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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
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wie Spielzeugfiguren. Sie umringten den Schokoladenverkäufer auf dem Dampfkoffer.
    »Sie werden ihn umbringen«, rief Martin. »Hast du ihn vom Tisch gestoßen? War das der Ballast, von dem du gesprochen hast.«
    »Blödsinn, der Koffer hat sich selbstständig gemacht. Das war keiner von uns. Ich hatte ja beide Hände am Tischbein und die beiden Damen tun zurzeit nur, was man ihnen befiehlt.« Thomas schwang sich auf die Plattform. »Umbringen können sie ihn auch nicht. Er ist bereits mausetot.
    »Tod ist Leben«, sagte da der Schremp, der bei ihnen verblieben war. Doch es war ein hoffnungsloser Versuch sie zu beeinflussen.
    Thomas feixte und seine Augen glichen in diesem Moment eher einer Raubkatze als einem Kaninchen.
    »Spring, Schremp«, sagte er. »Ich habe schon lange mal einen von euch springen sehen wollen.«
    Doch der Schremp regte sich nicht. Er schien entschlossen, bei ihnen zu bleiben. Der Ballon war nun langsamer geworden und die Hülle glitt dem Gebäude entlang in dem das Stoffgeschäft lag.
    »Das gibt eine schöne Bruchlandung«, knurrte Thomas. »Der Alkohol geht zu Ende.«
    In diesem Moment knallte die improvisierte Gondel gegen die dunkle Gebäudefassade. Martin konnte sich gerade noch an einem Tischbein festhalten, doch verlor er dabei sein Æthergewehr. Es schlitterte über die Tischkante und verschwand in der Tiefe. Thomas hatte versucht, sich intuitiv am Schremp festzuhalten. Doch als er zugriff, war dieser bereits zur Seite gerückt. Viel Bewegungsspielraum hatte der Schremp nicht. Er war jetzt auf Tuchfühlung mit Martin. Erstaunt beobachtete er, wie plötzlich der Mikromechanische auf dem Schremp herumkrabbelte. Wie er dorthin gekommen war, hatte er nicht gesehen.
    »Pass auf!«, rief er. »Wenn er seine Position ändert, fällst du herunter.
    »Keine Sorge«, sagte Thomas, der sich an einem Tischbein festhielt. »Wenn er dem Schremp auf der Pelle sitzt, ist er fest an seine Bewegungen gekoppelt und wird diese bei jeder Geschwindigkeit mitmachen.«
    Dem Schremp schien das gar nicht zu gefallen.
    »Leben ist Tod«, sagte er. »Mikromechanischer, verlasse mich.«
    »Mir gefällt es bei dir gut und ich werde noch eine Weile bleiben«, entgegnete der Kleine. Er stand auf dem Rücken des Schremp beim Ansatz des Doppelhalses und Martin sah, wie er aus einem seiner Ärmchen einen winzigen Bohrer ausfuhr. Er setzte ihn auf die Schuppenhaut des Sechsäugigen und Martin zweifelte nicht daran, dass er jetzt dabei war, ein Loch in den Schremp zu bohren. Dieser wurde immer unruhiger und bewegte sich auf der Tischplatte blitzschnell hin und her. Das heißt, er verschwand am einen Ort und tauchte wieder an einem anderen auf. Doch sein Spielraum war denkbar gering und Thomas drängte sich immer mehr gegen den Schremp und engte dessen Bewegungsfreiheit noch zusätzlich ein.
    »Pass auf!«, rief er dem kleinen Roboter zu, »wenn er springt, reißt er dich mit in die Tiefe.«
    Er hatte den Satz noch nicht fertig gesprochen, verschwand der Schremp von der Tischplatte und der Mikromechanische mit ihm. Der Ballon mit der Gondel machte wieder einen Satz in die Höhe und glitt weiter der Fassade entlang nach oben.
    »Ist er gesprungen?«, fragte Martin entsetzt.
    »Ja, aber nicht in die Tiefe, sondern auf einen Gebäudevorsprung.«
    Tatsächlich stand der Schremp nun eng an die Fassade gepresst unter ihnen. Der Mikromechanische war nicht sichtbar, dazu war das grüne Dämmerlicht zu schwach. Auch die Straße, weit unten in der Häuserschlucht, war nur mehr zu erahnen.
    Unvermittelt stoppte der Ballon, als wäre er gegen ein Hindernis geprallt. Die Tischgondel schwankte und schlitterte dann über eine Balustrade auf eine Terrasse, die sich hier oben um das ganze Gebäude herumzog. Martin wurde über Bord geschleudert und kam auf dem Rücken zu liegen. Was er sah, verschlug ihm den Atem. Der Ballon war an die Decke der Felskaverne gestoßen, in der die unterirdische Stadt lag. Das Hochhaus mit der umlaufenden Terrasse war hier aber keineswegs zu Ende. Es reichte bis zur Decke und Martin hatte den Eindruck, es sei in dieser verankert. Auch Thomas und die beiden Frauen hatten die Tischplatte verlassen. Im Gegensatz zu ihm hatten sie das stehend geschafft. Alle schauten sie nun hoch auf den Ballon, der an der Decke der Felskaverne hing. Der um sein Gewicht erleichterte Tisch schwang wieder über die Balustrade nach draußen und der Brenner bekam Schräglage. Brennender Alkohol floss auf den Tisch und augenblicklich

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