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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
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aufgegeben hatte.
    Thomas führte sie nicht hinauf auf den Balkon und zu der Tür, durch die Martin gekommen war, sondern in die entgegengesetzte Richtung. Die zerlumpten Gestalten in den Rädern links und rechts beobachteten sie neugierig, doch ohne ihren Trott zu unterbrechen. Der Generator erfüllte die Halle nach wie vor mit seinem Summen. Die Alarmpfeifen waren verstummt und von den Mechanischen war keiner mehr zu sehen. Martin war sich aber sicher, dass sie aus unzähligen Optiken beobachtet wurden. Er hatte ein ausgesprochen mulmiges Gefühl in der Magengegend. Bei der Hallenwand angelangt, öffnete Thomas eine Tür und winkte sie hindurch.
    »Jetzt muss es schnell gehen. Sobald wir den Generator nicht mehr im Schussfeld haben, ist hier der Teufel los. Sie werden uns durch die ganze Stadt hetzen.«
    »Wir müssen einen Dampfkoffer auftreiben und damit zum defekten mechanischen Schokoladenverkäufer«, sagte Martin. Thomas sah ihn nur verständnislos an.
    Die Tür führte in eine kleine Kammer, die Martin irgendwie bekannt vorkam. Durch eine weitere Tür mit Handrad ging es in eine zweite, runde Kammer. Die Decke war niedrig und bestand aus einer Art Tuch, das bauchig durchhing. Der Boden war weich und federte und die Luft war zum Abbeißen stickig. Ein Schwerluftschacht, erkannte er.
    »Springt!«, befahl Thomas. Darauf nahmen die beiden Frauen Martin in die Mitte und griffen ihm unter die Arme. Mit einem kräftigen Stoß ihrer Beine hüpften sie in die Luft. Doch anstatt mit dem Kopf anzuschlagen, durchstießen sie die weiche und schlüpfrige Decke über ihren Köpfen und fanden sich in einem grünlich beleuchteten Schacht wieder. Martin bemerkte, wie sie darin mit mäßiger Geschwindigkeit nach oben trieben. Das Atmen bereitete ihm Mühe und er fühlte einen Druck auf der Brust. Er hatte sich noch immer nicht an die schwere Luft gewöhnt.
    »Pass auf dein Æthergewehr auf«, rief Thomas von unten. Seine Stimme klang tief und seltsam verzerrt. Auch er schwebte im Schacht nach oben. Martin blickte auf die Waffe, die er in den Händen hielt. Welch seltsames Ding! Wie sie wohl funktionieren mochte? Stammte der grüne Strahl, der Löcher in Roboter schießen konnte, aus einem Laser? Oder war es eine andere Art Energiewaffe, wie in den Science-Fiction-Filmen, die er so gerne sah? Doch irgendwie passte das nicht zu dieser Welt. Die Verwendung von Elektrizität schien wenig fortgeschritten zu sein und sich auf Strom für die Beleuchtung zu beschränken, und anstelle elektronischer Schaltungen wurde eine extrem miniaturisierte Mechanik benutzt. Vielleicht schoss aus dem Lauf der seltsamen Waffe ein Strahl hochkonzentrierter Säure, die sich in Sekundenbruchteilen durch jedes Material fraß. Während Martin am Funktionsprinzip der Waffe herum studierte, waren sie am oberen Ende des Schwerluftschachtes angelangt. Die beiden Frauen hielten sich an den Haltegriffen fest und bugsierten Martin durch eine Tür in die Schleusenkammer. Es rauschte und er spürte einen starken Luftzug, dann öffnete sich die äußere Tür automatisch. Unvermittelt standen sie in einer großen Halle, den aufgestapelten Kisten nach ein Lager. Aber leider warteten nicht nur Stapel von Kisten auf sie. Zahlreiche Gewehrläufe zeigten in ihre Richtung. Eine wahre Roboterarmee erwartete die Flüchtlinge. Eliane und die hagere Frau an seiner Seite erstarrten, als hätte jemand auf eine Stopp-Taste gedrückt.
    Martin war gerade daran, sein Gewehr vorsichtig auf den Boden zu legen, als hinter ihnen Thomas durch die Schleuse kam.
    »Liebe Freunde«, rief er. »Was für ein toller Empfang. Euch ist doch sicher klar, dass wir nicht ohne Rückendeckung losgezogen sind.« Er grinste breit.
    Da kam hinter den Mechanischen ein Schremp zum Vorschein.
    »Tod oder Leben. Er lügt. Tötet ihn!«
    Doch die Mechanischen schienen verunsichert zu sein. Sie klickten und surrten und verströmten heißen Dampf.
    »Ich habe den Mikromechanischen bei eurem Generator zurückgelassen. Er ist ein äußerst geschickter kleiner Kerl und schaut sich jetzt die Maschine von Innen an. Wenn uns etwas passiert, geht euch der Strom aus«, erklärte Thomas.
    Die Mechanischen surrten und dampften noch intensiver und der Schremp rief in das Durcheinander: »Ihr habt keine Verbindung mit dem Mikromechanischen. Er ist dort, ihr seid hier.«
    »Du kannst ja rasch nachsehen, Schremp. Bei deinem Tempo bist du in Nullkommanix wieder zurück. Unter der rechten Konsole ist eine kleine Klappe,

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