Die Reise nach Gadaron (German Edition)
Missmut. Der offenbarte sich erst, als ihm einfiel, was sich drei oder vier Tagesmärsche südöstlich von hier befand. Bewusst oder unbewusst, hatte Larina ihnen den Weg zu einem noch gefährlicheren Ort, als einem Morganentempel, gewiesen. Sie waren auf dem direkten Weg in den Grauen Wald! Der hatte diesen Namen, aufgrund der tatsächlich stahlgrauen Farbe seiner Bäume und sonstigen Pflanzen, und bestand größtenteils aus Nadelgehölzen. Von ihnen hieß es, dass sie gar keine wirklichen Bäume seien, sondern nur Skulpturen echter Bäume. Von Danko hatte Kona aber gehört, dass es tatsächlich wachsende Pflanzen waren. Indes wusste er nicht, wie so etwas möglich war. Sie sollten aus einem Mischmaterial, halb Holz, halb Stein, bestehen. Laut Gerüchten, soll es in diesem Wald auch eine Art phosphoreszierenden Riesenpilz geben, der selbst schwerste Verletzungen heilen konnte, wenn man etwas Sekret aus seinem Stil entnahm. Das war das wenige, was Kona und jeder andere über diesen Wald berichten konnte. Jeder, der den Wald bisher betreten hatte, kehrte entweder gar nicht, oder sehr schwer verletzt zurück. Derartige Legenden gab es über so manchen Wald. Doch hier waren nicht nur einsame Wanderer oder kleine Kinder betroffen. Hier traf es wirklich jeden, ob Mensch, Tier, Dämon oder Titan. Und gerade hier sollte es einen der gesuchten Gegenstände des Himmels geben? Das war für Kona, der in den letzten Tagen mehr Stress hatte, als im ganzen vergangenen Jahr, genug Grund für seine schlechte Laune.
„Ich finde, du solltest die ganze Sache etwas positiver sehen“, riet ihm Salan, al s sie am ersten Tag ihrer Reise schon eine ganze Weile unterwegs waren. „Wir hätten mit dem ersten Fundort tatsächlich mehr Glück haben können. Andererseits muss es doch einen Grund dafür geben, warum die Gegenstände des Himmels seit tausend Jahren verschollen sind. Wahrscheinlich sind die anderen Gegenstände ebenfalls an einem solchen berüchtigten Ort versteckt. Du solltest es als eine Gelegenheit begreifen, deinen Horizont und deine Fähigkeiten zu erweitern!“
´Ja, weil das für einen Spinner wie dich nur etwas, wie eine erweiterte Bildungsreise ist! `, dachte Kona. Frustriert griff er in seine Manteltasche und zog seine Zigarettendose hervor.
„Du rauchst!?“ , fragte Larina, mit abfällig hochgezogener Augenbraue.
„Ja, ich rauche!“, imitierte Kona ihren Tonfall. „Hast du ein Problem damit?“
„Ich bin zwar nicht für deine Gesundheit verantwortlich… du bist alt genug! Und solange du an der frischen Luft rauchst, soll es mich nicht kümmern. Aber komm nicht auf die Idee, in einem geschlossenen Raum zu rauchen, wenn ich dabei bin. Denn wenn du mich zum passiv Rauchen zwingst, stopfe ich dir die Fluppe in den Hals!“
„Da brauchst du dir keine Sorgen zu machen“, beruhigte sie Salan. „In nächster Zeit werden wir so viel Waldluft einatmen, das s wird Konas Zigarettenqualm mehr als ausgleichen.“
D och das war nicht ganz richtig, wie sich einige Tage später herausstellen sollte!
*
Ihre Reise verlief ohne größere Zwischenfälle und ohne, dass sich ihnen ein größeres Hindernis in den Weg stellte. Ein altes Sprichwort besagt: Wenn du auf deiner Reise nicht gegen Dämonen kämpfen musst, hält das Schicksal am Ziel ein weit schlimmeres Übel für dich bereit. Als Kona den Grauen Wald zum ersten Mal sah, war er davon überzeugt, dass sich das Schicksal zumindest Mühe gab. Auf den ersten Blick, hätte man den Wald auch für einen durchlöcherten Haufen von Felsen halten können, so dicht standen die Bäume zusammen. Es fiel kein Lichtstrahl hindurch. Obwohl sie so nah waren, dass sie einen harzigen Geruch wahrnehmen müssten, roch man nur feuchtkalte Ausdünstungen von Gesteinsschichten.
„Es sieht aus wie eine Höhle. Es riecht wie eine Höhle. Und wenn wir drin sind, wird es sich auch wie eine Höhle anfühlen“, meinte Kona.
„In meiner Zeit war dieser Wald auch sehr bekannt“, erklärte Larina. „Damals hatten nur Biologen mit professionellem Auftrag Zutritt, weil es sein kann, dass man den Ausgang nicht mehr findet, sobald man den Waldrand aus dem Auge verliert.“
„Das kann heute auch noch passieren“, meinte Salan. „Allerdings gibt es heutzutage , in diesem Wald, zusätzlich ein blutrünstiges Wesen, dass die Schattenkreatur genannt wird. Allein ihr Schrei bringt dir schon den Tod. Die Gefahr, dass dieses Biest dich erwischt, ist viel größer, als dass du dich verläufst. Und
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