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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
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Bisher hat man uns in Ruhe gelassen, aber das kann sich jederzeit ändern.«
    »Er hat zu viel blaues Blut verloren«, erklärte der Mikromechanische.
    »Könnten nicht Eliane und Silvy etwas von ihrem mechanischen Blut spenden?«, fragte Martin.
    »Sie haben kein blaues Blut. Ihre Mechanik benutzt Feinöl. Das blaue Blut der Mechanischen ist sehr speziell.«
    »Dann müssen wir halt einen Mechanischen kidnappen und ihm etwas Blut abzapfen.«
    »Daran habe ich auch schon gedacht«, sagte Thomas. »Doch hier oben in der Stadt ist zurzeit kein Mechanischer zu entdecken. Sie befinden sich wohl alle im Untergrund. Einen Teil davon haben wir ja schon gesehen. Doch zum Generator zurückzukehren wäre zu riskant.«
    »Gibt es denn keine Alternative zu diesem blauen Blut? Eine andere, ähnliche Flüssigkeit zum Beispiel?«
    Thomas hatte wieder seinen naiven Kaninchenblick aufgesetzt und dozierte geduldig.
    »Das blaue Blut vereinigt drei essenzielle Eigenschaften: Es ist erstens ein Botenstoff, zweitens eine Kühlflüssigkeit und drittens liefert es hochgespannten Dampf. Was willst du denn nehmen? Whisky? Wasser? Dein rotes Blut? Es gibt keinen Ersatz für blaues Blut.«
    »Schluss jetzt«, sagte Eliane. »Martin ist ein Außenweltler ohne jede Erfahrung. Er wird uns sicher keine Lösung aufzeigen können. Ich bin es leid, untätig hier zu sitzen, wir sollten uns auf die Suche nach einer Fluchtmöglichkeit machen. Wo ist deine Draisine hingekommen? Wir könnten sie benutzen, um damit nach Stonehenge zu fahren.«
    »Stonehenge ist zu weit weg. Um dorthin zu kommen, bräuchten wir eine richtige Lokomotive. Dazu noch freie Fahrt, versteht sich.«
    »Wo ist übrigens Alexandra?«, fragte Martin, der sich diese Frage letztlich doch nicht verkneifen konnte.
    Thomas grinste unschuldig. »Du meinst Alexandria? Ich habe sie verkauft.«
    »Verkauft? Du hast die arme Frau verkauft? Doch nicht etwa den Schremp?«
    »Doch, das hat er«, warf der Mikromechanische ein. »Sie befand sich im Dampfkoffer, den er dem Schremp im Bahnhof übergeben hat.«
    Dieser Mann war nicht nur ein Sklavenhändler, er war ein Monster, fand Martin. Ein Wunder, dass er sie nicht schon alle ans Messer geliefert hatte.
    »Sie werden sie aussaugen. Du hast sie in den Tod geschickt.«
    »Du wirst dich noch an die Regeln dieser Welt gewöhnen müssen«, sagte Thomas und es klang wie eine Drohung. »Aber wenn es dich beruhigt: Alexandria weiß sich zu helfen und sie wird den Schremp sicher entwischen. Außerdem wollte sie nach Stonehenge.«
    In was für eine verrückte und brutale Welt war er nur geraten? Nicht nur die Technik war seltsam, auch die Moralvorstellungen waren anders.
    »Vergiss nicht, er hat dich und die beiden Ladys vor dem sicheren Tod gerettet«, flüsterte ihm der Mikromechanische zu.
    Da wird er wohl nicht uneigennützig gehandelt haben, dachte Martin. An dieser Geschichte stimmte etwas nicht. Nein, schlimmer noch, überhaupt nichts schien daran zu stimmen. Plötzlich drängte sich ein schrecklicher Verdacht zwischen seine Gedanken: Hatte Thomas sie nur gerettet, damit er sie als Sklaven oder gar als Schrempfutter verkaufen konnte?
    Da meldete sich Silvy zu Wort:
    »Bei den Rädersklaven, wie wir genannt werden, kursiert eine Legende. Es heißt, die Mechanischen würden im Untergrund leben, die Schremp in der Stadt und in der Höhe die Alten.«
    »Die Alten?« Thomas kratzte sich an seiner Lederkappe. »Ich weiß nicht, wer damit gemeint sein könnte. Ich war auch noch nie in den oberen Stockwerken der Hochhäuser, ja, ich weiß nicht einmal wie hoch sie sind. Die Schwerluftschächte sind alle defekt. Ich habe keinen einzigen angetroffen, der funktionierte.«
    »Es gibt doch sicher Treppen in den Häusern, wie zum Beispiel hier im Pub«, warf Martin ein.
    »Die hier im Haus ist eingestürzt, weiter als bis zur dritten Etage kommt man nicht.«
    »Aber vielleicht existiert in einem der anderen Hochhäuser noch eine intakte Treppe«, sagte der Mikromechanische.
    »Wir sollten mal nachsehen«, schlug Eliane vor. »Wenn diese Alten wirklich existieren, so kennen sie vielleicht eine Möglichkeit, die Stadt zu verlassen.«
    Thomas zuckte die Schultern. »Wieso nicht. Aber ich denke, wenn sie einen Weg kennen würden, dann hätten sie der Stadt schon längst den Rücken gekehrt. Die Lebensqualität in Stahldorf ist nicht gerade besonders hoch.«
     

 
    DIE ALTEN STAHLDORFER
     
    Zuerst nahmen sie die eingestürzte Treppe oberhalb des Pubs in

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