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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
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»Hoffentlich geht es Isabelle gut. Ob die mechanischen Rebellen das Städtchen schon eingenommen haben?«
    »Ich denke, das werden wir in Stonehenge erfahren – sofern wir dorthin gelangen.« Sie lachte. Doch plötzlich brach ihr Gelächter ab und sie deutete auf ein seltsames Objekt, das ihnen entgegen kam. Auf den ersten Blick sah es aus wie ein U-Boot und Martin rieb sich verwundert die Augen. Überall hatte es Kuppeln und Aufbauten, die wie Warzen die Oberfläche bedeckten. Das seltsame Gefährt wurde von zwei Propellern an Bug und Heck angetrieben, die den Durchmesser des Luftschiffs hatten. Doch die größte Überraschung erlebten sie, als das seltsame Ding an ihnen vorüberflog. Es war nicht größer als ihr Gleiter.
    »Ein Miniluftschiff«, stellte Eliane verblüfft fest.
    »Vielleicht ist es ein fliegender Roboter«, sagte Martin. »Wenn da ein Mensch drin wäre, hätte es keinen Platz mehr für das Gas.«
    Doch kaum hatte er das gesagt, entdeckte er hinter einer gläsernen Kuppel, die nicht größer war als eine kleine Salatschüssel, zwei winzige Augenoptiken, die auf ihn gerichtet waren.
    »Ein Mikromechanischer!«, stieß er überrascht hervor. »Der Pilot ist ein Mikromechanischer. Vielleicht ist es sogar unserer, den wir seit der Verhaftung in Stahldorf nicht mehr gesehen haben.«
    »Unmöglich«, entgegnete Eliane, die gerade eine Kurve flog und versuchte, dem Mini-Luftschiff zu folgen. »Wo sollte er ein solches Schiff herhaben? Zudem wäre es ein unwahrscheinlicher Zufall, wenn wir ihm gerade hier begegnen würden.«
    Das Mini-Luftschiff ließ sich nicht einholen. Es änderte unversehens seinen Kurs und stieg steil in die Höhe, sodass der Gleiter ihm nicht folgen konnte.
    »Keine Chance«, sagte Eliane. »Aber wir müssen jetzt sowieso runter und ich hoffe, dass wir diesmal zwischen den Wolken hindurch kommen, ohne wieder in einen Aufwärtssog zu geraten.« Sie steuerte den Flieger in einen parallelen Gleitflug zum Graben, der zwischen den Wolken unter ihnen teilweise sichtbar wurde. Er sah aus wie ein Riss in der weißen Oberfläche des Planeten.
    »Woher kommen diese Mikromechanischen überhaupt? Wer hat sie gemacht?«
    »Das weiß niemand, es gibt nur Vermutungen und Gerüchte. Aber ich traue ihnen nicht über den Weg. Wenn sie nicht mit den Rebellen unter einer Decke stecken, so haben sie vermutlich ihre eigenen Ziele.«
    Martin erinnerte sich daran, wie unfreundlich Eliane dem Mikromechanischen begegnet war, den er in der Brennkammer der 411er-Lokomotive gefunden hatte. Sie hatte ihn sogar erschießen wollen. Zwar hatte der Mikromechanische ihnen anschließend immer wieder aus der Patsche geholfen, doch gab es auch viele Rätsel im Zusammenhang mit ihm. Zum Beispiel den Umstand, dass er ihn im Brennraum gefunden hatte. Was hatte er dort gemacht, wieso hatte er sich ausgerechnet dort versteckt? Hatte er gar auf der Lokomotive auf sie gewartet und ihnen dann den blinden Passagier vorgespielt?
    Sie mussten mit ihrem Gleiter viel höher gewesen sein, als Martin zuerst gedacht hatte. Der Sinkflug schien unendlich lange zu dauern und inzwischen berührte die erste der beiden Schwestern den Horizont und schickte sich an, unterzugehen. Sie tauchte den Himmel in ein Farbenspiel, das jeden Regenbogen würde erblassen lassen, obschon die andere Sonne noch eine Handbreit über dem Horizont war. Einen derart fantastischen Sonnenuntergang hatte Martin noch nirgends gesehen. Ob das mit der andersartig geschichteten Lufthülle des Planeten zu tun hatte?
    »Ist das nicht wunderschön?«, sagte er begeistert.
    »Ja, auf der Eisebene sind die Sonnenuntergänge niemals so spektakulär. Ich denke, es liegt am Æther über uns.«
    Quatsch, dachte Martin. Es gibt keinen Æther. Was sie meint, ist der Weltraum.
    Als der Gleiter wieder in dichtere Wolkenfelder eindrang, wurde das Pilotieren wiederum schwieriger. Doch diesmal schaffte es Eliane, die drohend nahen Wolkentürme zu vermeiden. Unter ihnen war bereits der Giftsee zu sehen, da musste sie eine scharfe Rechtskurve fliegen, um nicht noch im letzten Augenblick in den Aufwind einer nahen Wolke zu geraten. Der Gleiter bockte und schüttelte sich und plötzlich spürte Martin einen Schlag gegen seine lederne Pilotenkappe. Eine Abspannung war gerissen und hatte ihn am Kopf getroffen. Das Fluggerät geriet ins Trudeln. Krampfhaft hielt er sich an den intakten Drähten der Verspannung fest, worauf noch ein zweiter riss. Die Flügel über seinem Kopf, die wie

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