Ohren. Das ganze Gebäude erbebte. Von oben war ein langgezogenes, dumpfes Brüllen zu hören.
»Lampen aus! Löscht den Kocher!«
Die Gefährten hielten still und lauschten, wie das unbekannte Tier sich hin und her drehte und mit gigantischen Tatzen über die Dachflächen des Kontrollraums tappte. Eine der Wandplatten, die am Fenster angenagelt waren, wurde krachend herausgeschlagen. Im Fensterrahmen war eine anderthalb Meter große, gebogene Kralle zu sehen.
»Da haben wir den Salat.« Ksiwa verzog sich unter die Gerätetafel.
Farid flüsterte Gebete zu Allah. Kondor ließ verkrampft das Seil in den Schacht hinab. Taran hatte sich auf den Rücken gelegt und hielt die Mündung des Sturmgewehrs auf
die Decke gerichtet. Dym kaute nervös auf seiner noch nicht angesteckten Papirossa herum.
Der Junge lag halbtot da und starrte ängstlich auf die Decke, über die sich bereits imposante Risse zogen. Hätte er die Worte gekannt, so hätte er in Farids Gebete eingestimmt. Ihn schauderte bis ins Mark. Nicht einmal die Nähe seines Meisters bewahrte ihn davor.
Ein federnder Knall war zu hören, dann begann der Turm zu schwanken, und das Rauschen gigantischer Flügel war zu hören. Das Ungeheuer flog davon.
Starr vor Schreck blieben die Stalker noch einige Zeit in der absoluten Stille liegen, bis Schamans verdrossene Stimme erklang.
»Mistkerl! Hat die Antenne abgerissen, der gefiederte Fettwanst!«
Der Stalker lief zu dem Empfänger, drehte an den
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