Die Reise nach Gadaron (German Edition)
lauert.“
Sie marschierten weiter durch die scheinbar endlosen Schatten des Waldes. Bald schon wussten sie nicht mehr, ob sie nun Stunden oder Tage unterwegs waren. Kona begann sogar schon an seiner Theorie zu zweifeln, dass man nur lange genug geradeaus gehen musste, um wieder aus einem Wald heraus zu kommen.
Da, plötzlich geschah etwas.
Der bislang schwache Wind , steigerte sich fast bis zum Orkan.
„Was ist denn jetzt los?“, rief Larina.
„Keine Ahnung“, meinte Salan. „Das könnte ein Zauber sein.“
Kona war da schon weiter. Er erkannte diesen Zauber und wusste, was hier jemand versuchte. Kona brauchte gar nicht zu Zerberus zu blicken, um zu wissen, dass sie in Gefahr waren.
„Sie versuchen uns auseinander zu reißen!“, rief er den anderen zu. „Wir müssen uns aneinander festhalten! Dann machen wir es ihnen schwerer.“
Sofort packten sie sich gegenseitig an den Schultern. Kona ergriff Zerberus am Schwanz, mehr bekam er nicht mehr zu fassen. Da begann schon die Kraft des feindlichen Zaubers an ihnen zu zerren.
„Nicht loslassen!“, rief Kona. „Sonst bringen sie uns…“
Doch da war es schon zu spät. Mit einem gewaltigen Windstoß wurden die vier Gestalten auseinander gerissen. Kona schleuderte durch die Luft, von den anderen weg. Er wusste nicht, wohin er fiel, und auch bald nicht mehr, aus welcher Richtung er gekommen war. Kona dachte schon, dass er für immer in diesem Zauber gefangen gehalten würde, da schlug er auf dem Waldboden auf. Langsam hob er seinen Kopf. Alle Knochen in seinem Körper schmerzten. Doch er schien nicht ernstlich verletzt zu sein. Kona versuchte sich umzusehen. Das war nicht einfach, da die beschworenen Feuerkugeln während des Fluges erloschen waren. Nur durch die Spalten der versteinerten Zweige drang etwas Tageslicht. Sonst war es stockdunkel. Sofort beschwor Kona ein neues Höllenfeuer. Die Flammen erschienen aus dem Nichts und kreisten schwebend umher. Nun konnte Kona mehr erkennen. Doch das einzige was er feststellte, war, dass er völlig allein war. Kein Salan. Keine Larina. Noch nicht einmal Zerberus war zu sehen. Wer immer diesen Zauber beschworen hatte, er hatte gute Arbeit geleistet, das wusste Kona. Aber er hatte keine Ahnung, was genau in diesem Wald lauerte. Doch er ahnte, dass nun die Jagt auf ihn und seine Gefährten begonnen hatte.
*
Larina lag auf einem Steinboden. Das spürte sie, noch bevor sie überhaupt die Augen aufgeschlagen hatte. Sie nahm außerdem einen erdigen Geruch wahr und bemerkte, dass sie an Armen und Beinen gefesselte war. Das wäre für viele eine erschreckende Erkenntnis. Doch für Larina war so eine Situation schon fast Alltag. Zugegeben, keine von ihren Lieblingserfahrungen. Bevor sie von dem Zeitstrudel in eine völlig andere Epoche gezogen wurde, war sie in kurzen Abständen dreimal in einer solchen Lage. Daraus hatte sie sich auch befreien können. Nur, damals hatte sie auch ihre Jungs, auf die sie sich verlassen konnte.
Ihre Jungs. Es war unwahrscheinlich, dass sie ihre Truppe je wieder sehen würde. Gut, ihre neuen Bekannten hatten behauptet, dass die Götter sie wieder in ihre Zeit zurückschicken würden, wenn sie ihre Aufgabe erledigt hatte. Aber, kon nte sie sich darauf verlassen? Salan mochte ja ein ganz brauchbarer Zauberer sein, erschien aber auf harmlose Art durchgeknallt. Und was Kona betraf… zugegeben, den Herrn der Unterwelt hatte sie sich etwas anders vorgestellt. Und schließlich, Kona war nur die Wiedergeburt von Rahnhamun. Dieser verantwortungslose Drückeberger hatte so ziemlich gar nichts von einem gefürchteten Herrn der Finsternis.
Über diese Gedanken hatte Larina fast vergessen, dass sie gef angen war. Doch als eine Stimme, die an eine Krähe erinnerte, zu ihr sprach, wurde sie sich ihrer Situation wieder bewusst.
„Bist du wach?“, sprach das unbekannte Wesen. „Das ist gut. Dann kann ich mit der Prozedur beginnen.“
Eine kräftige Hand packte Larina im Genick und zog sie auf die Beine.
Nun konnte Larina den ganzen Raum überblicken . So wie sie es bei unzähligen Gelegenheiten zuvor gelernt hatte, prägte sie sich ihre Umgebung in wenigen Augenblicken ein. Sie befand sich in einer Mischung aus Felsspalte und Strohhütte. Der erdige Geruch stammte von unzähligen getrockneten Pflanzen und Kräutern, die von der Decke hingen. In der Mitte stand ein Tisch, auf dem neben Schalen, Stößeln, Messern und weiteren Kräutern auch einige Dinge lagen, die wie eingelegte Innereien von
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