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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
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formte sie aus Metallfolie ein Röhrchen und blies ein wenig geschmolzenen Schnee auf den Fluxer. Der begann augenblicklich zu glühen.
    »Geh in Deckung«, sagte sie leise. »Vielleicht wartet der Unbekannte hinter der Tür im Korridor.«
    Martin ging ein paar Stufen die Treppe hinunter und presste sich eng an den Felsen. Eliane trat mit dem rechten Stiefel gegen die Tür. Krachend flog sie auf und gab den Blick auf den unbeleuchteten Gang frei, der ins Innere des Felsens führte. Aufs Geratewohl schoss sie ein paarmal in die Dunkelheit.
    »Da ist niemand«, sagte sie. »Der Weg ist frei.«
     

 
    DER ILLUSIONIST
     
    Eliane hatte mit ihrem Messer einen Holzspan aus der Tür geschnitten und am Karbonfluxer entzündet, der das Schloss in der Zwischenzeit komplett zusammengeschmolzen hatte. Nun hielt sie das Holzstück wie eine Fackel und beleuchtete damit den Korridor. Vorsichtig, nach jedem Schritt sichernd, drangen sie in den Untergrund von Fort Watt ein. An einer Biegung angekommen, lugte Eliane zuerst um die Ecke, dann flüsterte sie: »Auch hier ist der Weg sauber. Eine Treppe führt ins Fort hoch und es gibt sogar Licht. An den Wänden brennen Gaslaternen.«
    Martin grübelte unterdessen über den Zweck der Treppe nach, die auf das Felsband führte. Was gab es dort draußen, das einen Zugang rechtfertigte? Hatte er auf dem Felssims etwas übersehen?
    »Draußen auf dem Felsen muss etwas sein, das wir nicht entdeckt haben«, flüsterte er.
    »Vielleicht haben sie von dort die gefangenen Piraten springen lassen«, flüstere Eliane zurück. »Doch das ist im Moment irrelevant. Viel entscheidender ist die Frage, was in diesem Fort los ist. Eigentlich müssten auch hier unten Wachen stehen. Unbewachte Zugänge gibt es im Normalfall nicht.«
    »Dann ist das Fort auch von Piraten überfallen worden, wie Fort Tesla.«
    »Schon möglich, aber es gibt keinen zweiten Maribor, der die mechanischen Wächter hätte außer Betrieb setzen können. Hier ist ein anderes Szenario im Gange.«
    Eliane wagte sich aus der Deckung und näherte sich vorsichtig der Treppe, die vermutlich hinauf ins Innere des Forts führte. Martin folgte ihr auf dem Fuß. Er hatte kein gutes Gefühl. Der Schütze hatte sich sicher irgendwo versteckt und wartet auf sie. Bei der Treppe angelangt, bemerkte er, dass diese schnurgerade in die Höhe führte und oben an einer Tür endete.
    »Wir sind also auf dem richtigen Weg«, stellte Eliane fest und stieg die Stufen hinauf. Doch nach drei Schritten blieb sie plötzlich verdutzt stehen. Drei kleine Vögel flatterten auf sie zu. Sie waren aus dem Nichts gekommen und befanden sich bereits in der Mitte über der Treppe.
    Ohne zu Zögern hob sie ihre kleine Ætherpistole und feuerte. Der erste Strahl traf einen der Vögel und zerteilte ihn. Doch anstatt Blut und Federn regnete es Zahnräder und andere mechanische Teile. Sie hüpften klimpernd die Treppe hinunter. Doch Martin hatte keine Zeit zum Staunen. Ein weiterer Strahl aus Elianes Pistole verfehlte den nächsten Vogel, und ehe sie nochmals einen Schuss abfeuern konnte, kreisten die mechanischen Tiere bereits um ihre Köpfe. Eliane schlug mit einem Messer nach ihnen. Sie streifte dabei einen der Angreifer, der prompt ins Trudeln geriet. Martin wehrte sich mit seinen Händen, wie gegen angreifende Hornissen.
    Doch der Spuk war so schnell vorüber, wie er gekommen war. Spurlos verschwanden die beiden mechanischen Vögel und auch die Einzelteile des abgeschossenen Exemplars, die auf der Treppe lagen. Nichts erinnerte mehr an den Zwischenfall, es war, als hätte es die Vögel nie gegeben.
    »Das geht nicht mit rechten Dingen zu«, stellte Martin überflüssigerweise fest.
    Eliane entgegnete nichts darauf und stieg rasch die Treppe hoch. Oben angelangt untersuchte sie die Tür.
    »Sie sieht genau gleich aus wie die erste und ist auch verschlossen«, sagte sie.
    »Irgendwie logisch, dass alle Türen in diesem Fort gleich sind«, kommentierte Martin, der zu ihr aufgeschlossen hatte.
    »Ich meine, die Tür sieht exakt gleich aus, bis auf jede Unregelmäßigkeit in der Verarbeitung und jeden Kratzer.
    »Das ist allerdings ungewöhnlich. Aber was sollen wir daraus folgern?«
    »Dass es diese Tür gar nicht gibt. Zumindest nicht so, wie sie vor uns steht.«
    »Du meinst, sie ist eine geschickte Tarnung, vielleicht gar eine Illusion.«
    »Ja, ich denke, das trifft es. Aber wir werden es gleich wissen.« Sie machte einen Schritt vorwärts und ging durch die Tür

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