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Die Reise ins Licht

Die Reise ins Licht

Titel: Die Reise ins Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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Wie
ein dichter Teppich wucherte es auf dem Boden, stieg die Wände hinauf, formte Schneewehen auf den Tischen und hatte sich als undurchdringliche Masse auf die Steuerpulte gelegt. Die Fenster des runden Saales waren sorgfältig mit allerlei Materialien verbarrikadiert worden: Tischplatten, Brettern, Linoleum, das man aus dem Boden herausgerissen hatte. Bei der kleinen Treppe, die zu einer schmalen Aussichtsplattform führte, lag ein einsames Jagdgewehr herum. Von einer langen Stromleitung, die über den Deckenbalken geworfen worden war, hing eine ausgetrocknete, mumifizierte Leiche. Offensichtlich hatte der Unbekannte, der sich hier einst eingerichtet hatte, eines schönen Tages mit seinem Leben abgerechnet. Wahrscheinlich hatte er einfach … die Hoffnung verloren.
    »Taran, ist das da gefährlich?«, wollte Nata wissen und zeigte auf den pelzigen Moosbewuchs.
    »Außerhalb der Unterwelt ist es wie mit einem Liebhaber, Teuerste. Wenn du dir nicht sicher bist, sieh dich lieber vor. Wenn du ihn noch nicht kennst, bloß nichts überstürzen.«
    Die Amazone prustete los, zog aber ihre Hand lieber doch zurück. Schaman lief unterdessen hektisch durch den Saal, auf der Suche nach unversehrt gebliebenen Funkanlagen. Seine Augen glühten.
    »Dieses Moos ist überall«, beschwerte er sich. »Alles besudelt! Ein richtiges Gewächshaus.«
    Der grauhaarige Stalker packte das Bruchstück eines Schrubbers und begann damit an den Regalen herumzustochern. Auf diese Weise hob er ganze Schichten dieses weißlichen Zeugs von den Kisten ab. Immer neue Geräte
kamen zutage, Plastikkästen mit rätselhaften Knöpfen und Kippschaltern, laminierte Seefahrtskarten und vermoderte Kassenbücher.
    Gleb sah Schaman einige Zeit bei der Suche zu und durchquerte den Saal. Inzwischen hatten sich die erschöpften Stalker die Gasmasken von ihren verschwitzten Gesichtern gezogen. Der riesige Dym hockte an der Wand und besah sich sein Maschinengewehr. Eine höchst interessante Vorrichtung erregte die Aufmerksamkeit des Jungen. Ein Eisenrahmen, zwei Räder mit ganz vielen dünnen Stangen, Kabel. Neben dem Aggregat stand ein Akkumulatorblock. Den erkannte der Junge sofort, denn ein ähnliches Teil stand im Generatorraum an der Moskowskaja . Immer wenn die Masuten die Elektrizität abstellten, ging im Generatorraum eine Lampe an, die von einem solchen Akku versorgt wurde. Beim Licht dieser Lampe hatten Karpat und er Stunden damit zugebracht, den altersschwachen Generator wiederzubeleben.
    »Schau an, eine Dynamomaschine! Von einem Fahrrad! Nein so was!«, murmelte Schaman begeistert. »Unser Selbstmörder hat sich hier nicht übel eingerichtet! Vielleicht, wenn ich ein wenig mit den Elektrolyten herumexperimentiere …«
    Von dem, was der alte Mechaniker weiter vor sich hinbrummte, verstand Gleb kein Wort.
    »Er ist nicht zufälligerweise ein Masut?«, fragte er Nata.
    »Nein, Gleb.« Nata lächelte. »Aber mechanische Dinge sind eben einfach seine Welt. In der Technik fühlt er sich wie ein Fisch im Wasser. Leute wie er sind in der Allianz heute Gold wert. Manchmal bastelt er Dinge zusammen,
bei denen man nicht mal kapiert, wie ihm so was überhaupt einfallen konnte.«
    Farid hatte in der Mitte des Raumes eine kleine Fläche für das Nachtlager frei geräumt. Über dem wackligen Kocher dampfte eine Blechbüchse mit siedendem Wasser – Nata kochte Tee. Etwas später kehrten Ksiwa und Okun von ihrem Erkundungsgang zurück. Kondor fand, dass der Trupp nach oben hin ausreichend geschützt sei und entschied, dass sie auf eine Nachtwache verzichten könnten.
    Sie nahmen die sterblichen Überreste des früheren Bewohners von der Schlinge und schickten sie vom Balkon aus zu einem Freiflug hinab. Was natürlich ziemlich grob, aber in der gegebenen Situation angebracht war. Ihnen war jetzt nicht nach Sentimentalitäten. Schließlich war man ja nicht in der Metro.
    Während sich die Kämpfer in dem Raum einrichteten, versorgte Schaman sie alle mit Aufträgen. Als Erstes benötigte er eine Antenne, und Farid kletterte, von Dym gedeckt, auf die oberste Ebene des Turmes, um dort ein langes Kabel zu befestigen. Dann war der Sektierer an der Reihe. Schaman jagte Bruder Ischkari beinah mit Fußtritten auf das Fahrrad, um den Akkumulator aufzuladen. Der arme Teufel ertrug die Last dieser verantwortungsvollen Mission mit stoischer Gelassenheit und strampelte wacker, bis sich der Mechaniker seiner erbarmte.
    Die Gefährten ließen sich im Kreis um das Feuer nieder. Das

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