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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
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Grabens war der Schnee mehr granulatförmig und bestand aus kleinen weißen Kügelchen, die vom Sturmwind wie Gischt von den Dünen geweht wurden. Die Oberfläche des Schnees war weich und man konnte sich kaum fortbewegen. Besonders auf den Dünenkämen steckte man bis zu den Hüften in der weichen Masse. Unten in den Tälern war es nicht so schlimm, trotzdem versanken Eliane und Martin noch bis zu den Knien.
    Die Passagiergondel, die aussah wie eine Seifenkiste mit zwei hintereinander angeordneten Sitzen, besaß einen Boden wie eine Badewanne und war breit genug, im Schnee nicht zu versinken. Mit genügend Segeldruck würde sie mit den zwei Passagieren an Bord durch die Schneekügelchen pflügen. Damit sie dabei nicht umfiel, befestige Martin einen Ausleger auf der Leeseite. An seinem Ende saß die Schwanzflosse des Gleiters, die nun die Funktion einer Kufe übernahm. Die beiden Vogelschwingen des Gleiters dienten als Segel. Um sie zu befestigen, hatte der Konstrukteur passende Bohrungen in der Passagiergondel vorgesehen. Anstatt waagrecht nebeneinander, standen die Flügel jetzt senkrecht hintereinander. Einer im Bug, der andere im Heck.
    Martin und Eliane hatten Schwierigkeiten, den Schneesegler zu halten, obschon die Segel in den Wind gedreht waren. Rasch befestigten sie die Drähte, die zur Steuerung der Segel vorgesehen waren, an den Hebeln des Gleiters. Ein Ruder gab es nicht, das kleine Schiff wurde ausschließlich mit den beiden Segeln gesteuert.
    Diesmal übernahm Martin das Steuer. Schließlich hatte er den Segler erbaut, auch wenn ihn ein unbekannter Konstrukteur erdacht hatte. Außerdem war er auf der Erde gerne mit einem kleinen Segelboot unterwegs gewesen. Allein mit Wasser und Wind, wie es seinem Charakter entsprach.
    Als er die beiden Segel über die Seilzüge in Stellung brachte, nahm das Schiff Fahrt auf und wurde rasch schneller. In der ersten Zeit glich der Kurs einer Schlangenbewegung und Martin wagte es nicht, das Dünental zu verlassen. Glücklicherweise verlief es parallel zum Stonehenge-Graben. Doch nach und nach bekam er ein Gefühl für die Steuerung und er konnte die Stellung der Segel optimieren. Der Segler pflügte nun mit hoher Geschwindigkeit durch die Eiswüste, eine Schneewolke hinter sich aufwirbelnd. Um den Ausleger zu entlasten, der immer wieder die Tendenz hatte, unterzugehen, lehnten sich die beiden auf der Luvseite aus dem Schiff.
    Martin war inzwischen mutiger geworden und versuchte, auf einem Dünenkamm zu fahren. So hoffte er, Fort Watt rechtzeitig zu entdecken, wenn sie in die Nähe kamen. Doch der Sturmwind war inzwischen noch stärker geworden und er musste wieder in das Tal zurückkehren.
    »Wie weit sind wir vom Graben entfernt?«, rief er Eliane zu.
    »Mach dir keine Sorgen. Fort Watt ist an seinem hohen Turm von weitem zu erkennen und wir sind mit dem Gleiter nicht weiter als eine Meile von der Abbruchkante entfernt runtergekommen.«
    »Aber die Sicht wird durch den aufgewirbelten Schnee immer schlechter.«
    In der Tat verschlimmerte sich das Wetter rapide. Tiefe dunkle Wolken kamen vom Graben her und Schneeschauer setzten ein. Der Wind war inzwischen so stark geworden, dass sie das Boot kaum noch halten konnten, obschon sich beide weit über Bord lehnten. Die zwei Segel bogen sich bedrohlich durch und knirschten in ihren Befestigungen.
    »Wir müssen reffen«, rief Martin, »die Segelfläche ist zu groß.«
    »Wie willst du das denn anstellen? Die beiden Segelflügel sind starr aus Holz gebaut.«
    Doch Martin hatte den Gleiter sehr genau studiert. Er schoss mit dem Boot in den Wind, bis die Segel flatterten, dann sprang er aus dem Gefährt, bevor dieses vom Wind zurückgedrückt wurde.
    »Halt du bitte das Schiff, ich werde die Segel verkleinern.«
    Er stieg auf die wannenförmige Gondel und konnte so gerade die Splinte erreichen, die den Zusammenhalt der Flügelteile sicherten. Diese waren nämlich nicht aus einem einzigen, sondern aus zwei Stücken gefertigt, die durch Zapfen miteinander verbunden waren. Kaum hatte er die Splinte entfernt, wirbelte das Oberteil des Segels mit dem Wind davon. Auch der obere Teil des hinteren Segels verschwand auf Nimmerwiedersehen im Schneegestöber.
    »Hoffentlich brauchen wir sie nicht mehr«, sagte Martin. »Für schwächeren Wind reichen die kurzen Segel nicht aus.«
    Doch Eliane winkte ab: »Die Zeiten der schwachen Winde sind vorbei. Die Welt ist wieder zur Normalität zurückgekehrt.«
    Sie setzten ihre Fahrt fort und Martin

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