Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)
Szene.
»Komm, Martin, wir gehen.«
»Aber wir können doch nicht ohne die …« Draußen vor dem Tor standen die beiden Frauen und starrten mit leerem Blick auf die beiden Männer. Auch sie schienen unverletzt, beziehungsweise unbeschädigt zu sein.
Gemeinsam marschierten sie raschen Schrittes durch die schmale Seitengasse.
»Nur weg von den Mecanos«, sagte Thomas, »wer weiß, was passiert, wenn die zur Besinnung kommen.«
»Wir sollten einen Dampfkoffer auftreiben und den beschädigten Schokoladenverkäufer holen«, versuchte es Martin nochmals. Thomas schaute ihn schräg an. »Er weiß einen alternativen Weg aus der Stadt.«
»Einen weiteren Weg aus der Stadt?« Thomas horchte auf. »Einen anderen Weg als mit der Bahn oder durch den Kamin?«
»Ja, er sagte, er kenne meinen Onkel Flix Krok. Wenn wir ihn zu ihm bringen würden, so würde er uns den Weg zeigen.«
»Ich glaube, ich werde verrückt. Diese Geschichte ist noch viel unglaublicher als die mit dem mechanischen Schremp. Du hast einen Onkel auf dieser Welt, du als Außenweltler, noch dazu einen mit einem mechanischen Namen?«
»Auch meine Mutter ist hier«, sagte Martin. »Offenbar schon länger als ich, denn sie scheint sich gut auszukennen und trägt komische Kleidung.«
In der Zwischenzeit hatten sie die Hauptstraße erreicht. Thomas blieb stehen und schien zu überlegen.
»Gut, verrückter kann es ja kaum noch werden. Wir besuchen deinen Schokoladenverkäufer. Ich möchte ihm ein paar Fragen stellen.«
»Ich glaube, es geht in diese Richtung«, Martin zeigte nach links. »Es muss die nächste Seitengasse sein. Er befindet sich im gleichen Gebäude wie die Generatorhalle. Sag, Thomas, hast du den Mikromechanischen tatsächlich unten im Generator gelassen?«
»Natürlich nicht, er ist zu wertvoll. Der Kleine steckt in meiner Tasche.« Thomas grinste.
»Was hat denn die Explosion verursacht?«
»Das möchte ich auch gerne wissen. Vor allem würde es mich interessieren, wo die Explosion stattgefunden hat und ob der Generator zerstört ist.«
»Ich dachte du seist das gewesen«, sagte Martin, als sie durch den Türrahmen der herausgeschlagenen Glastür stiegen und in den Laden eindrangen. Erstaunlicherweise brannten die Glühbirnen noch, aber sie flackerten wie in einer Disco. Martin hätte Thomas gerne noch mehr Fragen gestellt. Zum Beispiel, wo Alexandra war. Doch sie waren bereits bei dem defekten Roboter angelangt. Er lag immer noch in einer Lache blauer Flüssigkeit am Boden und bewegte sich nicht.
Da wurde es Martin schwarz vor den Augen.
KRIEGSRAT
Als er wieder aufwachte, lag er im Bett in seinem Zimmer über dem Pub. Thomas schaute aus dem Fenster und die beiden Frauen saßen im Schneidersitz auf dem Boden und unterhielten sich leise. Der Mikromechanische stand auf dem Bettrand und beobachtete ihn.
»Was ist geschehen? Wieso sind alle hier?«, murmelte Martin benommen.
Thomas drehte sich zu ihm um.
»Ah, endlich aufgewacht. Als wir bei deinem Schokoladenverkäufer waren, bist du plötzlich umgekippt. Wir haben dich dann hierher gebracht.«
»Die Abenteuer der letzten Stunden waren zu viel für deinen Organismus. Du hattest einen Kreiskaufkollaps«, erklärte der Mikromechanische. »Du hast mehr als zwölf Stunden geschlafen. Wir haben dir etwas Schokolade mitgebracht, du bist der Einzige, der das Zeug mag und auch verträgt.« Der kleine Roboter hielt einen Würfel hoch, der so groß war wie er selbst. Martin nahm ihn dankend entgegen, er hatte einen Bärenhunger.
»Hast du auch etwas zu trinken?«
Der Mikromechanische deutete auf eine volle Flasche auf dem Nachttisch neben dem Bett. »An Wasser herrscht hier unten glücklicherweise kein Mangel.«
»Was ist mit dem Schokoladenverkäufer?«, fragte Martin zwischen zwei Bissen.
Thomas deutete mit dem Daumen auf die Wand.
»Der liegt drüben im Nachbarzimmer. Leider war er mausetot, als wir ankamen und der Mikromechanische hat es bisher nicht geschafft, ihm ein einziges Wort zu entlocken.«
»Höchste Zeit, dass du aufgewacht bist«, sagte Eliane. Sie hatte sich erhoben und stand nun am Bett, wo sie ihn kritisch betrachtete.
»Du bist nicht mehr im mechanischen Modus?«
»Nein, auch Silvy nicht. So heißt übrigens deine Kollegin aus dem Tretrad.
»Wir haben ein Problem«, erklärte Thomas. »Solange wir den kaputten Mechanischen nicht zum Reden bringen, kann er uns nichts über den alternativen Weg aus der Stadt erzählen. Das heißt, wir sitzen hier fest.
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