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Die Reise Nach Helsinki

Die Reise Nach Helsinki

Titel: Die Reise Nach Helsinki Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Gibiec
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ihr arbeiten, sagte
er. So richtig glücklich, das weiß ich, ist er mit ihr im Laden nie
gewesen, aber weil die Umsätze stimmten und wir die Arbeit
schafften, war die dritte Verkäuferin schließlich kein Thema
mehr.
    Als ich dann mit dem Foto in der
Hand da stand, wusste ich, dass die Einzige, der ich mit diesem
Nachspionieren schadete, ich selbst war. Alles war vergebens
gewesen, meine Schufterei rund um die Uhr, meine eifersüchtige
Wachsamkeit, dass bloß keine schöne Frau in Pekkas Nähe kam. Ich
war unendlich gedemütigt, am liebsten hätte ich das Foto
zurückgelegt und so getan, als hätte ich es nie gesehen. Hätte ich
doch nicht deine Mutter gerufen und damit alles, was folgte,
ausgelöst. Letztlich glaube ich, dass ich mich in diesem Augenblick
an Pekkas Tod schuldig gemacht habe.
    *
    Die Pferdedroschke, die sie zu
Terttu Salmis Sommerhaus in dem eineinhalb Stunden von Helsinki
entfernten Flecken Takkula brachte, rumpelte über das
Kopfsteinpflaster. Es war später Nachmittag, sie quetschten sich zu
sechst auf den engen Bänken und wurden in jeder Kurve gegeneinander
geschleudert. Minna war blass, bemühte sich aber um den mürrischen
Hohenstein, der zwischen ihr und Lina saß und sich sichtlich unwohl
fühlte. Ihm gegenüber wurde Anna von Hugo Blank und Eino Plosila
eingeklemmt. Sie erreichten die Landstraße und rollten durch
grünes, hügeliges Land, aus dem immer wieder die roten Granitfelsen
hervorleuchteten, nackt oder von Nadelbäumen bestanden. Überall war
der Boden von hellgrünen Blaubeerbüschen bedeckt, die, wie Minna
erklärte, in vier Wochen voller Früchte hängen würden. Immer wieder
blitzten Wasserflächen zwischen den Bäumen auf, schließlich bogen
sie in einen schmalen, von hohen Fichten gesäumten Waldweg ein, der
auf einer Lichtung endete. Dahinter breitete sich ein glänzender
See aus, an dessen Ufer eine Hütte und ein Saunahaus
standen. 
    Terttu erwartete sie aufgeregt und
tischte Kaffee und Kuchen auf, dann gingen sie in die Sauna - nach
finnischer Tradition zuerst die Frauen, dann die Männer - und
schwammen in dem weichen Wasser des Sees, der ruhig und glatt dalag
und den sich langsam rötlich färbenden Himmel und die dunklen
Fichten, die ihn umstanden, widerspiegelte.
    Terttu zauberte Fischhäppchen,
Reispasteten und einen russischen Salat aus einem kühlen Erdloch
hinter dem Haus hervor, außerdem kaltes Bier für die Männer und
eine Flasche Portwein für die Frauen. Sie war aufgekratzt und nahm
immer wieder Kommissar Hohenstein ins Visier, dessen Laune merklich
stieg, vor allem, als ein beladener Teller vor ihm stand und das
Bier im Glas schäumte. Sie sprachen über das bevorstehende
Mittsommerriachtsfest, und Terttu erzählte Anekdoten aus den Weißen
Nächten, in denen die Sonne nicht unterging und die zurückhaltenden
Finnen plötzlich nicht nur Tango und andere leidenschaftliche Tänze
tanzten, sondern auch unvorhergesehene Liebesschreie ausstießen,
den Himmel anheulten und überhaupt außer Rand und Band gerieten.
Sie prosteten sich zu, und mit jeder neuen Runde stieg die
Stimmung. Eino Plosilas blasse Wangen röteten sich, er ergänzte
Terttus Schilderungen und strahlte mit wachsender Bewunderung Lina
an, die sich köstlich amüsierte und einige Male laut
lachte.        
    Nach dem Essen zog Eino Plosila eine
Geige aus seinem Rucksack und begann zu spielen, Hohenstein sprang
auf, verbeugte sich vor Terttu und tanzte mit ihr unter den
Bäumen.
    »Lassen Sie uns einen Spaziergang
machen«, sagte Hugo leise zu Anna, »mein Vorgesetzter ist ja jetzt
abgelenkt.«
    Sie gingen ein Stück am See entlang
und bogen dann in einen schmalen Pfad ein. Der Waldboden war von
einem dunkelgrünen, von hellen Flechten durchzogenen Moosteppich
bedeckt und federte unter ihren Füßen. Sie gingen einen sanft
ansteigenden Hügel hoch und ließen sich auf einer kleinen Lichtung
nieder. Anna lehnte sich unwillkürlich gegen Hugos Arm.
    »Was ist das nur für eine
Geschichte, langsam glaube ich, wir kommen überhaupt nicht weiter«,
klagte sie.
    »Morgen bekommen wir die Ergebnisse
der Daktyloskopie. Die Kollegen sitzen eifrig dran, vielleicht
haben sie die Fingerabdrücke von der Flasche in ihrer Kartei. Der
Kollege Plosila ist ein guter Kriminalist, und die Polizei ist
hervorragend ausgerüstet.«
    »Haben Sie schon mit meiner
Schwester gesprochen? Ich habe sie überhaupt noch nicht kennen
gelernt, Lina und ich waren neulich bei ihr, aber sie hat nicht
aufgemacht. Sie lehnt

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