Die Reise nach Gadaron (German Edition)
er sich nicht direkt an die Ereignisse erinnerte, waren sie ihm doch seltsam vertraut. Fast so, als würde er sich an einen Traum erinnern. Dann wurde die Gedankenerforschung der Sphinx noch direkter. Sie ging auf die Vorkommnisse der letzten Zeit ein. Beginnend bei Konas und Larinas erster Begegnung in Neu Katija, wie Salan zu ihm gestoßen war und wie sie sich auf den Weg zum Grauen Wald gemacht hatten, um den Gegenstand des Himmels zu finden. Und als sie dann von der Hexe getrennt wurden. Das alles wurde praktisch im Zeitraffer durchgenommen. Für die Begebenheit, als Kona die Freunde im Stich lassen wollte, wurde deutlich mehr Zeit verwendet. Aber auch für den Abschnitt, als Kona sich dann doch noch eines Besseren besonnen hatte, und die Freunde suchte. Schließlich dann der entscheidende Kampf gegen die Hexe. Anschließend die Schildkröteninsel. Hier wurde die Spurensuche auf der Insel und im Inneren der Riesen-Riesenschildkröte übersprungen. Stattdessen interessierte sich die Sphinx für die Auseinandersetzung mit Nowan und dessen Versuch, Larina zu töten, was dann durch Konas tollkühnen Einsatz vereitelt wurde. Danach übersprang die Sphinx die folgenden Ereignisse und interessierte sich scheinbar nur noch dafür, wie es Kona gelungen war, aus der Wüste hierher zu gelangen. Nun war sie in der Gegenwart angekommen. Doch damit war die Suche der Sphinx noch nicht am Ende.
Nun tauchten aus Konas tiefstem Inneren Bilder und Gefühle auf. Ein Bild von den sieben Gegenständen des Himmels, was in ihm das Verlangen auslöste, sie zu finden. Er wollte mit ihnen die Welt retten.
Dann ein Bild von Torrok. Er verspürte Zorn, weil Torrok und sein Meister Zork für den Tod von Danko und Wanuda verantwortlich waren. Und weil die zügellose Gier nach Macht, so viele Menschen ins Verderben gestürzt hatte.
Dann Rahnhamun. Hierbei hatte Kona gemischte Gefühle. Er akzeptierte, dass er in seinem letzten Leben der Herr der Unterwelt war, verspürte aber sonst keine Verbindung zwischen sich und Rahnhamun. Auch wenn er dessen Kräfte weitgehend übernommen hatte.
Als nächstes ein Bild von Larina. Ein seliges Glücksgefühl überkam Kona. Eine gewaltige Zunei gung zu diesem anderen Menschen stieg aus den Tiefen seines Geistes hervor. Er wusste nicht, wie er dieses Gefühl beschreiben sollte. Außer vielleicht…
„NEIN!“, rief Kona. Das war ihm zuviel! Er schloss die Augen und wandte sich von der Sphinx ab, in der Hoffnung, sich so von ihrer Gedankenverbindung trennen zu können. Es dauerte fast eine Minute, bis die Verbindung vollständig unterbrochen war. Dann hatte Kona endlich das Gefühl, dass seine Gedanken wieder nur ihm gehörten. „Und, was habt ihr gesehen?“
Kona wich zurück. Die Larina, die er eben noch in seinen Gedanken gesehen hatte, stand in Lebensgröße vor ihm. Allein das reichte schon aus, um ihn wieder in Panik zu versetzen.
„Kona, ich bin’s doch nur“, versuchte Larina ihn zu beruhigen. „Was habt ihr denn nun in deinem Unterbewusstsein gesehen? Etwa, dass du doch ein Idiot bist?“
„Ehm, ja …“, log Kona, und sah vorsichtig zur Sphinx hinüber, ob diese die letzten Erkenntnisse aus seinem Geist herausposaunen würde. Doch die sah ihn nur streng an. „Dass du die Verbindung zwischen uns abgerissen hast, hat verhindert, dass ich alles sehen konnte! Aber ich denke, dass ich mir eine Meinung bilden kann.“
„Was hast du denn nun gesehen?“, fragte Larina neugierig.
„Das tut nichts zur Sache“, erwiderte die Sphinx, zu Konas Erleichterung.
„Wichtig ist nur eines. Du bist alles andere, als der perfekte Beschützer für die Auserwählte. Du bist, was sie betrifft, voreingenommen, und wärst in einem Kampf gegen Zork wahrscheinlich im Nachteil. Aber ich wüsste nicht, wer es besser machen sollte. Und, du hast tatsächlich Fähigkeiten, die du in deinem letzten Leben noch nicht hattest. Also, folgt mir!“
„Wohin bringst du uns?“, fragte Kona.
„Zu dem, weshalb ihr hierher gekommen seid. Dem Gegenstand des Himmels, den ich seit tausend Jahren beschütze. Aber seid gewarnt. Denn von allen Gegenständen, ist er der gefährlichste.“
Die Sphinx führte Kona, Larina und Zerberus zum Eingang des Tempels, ein gewaltiges Portal mit kunstvollen Verzierungen. Es schien sonst keine Eingänge oder Fenster zu geben, durch die Licht in das beeindruckende Gebäude hätte fallen können. Die Sphinx ging unbeirrt voran. Die Freunde folgten ihr zögernd. Im Inneren des Tempels
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