Die Reise nach Gadaron (German Edition)
hatten sie zuerst Schwierigkeiten, sich zu orientieren, da es außer dem Licht, das durch das Portal fiel, keine Lichtquelle gab. Nachdem sie sich an das Halbdunkel gewöhnt hatten, erwartete sie jedoch eine Überraschung. Es gab weder Zwischenwände, noch sonstige abgetrennte Räume. Der Tempel war eine einzige große Halle!
„Das ist ein Rohbau!“, rief Kona. „Das kann doch gar nicht wahr sein!“
„Tja, Fassadenbau gab es auch schon zu meiner Zeit. Es ist eben alles mehr Schein, als Sein.“ Die Augen der Sphinx gewöhnten sich schneller an das Dämmerlicht, als die ihrer Besucher. Sie ging, ohne zu zögern, in die Mitte der Halle, wo etwas Großes, Unförmiges stand, was zuerst weder Kona noch Larina erkennen konnten. Als sich ihre Augen endlich vollkommen an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, sahen sie, dass es ein kunstvoll verzierter, goldener Schrein war. Dort lag, auf einem Samtkissen, ein Dolch.
´Der Dolch des Mörders! `, begriff Kona.
„Vorsicht!“, rief die Sphinx, als sich Kona und Larina schon anschickten, den Dolch zu holen. „Wer auch immer den Dolch in die Hand nimmt, wird zum perfekten Attentäter! Er kann sich unsichtbar machen und durch Wände gehen. Er verursacht dabei kein Geräusch und hinterlässt nicht die geringsten Spuren! Die Klinge ist absolut tödlich. Ein einziger Stich durchbricht eine Panzerung und jeden anderen Schutz. Aber es gibt einen Haken. Wenn jemand den Dolch berührt, fordert der ein Blutopfer. Sollte jemand die Waffe wieder zurücklegen, ohne jemanden getötet zu haben, wird sich der Dolch dessen Leben nehmen.“
„Na toll, und wie sollen wir diese Brotschneidemaschine dann hier weg bekommen? Wenn wir sie nicht mal berühren dürfen?“
„Keine Sorge“, kam es ruhig von Larina. „Ich habe schon eine Idee. Man muss nur jemanden töten, wenn man den Dolch berührt, oder?“
„So ist es.“
„Die Lösung ist doch ganz einfach!“ Sie griff in ihre Tasche, aus der sie zwei elegante Lederhandschuhe zog. „Die habe ich mir auch in der Siedlung besorgt. Ich habe sie dir nur nicht gezeigt, damit du dich nicht wieder beschwerst, wie viel Zeit ich beim Klamottenkauf verschwende.“
„Larina, wenn ich mi ch noch mal beschwere, dass du shoppen gehst, dann schlag mich einfach noch mal zu Boden.“
„Kein Problem“, antwortet Larina.
„Gut mitgedacht“, lobte die Sphinx. „Ich wusste, dass es die richtige Entscheidung war, als wir dich auswählten.“
„Dann sind wir hier fertig“, meinte Kona, als Larina den Dolch in einem Beutel verstaut hatte, den sie gut verschnürte, damit niemand die gefährliche Waffe aus Versehen berührte. „Und das mit wesentlich weniger Problemen, als wir es sonst gewohnt sind.“
„Wir müssen Salan noch wieder finden“, erinnerte ihn Larina. „Vergiss das nicht! Wer weiß, was uns bis dahin noch alles begegnet.“
„Geht und sucht euren Freund“, sagte die Sphinx. „Die Fallen der Wüste werden euch nicht behindern, solange , bis ihr ihn gefunden und zusammen die Wüste verlassen habt. Danach werden sie wieder existieren, denn das Nest der Titanen muss weiter beschützt werden.“
„Danke“, erwiderte Larina. „Für den Gegenstand, …und für alles andere.“
„Danke mir nicht zu früh“, meinte die Sphinx. „Der schwierigste Teil euerer Aufgabe steht euch noch bevor. Ihr werdet großes Leid erfahren und euch wünschen, dass ihr hier die Suche nach den sieben Gegenständen des Himmels aufgegeben hättet. Doch lasst euch gesagt sein, solange ihr euren Weg wie beschlossen fortsetzt, gibt es noch Hoffnung.“
*
Nachdem Kona, Larina und Zerberus das Nest der Titanen durch den Stollen verlassen hatten, lagen vor ihnen wieder der schwarze Sand und der trübe Himmel der Toten Wüste. Sie erschien ihnen nun noch dunkler und trostloser. Nichts deutete auf die Schönheit, die hinter den Hunderten Metern Granitwand verborgen war.
„Irgendwie traurig, dass niemand von dem Paradies dahinter weiß“, meinte Larina.
„Auch das Paradies ist vergänglich. Sobald Zork einen Weg gefunden hat, die Abwehrmechanismen der Wüste zu überwinden, wird er seine Dämonen in Scharen her schicken. Das war’s dann mit dem Nest der Titanen.“
„Wir sollten mit der Suche nach Salan beginnen“, erinnerte Larina schroff. Sie war offenbar eingeschnappt, weil Kona ihre romantischen Fantasien kaputt gemacht hatte.
„Gute Idee! Aber wo fangen wir an? Da jetzt vorübergehend die Löcher in Raum und Zeit nicht mehr
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