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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
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versuchte, wieder auf dem Dünenkamm zu fahren. Doch trotz der gekürzten Segel konnte er das Boot nicht oben halten. Der Sturm hatte nochmals zugelegt.
    »Weiter können wir die Segel nicht kürzen. Wenn der Wind noch stärker wird, sind wir gezwungen, beizudrehen und unsere Fahrt zu unterbrechen«, rief er. Er musste jetzt immer wieder mit der Hand die Goggles vom Schnee säubern, um überhaupt noch etwas zu sehen. Wie sie unter diesen Umständen das Fort finden sollten, war ihm schleierhaft. Waren sie überhaupt noch auf dem richtigen Kurs? Führte das Dünental, durch das sie fuhren, wirklich noch parallel zum Graben? Vielleicht entfernte es sich, oder schlimmer: Es endete irgendwo an der Abbruchkante.
    »Anhalten kommt nicht in Frage«, rief Eliane zurück. »In diesem Sturm sind wir verloren. Wir müssen das schützende Fort erreichen.«
    Kaum hatte sie fertig gesprochen, erfüllten sich Martins schlimmste Befürchtungen. Abrupt endete das Dünental und damit die weiße Schneefläche und machte einem gähnenden Abgrund Platz. Er versuchte noch, den Schneesegler zu wenden, doch es war bereits zu spät. Mit kaum verminderter Geschwindigkeit schoss das Gefährt hinaus ins Nichts.
    »Nun ist es endgültig zu Ende«, murmelte Martin noch im Flug. Doch seine Einschätzung stimmte nicht ganz. Einen Augenblick später bohrte sich der Bug des Schiffes in einen Wall aus Schnee, pflügte hindurch und wurde dabei stark abgebremst. Dann endete die Fahrt mit einem hässlichen Knirschen auf einer Felsklippe.
    »Wir stecken fest«, konstatierte Eliane trocken, wie es ihre Art war.
    Martin, der noch nicht begriffen hatte, dass sie nicht in den Stonehenge-Graben gestürzt waren, fragte verwirrt: »Wo sind wir?«
    »Auf einem Felssims unterhalb der Abbruchkante. Wir haben Glück gehabt Doch jetzt wird es schwierig.«
    Sie kletterten aus dem Wrack und sahen sich um. Martin wurde dabei schwindlig. Keine zwei Meter weiter und sie wären in den Graben gestürzt. Er wandte sich der Felswand zu und kämpfte sich durch den hüfthohen Schnee. Das Felsband, auf dem sie gelandet waren, war breit und in seiner Mitte erhob sich ein mächtiger Scheewall. Ihm hatten sie es zu verdanken, dass sie nicht in den Abgrund gestürzt waren. Nur mit Mühe konnten sie ihn überwinden. Der Schnee war so locker, dass sie sich hindurchgraben mussten. Als sie schließlich vor der Felswand standen, die Abbruchkante in unerreichbarer Höhe über ihnen, ließ Martin mutlos die Schultern sinken.
    »Da kommen wir niemals wieder hinauf.«
    »Der Fels ist hier nicht so glatt und kompakt wie an den meisten Stellen«, entgegnete Eliane, wie immer optimistisch. »Irgendwo werden wir sicher eine Aufstiegsmöglichkeit finden. Wir müssen nur am Fels entlanggehen.«
    Sie teilten sich auf. Eliane ging nach links der Felswand entlang, Martin wandte sich nach rechts.«
    »Wenn du zum Ende des Felsbandes kommst, kehrst du um, dann treffen wir uns irgendwo unterwegs. Klettere auf keinen Fall alleine hoch, auch wenn die Stelle noch so gut aussieht.«
    »Keine Sorge, ich werde dich nicht im Stich lassen«, gab er zurück und machte sich auf den Weg.
    Bald kam er an einige Spalten vorbei, doch keine sah aus, als könne man in ihr ganz nach oben klettern. Martin stakste weiter der Felswand entlang und kam dabei gut vorwärts. Hier am Fuße der Wand war der Schnee nicht tief und er versank nicht bei jedem Schritt. Täuschte er sich, oder stieg das Felsband tatsächlich langsam an? Die Abbruchkante über ihm schien auf einmal nicht mehr so weit weg zu sein. Ein wenig klettern und sie wäre sicher erreichbar. Aber vielleicht war das bloß Wunschdenken, sagte er sich. Allerdings wurde das Band jetzt auch schmaler und der Schneewall in seiner Mitte schien auch nicht mehr so hoch zu sein. Plötzlich stutzte er. War da nicht ein dunkler Schatten über ihm? Er versuchte mit seinem Blick das Schneegestöber zu durchdringen, doch schließlich ging er weiter. Vielleicht war das eine optische Täuschung gewesen, sagte er sich.
    Er kam an weiteren Spalten vorbei. Einige zogen sich so tief in den Fels hinein, dass er ihr Ende nicht sehen konnte. Sie waren teilweise mit Schnee gefüllt, und wenn sie oben nicht zu sehr auseinanderliefen, konnte man in ihnen sicher bis auf die Eisebene klettern. Doch Martin kehrte noch nicht um. Das Felsband war noch nicht zu Ende und vielleicht tat sich ein paar Schritte weiter noch eine bessere Möglichkeit auf. Auch war der Anstieg des Felsbandes jetzt nicht

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