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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
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Mund. »Der Proviant, den du uns verkauft hast, ist geflohen.«
    »Dafür kann ich nichts«, entgegnete Thomas und schaute dabei treuherzig drein. »Auf euren Proviant müsst ihr schon selbst aufpassen, und jetzt lasst uns bitte weiterarbeiten.«
    »Wir wollen den Preis zurück, den wir bezahlt haben.«
    »Da seid ihr an der falschen Adresse, ich bin nur …«
    Der Rest des Satzes hörte Martin nicht mehr mit. Er trug die Hülle nach draußen, zusammen mit Eliane und Silvy, die der Mikromechanische mit kurzen Befehlen dirigierte. Er hatte beide wieder in den Mecano-Modus versetzt. Mitten auf der Straße breiteten sie den Ballon am Boden aus und setzten den Brenner in Brand. Der Whisky brannte besser, als Martin gehofft hatte. Aber es erwies sich als äußerst schwierig, die heiße Luft in die Hülle zu dirigieren, ohne dass diese mit der Flamme in Berührung kam. Unterdessen diskutierten Thomas und die Schremp hitzig weiter. Martin ahnte, dass sie sich nicht einig werden würden. Doch solange die Mechanischen nicht auf dem Plan erschienen, konnte nicht viel passieren. Trotzdem war ihm mulmig zumute und er wurde noch nervöser, als plötzlich zwei weitere Schremp auftauchten und ihr Tun beobachteten.
    Langsam gewann die Ballonhülle an Volumen und nahm Form an. Das war ein gutes Zeichen und zerstreute Martins Bedenken bezüglich ihrer Dichtigkeit. Als der Ballon zu schweben begann und der Brenner stabil in seiner Montierung hing, bugsierte er den Dampfkoffer mit dem aufgeschnallten Schokoladenverkäufer auf den umgedrehten Tisch, den sie zum Ballonkorb umfunktioniert hatten. Auch die beiden Frauen stellten sich nun auf die Tischplatte und der Mikromechanische hangelte sich an Martins Kleidern hoch und nahm auf seiner linken Schulter Platz. Da es absolut windstill war, schwebte der viereckige Ballon ruhig über ihnen. Die Tischplatte begann zu schwanken.
    »Beeil dich, Thomas!«, rief Martin.
    Plötzlich wurde es noch enger im improvisierten Ballonkorb, die beiden Schremp standen unversehens zwischen ihnen, und der Ballon, der gerade hatte abheben wollen, blieb am Boden.
    Verflixt, dachte Martin, sie wissen, was wir tun wollen, und verhindern mit ihrer Anwesenheit unseren Abflug. So nahe waren ihm die Schremp noch nie gekommen. Er glaubte ihre Schuppenhaut durch die Kleidung hindurch zu spüren. Ob die beiden wohl echte oder mechanische Schremp waren?
    »Uns geht der Alkohol aus, wenn wir nicht sofort abfliegen«, flüsterte ihm der Mikromechanische ins Ohr.
    In diesem Augenblick kam Thomas im Laufschritt aus dem Gebäude. Er schlug dabei Haken, sprang mal nach rechts und dann wieder nach links, ohne erkennbares Muster.
    »Die Schremp versuchen ihn aufzuhalten und stellen sich ihm immer wieder in den Weg«, kommentierte der Mikromechanische auf seiner Schulter das Geschehen.
    Thomas schaffte es trotzdem bis zum Ballon, aber er fand keinen Stehplatz mehr auf der Tischplatte. Mit den beiden zusätzlichen Schremp war sie voll besetzt.
    »Wir müssen Ballast abwerfen«, keuchte er. »Der Brenner macht‘s nicht mehr lange, obschon wir ihn randvoll gefüllt haben.« Noch während er das sagte, begann sich der Tisch unter ihnen zu bewegen und mit einem Ruck hob der Ballon ab. Der Dampfkoffer mit dem defekten Schokoladenverkäufer hatte die Stoffbahn um den Tisch zerrissen und war auf die Straße gerollt. Thomas tat einen Satz und hielt sich an einem Tischbein fest. Der Ballon hielt in seiner Fahrt inne. Er schwebte jetzt etwa zwei Meter über der Straße.
    »Halt!«, rief Martin. »Wir haben den Schokoladenverkäufer verloren.«
    Von der Bahnhofseite kam jetzt eine Gruppe Mechanischer auf sie zu. Sie waren mit Laufrädern ausgerüstet und näherten sich ihnen in hohem Tempo.
    »Schieß, Martin!«, rief Thomas. Martin griff nach seinem Æthergewehr, das er umgehängt hatte. Das schien den Schremp auf dem Tisch nicht zu passen. Einer von ihnen verschwand schlagartig und tauchte gleichzeitig unten auf der Straße wieder auf. Von seinem Gewicht erleichtert, machte der Ballon einen Satz und schoss nach oben. Gerade rechtzeitig. Die Mechanischen waren stehen geblieben und einige hatten Gewehrläufe ausgefahren. Der Ballon gewann schnell an Höhe. Die Fenster der umliegenden Gebäude schossen vorbei und schienen sie dabei wie dunkle Augen anzustarren. Außer einigen grünen Leuchten an den Gebäuden brannte nirgends ein Licht. Schon nach wenigen Sekunden waren die Mechanischen und die Schremp unten auf der Straße nur noch so groß

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